Der eingebildete Rassismus - Faktum Magazin

Pascal Bruckner
Der eingebildete Rassismus / Islamophobie und Schuld
Eine Rezension von Michael Mansion

 

Was eigentlich steckt hinter der politischen Strategie, dem Islam eine privilegiert schützenswerte kulturelle Besonderheit zukommen zu lassen?
Der Autor kennt die französische Kolonialgeschichte und deren Strategie, sich die nord-afrikanischen Muslime nicht zu Feinden zu machen.

Dieses Modell war auf das freundliche und moderate Übersehen von „kleinen Missständen“ angelegt, die man nicht hochspielen wollte und hierbei konnte man sich stets auch wissenschaftlicher Unterstützung sicher sein, die wie André Quellien(1) oder Louis Massignon(2) stets einen ablehnend kritischen Umgang mit den Muslimen beklagten und schon im 19. Jahrhundert taucht der Begriff der Islamophobie auf, der von französischen Kolonialbeamten verwendet wurde.

Er sei, wie sein Antonym, die Islamophilie, eine verbale Konstante der Geschichte Europas, welches zugleich immer schon von der islamischen Kultur fasziniert gewesen sei.

Der Begriff sei nach der Chomeini-Revolution im Iran zu einer Waffe geworden“.

Das schuf (f.d. Muslime) die Möglichkeit, sowohl „die Verräter am Glauben“ als auch den gottlosen Westen zum Schweigen zu bringen.


Das Buch ist in der Edition Tiamat erschienen und kostet 24 €.

Es hat eine Einführung, fünf Teile und 19 Kapitel, sowie einen Epilog und Anmerkungen ab der Seite 217.

Die Meinung des Rezensenten ist im Text kursiv gedruckt.


In Frankreich war 1789 das Dekret der Blasphemie abgeschafft worden.

Ein neuerlich erlassenes Gesetz gegen sog. Gotteslästerung wurde 1881 wieder abgeschafft.

Das scheine in unseren Tagen wieder überholt, meint der Autor, wo

„angeführt von UN-akkreditierten Anwälten und Theologen aus dem Nahen und Mittleren Osten alles unternommen werde, um den Straftatsbestand der Blasphemie wieder einzuführen“.

Die „Islamophobie“, als eingebildeten Rassismus, sieht Bruckner als Gefahr für die freie Rede. Wo es Diskriminierungen gebe, dürfe diesen keine halluzinierten hinzugefügt werden. Die Dinge falsch zu benennen bedeute, das Unglück in der Welt zu vergrößern.

Es geht dem Autor darum, Instrumente vorzustellen, die helfen könnten, die neuen Hexenprozesse zu sabotieren. So weit in der Einführung.

Das französische Parlament habe am 16. Mai 2013 auf Initiative der Linksfront den Begriff der Rasse aus der gesamten Gesetzgebung entfernt.

Auch der damalige Präsidentschaftsanwärter Hollande habe die Initiative mit der Begründung unterstützt,

„all diesen widerlichen Theorien den Boden zu entziehen“.

Ein Abgeordneter meinte, der Begriff Rasse sei der Ausdruck eines irrsinnigen und abwegigen Konzepts. Als Grundlage für die schlimmsten Exzesse habe er keine Daseinsberechtigung.

Bruckner verortet den Hintergrund dieses Geschehens dort, wo schon seit geraumer Zeit der schöne Traum von der gemischt- ethnologischen Koexistenz sichtbar zerbrochen war.

Ein sonderbarer Mechanismus sei inganggesetzt, der möglicherweise durch den Untergang des kommunistischen Projekts ausgelöst wurde, was allerdings zunächst einmal zu entschlüsseln wäre.

Zumindest scheint der Kampf der Rassen den der Klassen ersetzt zu haben, wie schon Raymond Aron(3) vor 60 Jahren befürchtet habe.

Das kleinste Unbehagen werde als rassistische Abwertung neu interpretiert.
Der Antirassismus entwickele sich zu einer Zivilreligion der Post-Moderne, die mit anklagender Rhetorik permanent Feindseligkeiten schürt.

Das von der Moderne gegebene Versprechen des Überschreitens habe sich in ein weltweites Gefangensein verwandelt.

Zunehmend ersetze eine Identitätspolitik die Hilfe für die Benachteiligten.

Die einst von Linken und Republikanern mystifizierten Repräsentanten seien verschwunden, zugunsten von Minderheiten. Die Herkunft triumphiere über das Soziale. Es etabliere sich die abscheuliche Gewohnheit, sich selbst über Glauben und Herkunft zu definieren.

Die Political Correctness sei nur eine andere Art von Konformismus geworden.

Die aktuell vorhandenen Tabus umfassten dabei aber nicht nur Glaubensfragen, sondern ganze Bereiche der Realität.

An einigen französischen Universitäten wurde bereits der Gebrauch von Begriffen wie Islamismus oder radikaler Islam untersagt.

Wer dem Anruch des Rassismus entgehen wolle – so der Autor – sei gezwungen, grundsätzlich nach neutralen Begriffen zu suchen, um keiner Verfolgung anheim zu fallen. Eine Art von Sprachpolizei überwache das Reden. Man habe gerade noch die Wahl zwischen Duldung und Beleidigung.

Alles sei einmal integraler Bestandteil des Geistes der Aufklärung gewesen, die Kritik ebenso wie die antiklerikale und philosophische Debatte oder Satire. Das werde jetzt aber als Verleumdung betrachtet oder mit Rassismus gleichgesetzt, wodurch dieser immer weiter anschwillt.

Antirassismus und „Humanität“
werde zur Marktware für jede beliebige Gruppe, die um ihrer Existenz willen behaupten muss, verwundet worden zu sein.

Es handele sich hier um quasireligiöse Lobbyorganisationen, die stets neue Formen von Diskriminierung erfinden, um ihr Dasein zu begründen und Reparationsforderungen zu stellen.

Diversität
als höchstes Gut zu feiern sei – so Bruckner – in keinem Falle eine brauchbare Grundlage für die Konstituierung einer Gesellschaft, sondern ein neokolonialer Paternalismus.

Spätestens seit 2013 fordert die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) den Westen auf, einen Quasi-Vorbehalt für die Meinungsfreiheit in die Charta der Menschenrechte einzubauen, wenn der Islam negativ beurteilt werde. Kritik am Islam und an der Benennung islamischer Terroristen soll dabei als Verbrechen gebrandmarkt werden. Seit 1999 sei diese Organisation bemüht, die Blasphemie in der UN-Menschenrechtskommission zu etablieren, die 2006 durch den sog. UN-Menschenrechtsrat ersetzt wurde.

Diese Forderung werde durch den senegalesischen Juristen und Sonderberichterstatter für Rassismus der UN stets erneut vorgebracht, indem er dabei die Islamophobie als eine der schlimmsten Diffamierungen bezeichnet.

Das Komitee des Rates habe dies daraufhin mit klassischem Rassismus gleichgesetzt und verlangt, jegliches Gespött über den Propheten zu verbieten.

Damit sei eine UN-Organisation bemüht, die Freiheit des Denkens einschränken zu wollen.
Die Kritiker werden der Übernahme kolonialistischer Ideologie bezichtigt, was mit dem Segen der nützlichen Idioten auf der extremen Linken geschehe, die stets auf der Suche nach einem neuen Rassismus sei und im Islam das unterdrückte Subjekt der Geschichte sehe.

So habe in 2016 eine Gruppe französischer Historiker und Akademiker eine Petition an Le Monde gesandt, in der sie den algerischen Schriftsteller Kamel Daoud(4) nach dessen Interpretation der Kölner Silvesternacht 2015, islamophober Stereotypen bezichtigte.

Es sei ihnen dabei nicht um intellektuellen Widerspruch gegangen, sondern darum, den bereits von einer Fatwa bedrohten Autor mit dem Rassismus-Vorwurf zum Schweigen zu bringen.

So werde der Respekt vor Kulturen wichtiger, als der Schutz von Personen und Vergewaltigungen sind kein Verbrechen mehr, wenn man, wie der Soziologe Eric Fassin(5) hierfür einen spezifischen Kontext ausfindig macht.

So habe es sich auch der Journalist Alain Gresh von Le Monde Diplomatique erlaubt, im Senat am 10. Februar 2016, den Imam von Drancy, Hassan Chalghoumi, abzuqualifizieren, wer dieser nach Israel gereist war und gegenüber Juden nicht feindselig ist.

Chalghoumi wird von Fundamentalisten mit dem Tode bedroht und muss rund um die Uhr bewacht werden!

Kritische Muslime seien ermordet worden und würden in den französischen Medien als Aktivisten der extremen Rechten dargestellt, sowie wegen einer angeblichen Allianz mit den Identitären als Hilfstruppen des rassistischen Systems kritisiert.

Wir seien Zeugen einer regelrechten Hexenjagd, welche die Fundamentalisten und ihre „marxistischen Verbündeten“ in Szene gesetzt haben. Sie seien ein Bündnis eingegangen, um den Islam vor Veränderungen zu bewahren.
Die Islamophobie wirke auf die Debatte wie die Drohung mit einer Massenvernichtungswaffe.
Schon die bloße Erwähnung eines Problems mit dem Islam, ziehe den Bannfluch der Zensoren nach sich.

Fragen der persönlichen Freiheit werden von der logischen auf die kulturelle Ebene verlagert und Widerstand wird innerhalb der Community zum Verrat.

Dies offensichtlich und bestürzenderweise auch in der, einiger französischer Intellektuellen, wo ein Philosoph wie Alain de Libera die Islamkritiker in einem Rundumschlag als „Opferpriester von identitären Monolithen“ bezeichnet.

Die Transformation von Religion und Rasse bleibe ein großes Rätsel und der Autor fragt, ob nun künftig auch von Kapitalistenphobie, Liberalen- Sozialisten- und Kommunistenphobie gesprochen werden müsse?

Michel Houellebecq sei vom Rektor der großen Moschee in Paris 2001 vor Gericht zitiert worden, weil er gesagt habe:

„Die dümmste Religion sei nach wie vor der Islam“.

Dass der Prozess überhaupt habe stattfinden können, gebe Auskunft darüber, in welch desaströser Verfassung wir uns befinden.

Interessant sei ja auch, dass trotz massiver Christenverfolgung ein Begriff wie „Christianophobie“ nicht verwendet werde.

Vor dem syrischen Bürgerkrieg habe es dort zwei Millionen (von Baschar al Assad protegierte) Christen gegeben. Vierzig Prozent von ihnen mussten fliehen und Ihre Feinde beherbergen wir hier.

Frankreichs antiklerikale Tradition ermögliche das Verspotten aller Religionen, mit Ausnahme des Islam.

Der Islam darf nur als Opfer oder als Retter in Erscheinung treten. Die Muslime werden (wie einst die Proletarier) das Salz der Erde.

Folge man den Ideen des Philosophen Pierre Tevanian(6), dann seien alle weißen Rassisten und alle Muslime qua Herkunft automatisch progressiv.

Das nenne man einen Essentialismus, weil das Weißsein dazu führe, dass man für Rassismus prädestiniert ist.

Bruckner sieht hier ein „Substrat des sterbenden Marxismus“ und der darniederliegenden Dritte-Welt-Ideologie am Werk.

Man frage sich, wann Bildung und Kulturerziehung sich im Konfliktfalle einem Glauben unterordnen müsse, um hier nicht zu kränken.

Er zitiert Régis Debray(7) und dessen Hinweis auf die Shoa, wenn wir sie wie ein Tabu behandeln, über das man sich nicht lustig machen darf, während wir uns zugleich erlauben, den Islam zu kritisieren.

Dies sei ein typisches Beispiel für die Verwechselung von Kategorien unterschiedlicher Art und entspreche der Propaganda iranischer Islamisten.

Die Besetzung des öffentlichen Raumes durch eine obsessiv auftretende Religion könne im Sinne eines friedlichen Zusammenlebens nicht hingenommen werden.

Es sei im Hinblick auf alle religiösen Zwangsmaßnahmen die Sache des Gesetzgebers, zwischen rechtmäßig und unrechtmäßig zu unterscheiden.

Die Darstellung des Islam als einer Religion der Unterdrückten sei absurd, da islamische Staaten zu den reichsten der Welt gehören.

Viel treffender sei ihre Darstellung als in der Regel despotisch regiert.

Die nicht-muslimischen Länder sein ökonomisch und entwicklungstechnisch jedoch wesentlich erfolgreicher aufgestellt.

Der Islam kranke an der für ihn „unerträglichen Andersartigkeit“ anderer Religionen, die ihn schockiere und herausfordere.
Der Vorwurf der Islamophobie bezeichne zunächst eine narzisstische Kränkung, die als Ressentiment und Wut zurückgespiegelt werde.

Bruckner hat einen kritischen Blick auf das, was er einen „linken Islam“ nennt und zitiert Claude Lévi-Strauss mit dessen Anmerkung von der Entstehung zweier soziologisch bemerkenswerter Gattungen, der des germanophilen Mohammedaners und der des islamischen Deutschen.

Die Linke habe in der Vergangenheit zwei zentrale Fehler in Bezug auf den Islam begangen. Die erste sei gewesen, die Islamisten als gewöhnliche Faschisten zu behandeln und die zweite habe darin bestanden, sie als progressive Kräfte zu deuten, die man nicht kritisieren dürfe.

Man habe gar einen gegen die Armut gerichteten Gründergeist à la Chomeini ausfindig gemacht, den es (sozialistisch) wiederzubeleben gelte.

Der 2009 verstorbene Anführer einer trotzkistischen Kleinstpartei, Chris Harman, hielt den Islamismus für eine echte revolutionäre Bewegung, die reale Klasseninteressen verfolge, wenngleich er dies nicht ganz konsequent tue.
Sie seien zwar keine Verbündeten, aber man könne sie auch nicht ganz ausschließen.

Die gedachte Integration des Islam in die Linke als Entrismus, was bedeute, die islamische Bewegung zu infiltrieren, um von ihrem Elan profitieren zu wollen.
Eine hoch riskante Strategie, die von dem Irrglauben islamischer Wut auf den Kapitalismus beseelt werde.

Bruckner geht hier nicht so weit zu unterstellen, es gebe so etwas wie einen linken (revolutionären) Masterplan, um mit Hilfe der Muslime einen Umsturz zu initiieren.

Der Philosoph Alain Badiou(8) sieht die durch das Scheitern des Kommunismus freigesetzte „bestialische Energie“ des Kapitalismus als Ursache für den Islamismus.

Das ist eine Begründung, die bei einem gebildeten Marxisten verwundern muss.

Der Autor meint, es habe den Anschein, als räche sich die Linke für ihre Niederlage und verbünde sich (mit dem Islam), was die westliche Welt in Bedrängnis bringen könne.

Der Islam als neue „Internationale der Verdammten“, als neobolschewistische Bigotterie fehlgeleiteter Anhänger des Marxismus, was ihren Aktivisten allerdings schlimmste ideologische Verdrehungen abnötigt.

Der Islam als letztes großes subversives Projekt, an dem man sich noch beteiligen kann. Größe und Würde der Muslime ergibt sich aus ihrer Versprechensträgerschaft der Revolution.

Michel Foucault(9), der gegenüber allen sozialen Revolutionen stets kritisch bis ablehnend in Erscheinung getreten ist, sei z.Z. Chomeinis enthusiastisch in den Iran gereist, um zu sehen, dass die Religion die Menschen stärker in ihren Bann schlug, als eine Hoffnung auf den Sozialismus.

Foucault habe hier so etwas wie eine Wiederkunft politischer Spiritualität kommen sehen.

In Teheran sei das „Opium des Volkes“ zur unverzichtbaren Wegzehrung für die Erneuerung geworden.

Der theokratische Henker Chomeini wurde von dem Pariser Philosophen sogar als „Heiliger im Pariser Exil“ beschrieben.

Als Gefangener seiner eigenen Borniertheit sei Foucault den antiwestlichen Vorurteilen der antiwestlichen Elite zum Opfer gefallen.

Es hätte gereicht – meint der Autor – die Texte Chomeinis zu lesen, um sich Klarheit über das Bevorstehende zu schaffen.

Bruckner zitiert Camus und dessen resignativen Blick auf die „wahre Leidenschaft“ des 20. Jahrhunderts, als eines der Knechtschaft.

Das könne kaum deutlicher werden, als wenn „überzeugte und konsequente“ Feministinnen versuchen, Vergewaltigungen klein zu reden und zu relativieren, wenn sie denn nur von Migranten an europäischen Frauen begangen werden.

Oder wenn die Gründerin von „wagt den Feminismus“ nach der Kölner Silvesternacht von 2015 an die Adresse der Kritiker die Botschaft richtet, sie sollten ihren rassistischen Mist sonstwo ablassen.

Der geile Mann ist nur schuldig, wenn er weiß und heterosexuell ist und aus dem Westen kommt. Die anderen werden mit postkolonialer Behutsamkeit behandelt.

Bruckner meint, das habe auch etwas mit dem alten linken Reflex zu tun, wo man im Kalten Krieg die sozialistischen Staaten nicht kritisieren sollte, weil die Gefahr bestand, dabei die Untaten des US-Imperialismus aus den Augen zu verlieren.

Es sei erstaunlich, in welchem Ausmaß gewisse Linke bereit seien, ihre eigenen, lange propagierten Werte mit Füßen zu treten. Es gedeihe die Gefühlsverwirrung einer Bewegung, die sich für fortschrittlich halte, wenn es mit ihr bergab gehe.

Die verpflichtende Solidarität mit der ganzen Menschheit, bis zum Selbstopfer getrieben, aber ausgenommen die eigene Kultur.

Den einzigen wirklichen Feind dieser Welt als den weißen heterosexuellen Mann begreifend, alle traditionellen Werte der Aufklärung über Bord werfend, zeige sich der gegen den Westen gerichtete Antirassismus als Doktrin einer Toleranz, welche die Intoleranz begrüßt.

Die Senatorin der europäischen Grünen und Direktorin an der Sorbonne, Esther Benbassa, habe eine interessante Theorie, indem sie den Kopftuch-Schleier mit dem Minirock gleichsetzt. Beides sei das Unterdrückungssymbol einer von Männern gemachten Mode.

Der Akademiker Abderrahim Hafidi fordere die französischen Muslime (hier die Frauen betreffend) offen dazu auf, mit einer Ganzkörperverscheierung zu signalisieren,

„dass wir mit ihnen nicht zusammenleben wollen“.

Kopftuchschleier, Burka und Burkini sieht Bruckner als „Flugblätter zur Eroberung des öffentlichen Raumes“.

Wir sollten uns nicht täuschen lassen, denn die Botschaft sei eindeutig, wenn Unterdrückung zu Emanzipation umgedeutet werde auf den Rückweg in ein „Ancien-Regime“.

Es sei, als ob sich die Linke von der „Last der Unabhängigkeit“ , von in einem halben Jahrhundert erkämpften Freiheiten, in einer Überdrüssigkeit und Dekadenz, einem stumpfsinnigen Kult überantworte und mit ihm paktiert.

Ein Phantasma großer Erlösung, notdürftig verkleistert mit den ideologischen Formeln des Antikapitalismus und von verlorenen Kämpfen gezeichnet.

Es seien dies die gleichen Leute, die gesellschaftlichen Verboten immer widersprochen hatten und sich jetzt für eine gegenteilige Entwicklung stark machen nach dem Motto: „Fürchtet euch nicht, denn die Ängste vor dem Islam sind immer eingebildet. Die Islamisierung ist nur ein Mythos“.

Sie bedienen „Experten“ wie Oliver Roy(10), der die Zerstörung der Buddhas von Bamiyan durch die Taliban 2001 in Afghanistan, mit dem Ansinnen einiger Schweizer verglich, welche die Minarette verschwinden lassen wollten.

Der Autor zitiert die sich ihrer Abstammung wohl bewusste Frankreich-Kritikerin Rokhaya Diallo, die gefordert habe, die französische Küche radikal zu verändern und durch Couscous, Kebab-Sandwich und Halal-Ernähung zu ersetzen.

Bruckner verweist auf den von ihm schon 1983 beschriebenen Selbsthass, der in den Köpfen der europäischen Intelligenz seit dem 20. Jahrhundert herumgeistere.

Nach den Attentaten auf Charlie Hebdo, hätte ein Teil der französischen Linken nichts Besseres zu tun gehabt, als bei einer Versammlung in Saint-Denis die Islamophobie und das Klima des Sicherheitswahns anzuprangern.

Da seien sie mit den Muslimbrüdern auf einer Linie gewesen und offenbar auch mit dem Maoisten Alain Badiou, der als Begründung für die Morde, Leere und Verzweiflung anführt, welche der westliche Kapitalismus verursache.

Der Philosoph Michel Onfray(11) machte den französischen Staat für die Morde verantwortlich. Dies aber nicht deshalb, weil er die Täter hereingelassen und nicht ordentlich überwacht hat, sondern weil Frankreich an der Seite der USA eine islamophobe Politik betreibe und ernte, was es gesät habe.

Die Attentäter werden so allerdings als Kämpfer für eine bessere Welt hypostasiert. Onfray vertrete zudem die Meinung, man müsse mit dem Islamischen Staat eine Waffenruhe aushandeln und dass er ein Existenzrecht besitze.

Hierfür dankten ihm die islamischen Kämpfer, wie der Journalist David Thomson aufdeckte.

Der Philosoph Jean-Luc Nancy(12) hatte sich nach dem Anschlag von Nizza am 14 Juli 2016 (es wurden 86 Menschen getötet) in der Zeitung Libération zu Wort gemeldet und gemeint:

„Wir müssen uns selbst anklagen und unser unstillbares und universelles Streben nach Macht stoppen. Wir müssen die verrückten LKWs unseres Fortschritts stoppen und demolieren, unsere Dominanzphantasien und unsere Gewinnsucht“.

Edgar Morin(13) sinnierte:

„Die Barbaren töten wahllos mit Selbstmordattentaten, die Zivilisierten mit Raketen und Drohnen. Die Würfel sind gefallen, das Urteil steht, alle Handlungen sind gleich“.

Den Irrsinn dieser Denker sieht Bruckner vor allem darin, dass sie als ausgewiesene Atheisten die Erbsünde wieder einführen.

Dieses Umdeutungsszenario sei bezeichnend für den aktuellen Zustand der Gesellschaft.

Auch der aktuelle Papst bringe die Kategorien von Materialismus und Fundamentalismus durcheinander, wenn er den Gott des Geldes als obersten Terroristen bezeichne und den Islamischen Terror mit einer Gewalt gleichsetze, die auch im Umfeld des Katholizismus stattfinde.

Franzikus habe schon nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo mit der verstörenden Aussage reagiert, dass ein guter Freund mit einem Faustschlag rechnen müsse, wenn er schlecht über die Mutter rede.

So werde der Dschihadist zum Racheengel und auf seine soziale Herkunft reduziert, an der wir Schuld tragen. Die Taten werden zum Symptom von erfahrenen Ungerechtigkeiten.

Da sei der Leiter der Rechtsschule von Quatar deutlich weiter, wenn er sage, die einzig wirksame Strategie gegen den IS, sei eine Umwertung ihrer Theologie in der Betonung anderer, humanerer und überzeugenderer spiritueller Werte.

Bruckner spricht von einer Medienoligarchie, die sich gerne „einflussreicher“ Personen bediene, die als Teil der Elite stets vorgeben, für andere zu denken und sich Deutungshoheiten anmaßen.

Diese Experten für den Bereich der freiwilligen Unterwerfung, gehen Hand in Hand mit den Propagandisten des Hasses“.

Die früheren Priesterfresser gingen jetzt vor dem Islam in die Knie.

Die Linksradikalen im Westen und der politische Islam seien vom gleichen Geist der Abrechnung mit dem bestehenden System beseelt. Deshalb schließen sich die letzten Batallione des Endkampfes mit dem Kapitalismus den frenetischen Anhängern einer Erlöserreligion an.

Dieser Satz des Autors würde eine lange Debatte rechtfertigen, wie sie unter den derzeitigen Bedingungen leider nicht mehr vorstellbar ist.
Es ist aus philosophischer Sicht natürlich nicht gleichgültig, welche Begründungen bei einer Systemkritik angeführt werden.
Die marxistische Variante begründet sich ökonomisch im Sinne eines erkannten Grundwiderspruches im Verhältnis von Kapital und Arbeit. Die islamische auf einer erlösungstheologischen, nicht-ökonomischen und nur religiös verpflichtenden Gemeinschaft einer Umma.

Das ist für die Analyse bedeutsam und löst sich nicht darin auf, dass Gewalt vermeintlich als Frieden, Vernunft als Anarchismus und Grausamkeit als Liebe umdeutbar wird.
Der Marxismus ist nicht per se (auch) eine Religion und alle seine z.T. fürchterlichen Missverständnisse reichen nicht für eine Gleichsetzung mit der muslimischen Herrschaftskultur!

Das sind zornige Versuche, die aber in die Irre führen und einen wesentlichen Aspekt der europäischen Aufklärungsgeschichte in Frage stellen.

Wenn ein vermeintlicher Linker wie Oliver Roy den Grundsatz des Laizismus als totalitär definiert, dann hat er schlicht und ergreifend den Verstand verloren.

Die sich dem Islam anbiedernde Linke muss aus dieser Nummer konsequent aussteigen. Schafft sie das nicht, dann wird sie so verzichtbar wie die deutsche Sozialdemokratie, deren Siechtum sicher Schadenfreude, zugleich aber auch Besorgnis auslösen kann.

Der amerikanisch-palästinensische Prof. Edward Said(14) unterstellt, die alte Judenfeindschaft und antisemitische Feindseligkeit, sei reibungslos von den Juden auf die Araber übergegangen und speise sich aus den gleichen Quellen.

Auch der Historiker Enzo Traverso(15) erklärt, die Islamophobie spiele für den neuen Rassismus die Rolle des einstigen Antisemitismus.

Das Gespenst des Terrorismus ersetze von nun an den des jüdischen Bolschewismus.

In der Schweiz ließ der Zentralrat der Muslime 2011 gelbe Aufkleber drucken, um die sog. Islamophobie mit dem Holocaust zu assoziieren.

Bruckner erwähnt auch die Universität von San Diego, auf deren Campus sich iranische Studenten zu „Ersatzjuden“ stilisiert hatten, indem sie gelbe Sterne mit der Aufschrift Moslem trugen.

Was hier nicht verstanden worden sei, sei der Fakt, dass sich der Antisemitismus nicht gegen die jüdische Religion wende, sondern gegen die Juden als Ethnie.

Der Hass auf Israel ist das mächtigste Aphrodisiakum der Arabischen Welt, habe der 1999 verstorbene König von Marokko, Hassan II gesagt und Bruckner zitiert Louis Farrakhan, seit 1981 Führer der amerikanischen „Nation of Islam“, der regelmäßig die Juden beschuldige, an der schlechten Behandlung der Schwarzen mitzuwirken. Auf diesem Weg folge ihm der französische Komiker Dieudonné.

Bruckner verortet in Frankreich eine Debatte, in der die widersprüchlichsten Theoreme gedeihen, ihren Schwerpunkt jedoch dort haben, wo der Trend eine Islamkritik rundweg ablehnt und dabei zugleich seine Kritiker in einen Schuld-Dualismus von Rekolonialisierung und der Vorbereitung eines neuen Holocaust in Szene setzt, wobei der unterstellte Rassismus als Derivat von latentem Antisemitismus fungiert, der mit Islamophobie auf die gleiche Stufe gestellt wird.

Zwanzig Millionen Muslime gebe es derzeit in der EU und Europa höre nicht auf, sie weiterhin aufzunehmen.

Bruckner legt Wert auf die Unterscheidung von zwei großen Typen des Antisemitismus als einem religiösen Antijudaismus christlicher und muslimischer Herkunft, der das Volk Moses beschuldigt, Christus getötet zu haben, um so nach beiden Offenbarungen, weiterhin im Irrtum zu verharren.

Weiterhin in einem nationalistischen Ressentiment, welches in den heimatlosen Minderheiten ein Format der Unreinheit anprangert, das der „guten Gesundheit der Länder“ schade.

Einen dritten müsse man nach 1945 in der Gestalt eines „Neids auf die Juden als Deportierte“, als Ausbund des Unglücks von Auschwitz sehen.

Das jüdische Land werde so zu einem Richtmaß, zu einem Maßstab setzenden Ereignis.

Sich als Opfer darstellen zu können bedeute, sich „die Not unter den Nagel zu reißen“, sich zu ihrem einzig rechtmäßigen Eigentümer zu erklären. Das bedeute – anders ausgedrückt – der Antisemitismus speise sich fortwährend aus seiner eigenen Widerlegung.

Es treten diejenigen auf den Plan, die den Juden das Privileg der Vernichtung streitig machen und rufen:

“Auschwitz sind wir. Es gibt verdienstvollere Ethnien als die Juden“.

Durch eine ungeheuerliche Fehldeutung sei die Shoa zu einem Objekt der Begehrlichkeiten geworden. Sie fasziniere wie ein Schatz, aus dem man Vorteile ziehen kann.

Deshalb werde fortan jeglicher Verdruss einer Minderheit in die Sprache des Holocaust übertragen.

Sir Iqbal Sacranie, Generalsekretär der Muslime in Großbritannien, hatte 2006 gefordert, den Holocaust Memorial-Day in Genocide-Day umzubenennen.

Die Muslime fühlten sich ausgeschlossen und verletzt, weil ihr Leben nicht den gleichen Wert habe wie das derer, die im Holocaust zugrunde gingen.

Die Idealisierung der Deportierten nach dem Kriege zugleich als Herabwürdigung der „Anderen“?

Das ist eine interessante Dialektik.

Indem man aktuell den Begriff Islamophobie auf die Höhe des Antisemitismus hievt, könne man endlich sein Reifezeugnis in Sachen Verdammnis wie einen Adelstitel vorzeigen.

Die Viktimisierung als Leidensversion des Privilegs.
Wenn es gelinge, sich für unterdrückt zu erklären, um recht zu haben, wird sich die Welt darum schlagen, diese Stelle einzunehmen“.

Während der Staat Israel aller Feindseligkeit besser widersteht, als es denen recht sein kann, die ihn fortwährend vernichten wollen und dabei in der Anarchie eines verwüsteten Orients leben, müsse man sich fragen, ob die Arabische Welt in dreißig Jahren noch existieren wird.

Die Wut auf den jüdischen Staat rühre daher, dass der Jude, gestern „Untermensch“ binnen eines halben Jahrhunderts ein Gleicher geworden sei. Eine solche Umkehrung sei unerträglich.

Ein wenig sarkastisch fügt der Autor hinzu, dass im Falle einer Nicht-Existenz Israels, dieses von den arabischen Ländern erfunden werden müsse, um die eigenen Niederlagen zu rechtfertigen.

Israel sei der ideale Sündenbock, den man auch heranziehen könne, um den Terrorismus zu erklären.

Selbst der 11 September 2001 und der 13 November 2015, waren einigen Internetseiten zufolge das Werk des Mossad. Ja selbst die Schaffung des IS werde ihm gelegentlich zur Last gelegt.

Für die Juden in Europa ist es schwer geworden, mehrheitlich in muslimisch dominierten Stadtvierteln West-Europas zu leben und was die Christen betreffe, die das Ziel ständiger Verfolgung und ethnischer Säuberungen seien, so seien das möglicherweise ihre letzten Jahre auf islamischem Boden und sie werden ja selbst auf französischem (und deutschem!) verfolgt und bedroht.

In Frankreich werden Kathedralen und Basiliken von der Polizei und der Armee bewacht und die Pfarrer der Gemeinden sind mit einem Attentat-Alarm-System ausgestattet!

Bezogen auf die von Enzo Traverso beschworene Kumpanei der Nach-Holocaust-Juden mit dem Kolonialismus und dem Imperialismus des Westens, fragt der Autor ein wenig erstaunt, warum bei diesen Erzählungen eigentlich niemals einstige Untertanen des französischen Imperiums wie Chinesen, Vietnamesen, Kambodschaner oder Laoten Erwähnung finden.

Das läge wohl daran, dass die Menschen asiatischer Herkunft niemals die Kultur der Klage gewählt hätten, sondern die der Arbeit und der Anstrengung, so dass sie beim Casting als ideales Opfer ausfallen.

Enzo Traverso unterstellt dem Weißsein ein „Pigmentprivileg“.

Das sei ein sozialer und symbolischer Komfort, den man mit allen Mitteln in Frage stellen müsse. Die Weißen litten an einer Krankheit, die man Rassismus nenne und die sie alle auf unterschiedliche Weise betreffe, selbst wenn sie keine Rassisten seien. Das sei wohl eine metaphysische Kalamität der Weißen und von diesem Übel müsse man sie mit allen Mitteln kurieren.

Ein Dämon gehe um, der immer und überall Grausamkeiten wecke. Man wird ihn wohl im Namen eines antikolonialen und antiimperialistischen Scherbengerichtes verbannen müssen. Der hierzu notwendige Exorzismus kehrt die nationalsozialistische Rhetorik einfach um, welche bekanntlich nur die Arier hervorhebt und setzt damit den Weißen herab, diese „Kreidegesichter“, um dann die anderen Hautfarben zu feiern, denen man die nötigen Qualitäten unterstellt.

So lebt die Abstammungsbesessenheit auf, die man den Identitären zuschreibt. Der Rassenkampf hat den Klassenkampf verdrängt.

Weißsein bedeutet nach Pierre Tevanian, in einem doppelten Betrug aufzuwachsen, dem Nutzen eines Privilegs und der Leugnung desselben.

Derselbe Tevanian beschimpfte den Philosophen Abdennour Bidar(16), wegen dessen offenem Brief an die islamische Welt vom 3. Oktober 2014 als einen „Händler des Faschismus in geistlichem Antlitz“.

Bidar hatte u.a. die Muslime beschworen, sich der Toleranz und der Offenheit zuzuwenden.

Bruckner beschuldigt die Linke ihrer stets furchtbaren Verspätung, wobei sie mit ihrem gestrigen Blick auf den Nationalsozialismus dessen zeitgenössische Variante nicht sehen.
Statt dessen werde der Weiße als Urgrund allen Übels gesehen und eine französische Autorin (nicht namentlich genannt) wird erwähnt, die Frankreich und die Franzosen in Zukunft nicht mehr als Weiße, sondern eher als Beige- oder Dunkelhäutige sieht.

So wie man in der Gender-Theorie die Geschlechter zum Verschwinden bringen wolle, ist dies ein Wunsch nach irgendwie undifferenzierbaren Mischungen, gleich der Besessenheit von Suprematisten.

So verfolge der Antirassismus zwei widersprüchliche Ziele. Die Mischung und die Diversität, sowie die universale Unterscheidbarkeit und die Schönheit der Vielfalt.

Es sei, als ob der Holocaust einen neuen Interpretationsraum eröffnet habe. Zugleich sei er eine „finstere Theologie“, welche die Juden zu „Wahrern eines Schatzes“ mache, dessen man sie (aus muslimischer Sicht) enteignen müsse.

Es gehe also darum, die moralische Schuld Europas vom Juden auf den Moslem zu übertragen. So werde der Westen zum ewigen Schuldner der islamischen Welt.

Der Jude – als ehemaliger Sündenbock des Westens – ist derweil in seiner zionistischen Version zu einem Ausbund des Neo-Kolonialismus geworden und somit „ein Weißer im Quadrat“(…).

Ihm bleibt eine einfache Wahl, sich einfach auf die Seite der anderen Semiten zu schlagen, also die der Araber oder Israel zu unterstützen und zum Scheusal zu werden.

Bruckner meint, die Verbissenheit, mit der einige „Fortschrittliche“ auf allem herumtrampeln, was sie „weiß“ nennen und zugleich behaupten, bei ihnen gäbe es keine Diskriminierung, sei befremdlich.

Es gebe allerdings einen wirklichen Rassismus, der als Antisemitismus im Maghreb, im Nahen Osten und in „unseren Banlieues“ anzutreffen sei. Er bereite den alten antijüdischen Hass der radikalen Rechten durch einen Umweg über die radikale Linke wieder auf, indem er sich auf die Denunziation Israels konzentriere.

Der tatsächliche Rassismus drücke sich aktuell in den Begriffen des Antirassismus aus. Ebenso, wie der gegenwärtige Faschismus in seinen Äußerungen antifaschistisch ist (….)

Das Tabu ist zum besten Verbreiter der angeblich bekämpften Epidemie geworden.

Dieser neue (Anti-) Rassismus träume sich in die Kleider des Widerstandes gegen die braune Pest, damit die grüne (islamische) Pest möglichst ungehindert um sich greifen kann.

Das ist – wenngleich als Idee – nicht neu, aus Sicht des Rezensenten eine messerscharfe Dialektik und Bruckner fährt fort mit dem Hinweis auf Vladímir Jankélévitch und dessen 1986 geäußerte Anmerkung zum Antizionismus, den er als einen „unschätzbaren Glücksfall“ bezeichnete, gebe er einem doch das Recht, im Namen der Demokratie Antisemit zu sein.
So dass denn letztendlich die Juden selbst zu Nazis werden. Wie wunderbar—sie hätten ihr Schicksal verdient.

So entstehe der antifaschistische Antisemit auch in Gestalt der Friedhofsschänder von Sarre-Union im Februar 2015, die versprachen, den Nazismus zu bekämpfen!

So erkläre der Soziologe Laurent Mucchielli(17) es gebe eine Unfähigkeit der jüdischen Institutionen in Frankreich, Abstand zum israelischen Staat zu halten.

Anders gesagt sind dann wohl die Juden Frankreichs allein verantwortlich für das ihnen widerfahrene Leid.

Der Autor zitiert an dieser Stelle eine ganze Reihe von gegen Juden gerichtete Anschläge in Frankreich und erwähnt eine pro-palästinensische Demonstration von 2014 im Zentrum von Paris, wo Rufe wie „Tod den Juden“ zu hören waren.

Viele mit den Palästinensern sympathisierende Linke hätten die Juden und die Asiaten zugunsten der Araber und der Afrikaner im Stich gelassen.

Der französische Staat erkläre derweil die z.T. massive Bedrohung der Juden mit der Not der Jugendlichen in den Städten.

Stephane Hessel, ein entschlossener Anhänger der Hamas (!), habe der FAZ im Januar 2011 ein Interview gegeben, in dem er behauptete, wenn man die heutige Besetzung Palästinas durch die Israelis mit der deutschen durch die Nazis vergleiche, dann sei letztere harmlos gewesen, wenn man von Verhaftungen, Internierungen, Erschießungen und dem Raub von Kunstschätzen einmal absehe.

Das als Alterssenilität durchgehen zu lassen, ist der Autor offensichtlich nicht bereit!

Der Antisemitismus habe seine höheren Weihen auf der Konferenz gegen Rassismus im Jahre 2000 erhalten, auf der u.a. Traktate zum Ruhme Hitlers verbreitet wurden.

Wenn Antisemitismus und Islamophobie einmal gleichgestellt seien, dann setzte ein subtiler Prozess symbolischer Enteignung ein.

Seit den 1980er Jahren sei die radikale Linke darauf verfallen, den Staat Israel zu verdammen, während sich der Islam als Gläubiger der Geschichte darstelle und garnicht daran denke, eine Prüfung seiner Geschichte und Lehre vorzunehmen. Lieber möchte man Islamophobie als globalen Rassismus begreifen. Das sei wie eine Geheimwaffe, ein Rassismus ohne Rassen, der illegale Einwanderung erzeuge und Jagd auf Sinti und Roma mache.

Ghassan Hage, Professor für Anthropologie der Universität Melbourne, hatte bei einem Vortrag am Massachusetts-Institute of Technology im Mai 2016 behauptet, die globale klimatische Erwärmung werde durch die Islamophobie beschleunigt, die ihren Ursprung in der kolonialen kapitalistischen Akkumulation habe.

Wie man diesem semantischen Racket begegnen solle, fragt der Autor?

Wer soll sich denn da wofür entschuldigen?

Die im Namen Gottes verübten Anschläge könnten ein Anlass sein, wohl wissend, dass es die unterschiedlichsten Arten von Fundamentalismus gibt, auch wenn nicht alle von ihnen gleich Bomben werfen oder messern.

Nein, – wir sind natürlich die Irrenden und sie die Erwählten.

Der Unglaube ist eine Nation in sich“,

soll der Prophet gesagt haben, wobei seine Kamikaze-Kämpfer eine Unterscheidung zwischen sich und den Schlechtgläubigen vornehmen, denen, die vom Wege abgekommen sind und mit Schwert, Feuer und Bombe zur Wahrheit zurückgeführt werden müssen.

Bruckner wirft die Frage auf, inwieweit westliche Gesellschaften bereits Zurückhaltung praktizieren, die selbst schlimme kriminelle Taten nicht mehr wahrnehmen wolle, um nicht in den Anruch des Rassismus zu geraten und er verweist auf England, wo die Polizei 2014 gezögert habe, ein seit langem bekanntes Netz von pakistanischen Sexualstraftätern zu zerschlagen.

Sie hatten Bedenken, die ethnische Herkunft der Täter zu identifizieren.

So etwas passiere, wenn man jedwede Kritik am Islam mit Diskriminierung gleichsetze.

Der Fundamentalismus habe das westliche Schuldgefühl perfekt verstanden.

Die Religion des Mitleids habe das Gefühl für Gerechtigkeit weit und breit ersetzt.

Ein 2006 von der „Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ veröffentlichter Bericht erklärt keineswegs im Spaß, dass die seit 2001 auf amerikanischem, spanischem und britischem Boden verübten Terrorakte traumatisierend auf die —— Muslime gewirkt haben.

Man erfinde – so der Autor –

„einen furchtbaren Hass der Amerikaner und Europäer auf den Islam“.

So sei der Antirassismus eine Tarnung für die Schmuggelware, welche die Fundamentalisten drohend vorzeigen, um ihre Gemeinden gegen Europa aufzuwiegeln.

Ein Wort fasse das Ideal zusammen, dem wir uns unterwerfen müssten, das der Oblation. Alle Pflichten seien auf unserer Seite. Alle Rechte auf jener der Sektierer des Korans.

Die britische Sozialistin, Christiane Taubria, meinte, man dürfe den arabisch-muslimischen Sklavenhandel nicht zu laut zur Sprache bringen, damit die jungen Araber nicht die Last der Untaten der eigenen Geschichte auf ihrem Rücken tragen.

Das französische Komitee gegen Islamophobie prangert dessen Ausbreitung sogar in den Institutionen der Republik an, was dem Laizismus geschuldet sei, der sich in ein Instrument der Stigmatisierung und des Ausschlusses verwandelt habe und dies besonders durch die Gesetze von 2004 und 2010. Das Kopftuch in den Schulen und die Burka im öffentlichen Raum seien verboten worden. Der Rassismus sei demnach strukturell.

Obwohl die Muslime ständig gegen sie gerichtete religiöse Straftaten beschwören, gebe das die Statistik des französischen Innenministeriums nicht her!

Es sei auch trotz der muslimischen Attentate bisher nicht zu einer Lynchjustiz in Frankreich gekommen. Paris habe auch keineswegs ein Gunantánamo geschaffen, keinen Patriot-Act verabschiedet, sei nicht in den Irak einmarschiert und habe seinen bewaffneten Streitkräften nicht die Folter erlaubt.
Das Komitee gegen Islamophobie beherrsche die Kunst, winzige Vorfälle mit einer Stecknadel aufzuspießen, um seine Existenz zu rechtfertigen und jede Verurteilung eines salafistischen Predigers, der zum Hass auf die Juden aufstachele, sei für sie Rassismus.
Kurz gesagt, sich gegen Terrorismus zu verteidigen, sei eine rassistische Handlung!

Das Komitee bleibe auch die Antwort schuldig, ob die deutlich höhere Zahl von Anschlägen in den muslimischen Ländern selbst, dann so etwas sind, wie ein innermuslimischer Rassismus.

In Frankreich werden Filme wie „The Apostle“ des Regisseurs Ceyenne Carron aus dem Programm genommen, um „Provokationen der muslimischen Gemeinde und das Risiko von Anschlägen“ zu vermeiden.

Dagegen sei der Im Oktober 2014 erschienene Film „Qu Allah bénisse la France“ von Abt al Malik, einer Geschichte, wo ein junger Katholik zum Islam konvertiert, als eine „schöne Lektion der Toleranz“ aufgenommen worden.

Am 2. September 2016 veröffentlichte die New York Times auf der ersten Seite die Portraits von zwölf französischen, holländischen und belgischen Frauen, wobei eine der Damen erklärt, es sei für einen in Frankreich lebenden Moslem, wie in einem Apartheitsstaat. Franzosen hätten gute Gründe, Asyl in den USA zu suchen, so zahlreich seien die Verfolgungen.

Offensichtlich erfülle das French-Bashing in den USA eine Ablenkungsfunktion von eigener, rassistischer Problemtatik.

Die Vereinigten Staaten legten ein natürliches Wohlwollen gegenüber allen Formen der Gottesverehrung an den Tag. Atheisten und Skeptiker seien dagegen spontanem Argwohn und handfester Diskriminierung ausgesetzt.

Jenseits des Atlantik sei der Islam nur eine von vielen Glaubensgemeinschaften. Es gebe dort 3.3 Millionen von ihnen, was einem Prozent der Bevölkerung entspreche.

Dabei sei der Glaube Amerikas eher einer an sich selbst!

Frankreich sehe dagegen (umgekehrt) im Laizismus die Garantie der Freiheit und Gleichheit der Glaubensbekenntnisse.

Eine „Residenzzuweisung wie in den USA führe jedoch zu einer Klientelpolitik für Schwarze, Weiße, Latinos oder auch für Schwule und Lesben.

Die Idee einer egalitären Koexistenz von Minderheiten könne jedoch auch im Namen der Toleranz und der Demokratie zu einer Art von Balkanisierung führen.

Es gebe einen Doppelsinn des Multikulturalismus, der zwischen der Emanzipation von „eingekerkerten“ Bräuchen einerseits und dem Recht auf eine kulturell lebbare Tradition andererseits pendle.

Londons Bürgermeister Sadiq Khan bemerkte, man habe das Recht der Menschen, entsprechend ihren Traditionen zu leben, auf Kosten des Zusammenlebens geschützt.

Das Recht, seine Traditionen hinter sich zu lassen, müsse man als republikanische Emanzipation begreifen.

Frankreich – so der Autor – werde von den Muslimen nicht gehasst, weil es sie unterdrücke, sondern weil es sie befreie.

Es gebe so etwas wie eine „Polizei der Marginalisierten“, die eine Erpressung mit ethnischer, rassischer und religiöser Solidarität betreibe. Diese Treue zur Umma diene dem Zweck die Widerspenstigen zur Ordnung zu rufen und ihr Streben nach Freiheit zu zügeln.

So entstehen Reservate, denen man das Unheil des Fortschritts ersparen will.

Im 13. Kapitel bezieht sich der Autor auf Islam-Kritiker wie Salman Rushdie, Theo van Gogh und Ayaan Hirsi Ali, indem er eine nicht unbedeutende Anzahl von Politikern und Intellektuellen anführt, deren relativierend schäbige „Solidarität“ mit den Betroffenen erschrecken muss.

Wenn mitten im „aufgeklärten Europa“ eine solche offen antiaufklärerisch argumentierende Camarilla ihre vermeintliche Weltoffenheit in der Verteidigung einer antidemokratischen und vormodernen Herrschaftskultur zum Ausdruck bringt, dann verdient sie nicht nur Verachtung, sondern den Ausschluss aus dem Umfeld der humanistischen Denktradition!

Die New York Times entblödet sich nicht, das Verbot von Burkinis an einigen französischen Stränden als öffentliche Erniedrigung und Verbannung zu bezeichnen, welche an theokratische Länder wie Iran oder Saudi-Arabien erinnere.

Dies alles vor dem Hintergrund einer ganzen Reihe von Morden, sowohl an moderaten muslimischen Gelehrten, Übersetzern (islamkritischer Schriften) und Verlegern.

Die heilige Allianz der Angst und des Habmondes vollbringe Wunder, um die Münder zu schließen und rebellischen Autoren beschwichtigende Worte vorzuschreiben, meint Bruckner.

Daher rührten die Verrenkungen der Intellektuellen und sog. Forscher, die den geringsten Protest gegen den Islam sofort abwürgen, um sich nicht selbst in Gefahr zu bringen.

Das beklagte Salman Rushdie, als er nordamerikanische Intellektuelle angriff, weil sie es aus Gründen des sog. Antirassismus abgelehnt hatten, am 15 April 2020 an einer Gedenkfeier zu Ehren der Opfer von Charlie Hebdo teilzunehmen.

Während zwei bekannte französische Rapper (das Gewissen ihrer Generation) ein Autodafé für „diese Hunde von Charlie Hebdo“ forderten, hätten der Philosoph Etienne Balibar(18) und der Soziologe Edgar Morin in Grunde eine Einschränkung der Redefreiheit gefordert. Letzterer wollte das „Bild des Propheten“ nicht herabgewürdigt sehen.

Sei es nun aus Paternalismus oder aus Feigheit,–die Zensur habe in Europa die Oberhand gewonnen.
Voltaires Theaterstück „Mahomed der Prophet“ (1736) wird nicht mehr aufgeführt!

Das Verbrechen der Gotteslästerung werde von einer Partei (der Linken) und von konservativen Christen im Namen des Respekts vor Überzeugungen aufrecht erhalten.

Richtig sei es, religiöse Bekenntnisse zu schützen, jedoch ohne rechtliche Bevorzugung und vor allem auch ohne dabei die kulturellen Gepflogenheiten der autochthonen Bevölkerung in Frage zu stellen. Das kulturelle Selbstverständnis einer freien Gesellschaft stehe auf dem Spiel.

Der ehemalige US-Präsident Obama habe am 04. Juni 2009 bei einer Rede in Kairo den „Schleier“ verteidigt und er wiederholte das 2016 in einer Moschee in Baltimore. Auch habe er der afroamerikanische Fechterin Ibthay Muhammed zu ihrem Mut gratuliert, weil sie anlässlich der olympischen Spiele in Rio mit einem Kopftuch teilgenommen habe.

Bruckner meint, dies sei um so erstaunlicher, da Michelle Obama, es in Saudi-Arabien abgelehnt habe, ein Kopftuch zu tragen, was ihr im dortigen lokalen Fernsehen den Ruf einer Feindin eingebracht hatte.

Obama habe nie ein Wort für die Frauen des muslimischen Kulturkreises übrig gehabt, die ihren Schleier als Symbol der Unterdrückung abgeworfen und verbrannt hatten.

Die Perversität dieses Obskurantismus bestehe darin, dass die Freiheit als Anomalie und die Knechtung als Norm erscheine.

Jedem seine Barbarei, gleich welcher Art, aber natürlich im Namen der Freiheit“.

Eine offene Gesellschaft sei nicht in alle Richtungen hin offen. Toleranz habe Grenzen, wenn sie mit Menschen geleistet werden solle, die sich jedem Kompromiss verschließen.
Tugendschwadrone verfolgen in bestimmten Städten Frankreichs weibliche Personen in kurzen Hosen oder Leggins.

Entschlossene Minderheiten werden zögerliche Mehrheiten immer besiegen, wenn sie ihre religiöse Erpressung mit einem liberalen Anstrich versehen.

Jedes Entgegenkommen werde als Schwäche gedeutet. „Die abscheuliche Schizophrenie“ der modernen Welt, geteilt in Wissenschaft und Glaube, Vernunft und göttliches Streben, bestärkt die Jünger Allahs in ihrem Ekel und Hass auf Amerika und den Westen insgesamt.

Man suche sich seine Feinde nicht aus, meint der Autor, aber es seien wohl diejenigen, die uns an den Pranger stellen, ob wir es wollen oder nicht.

Sie werden uns weiter hassen—und wenn wir noch so guten Willens sind“!

Man müsse sie ernst nehmen und glauben was sie sagen. Das sei eine Höflichkeit, die man ihnen schulde. Mit Respekt habe das nichts zu tun, denn Dschihadisten verdienen keine Wertschätzung!

Diese „unordentlichen Nazis“ seien Söldner des Todes, Zombies ohne Gesetz, doch nicht ohne Glauben, wenngleich er auch ein abwegiger Nihilismus sei.

Der „Experte“ Benjamin Stora(19) behaupte, Frankreich weigere sich, seine koloniale Vergangenheit in Algerien aufzuarbeiten, ganz ungeachtet der Tatsache, dass mehr als 3000 Bücher und etwa 50 Dokumantar- und Spielfilme zu diesem Thema publiziert wurden.

Die in den 1950er Jahren in Bandung gegründete 3. Welt-Bewegung, werde wohl so lange weitermachen, bis die „imperialistischen Nationen“ eine Metarmorphose durchgemacht haben.

Sie verdienen dann schlicht und ergreifend ihre Auflösung durch die Flutung mit Fremden. Das alte Frankreich, ranzig und übelriechend, müsse verschwinden (….)

Die einzige Bestimmung Europas sei es, zur Heimat für die gesamte Menschheit zu werden und sich dabei als weiße, christlich-jüdische Gemeinschaft aufzulösen und auszulöschen.

Das scheint in der Tat die aktuelle Devise zu sein, eifrig skandiert von sich vornehmlich links verortenden Intellektuellen, welche unterstellen, die „Quartiers“ seien nichts anderes als „unsere neuen Herrschaftsgebiete“ und die Banlieus, ähnlich den von Israel besetzten Gebieten Palästinas.

Ein exklusiver Gazastreifen oder ein West-Jordanland in der Nähe von Lyon, Toulouse oder Marseille.

So werden die Franzosen zu Kolonisatoren im eigenen Land und man sollte ihnen ihre Nation wohl einfach wegnehmen.

Die postkoloniale Forschung wiederhole die klassischen antiimperialistischen Diskurse und habe wenig Erkenntniswert. Eine ganze Generation von Drittweltaktivisten, die nach den vergangenen Kämpfen keinen Trost mehr finden konnten, leiere ein halbes Jahrhundert nach den Unabhängigkeitsbewegungen den Kathechismus der 1950er und 1960er Jahre herunter, als gelte es, verflossener Revolutionsromantik und politischem Elan nachzutrauern.

Bei alldem werde übersehen, welche keineswegs kolonialen Residien, sondern welche innerfranzösischen Probleme die Folge von sichtbarer politischer Inkompetenz seien.

Die Nation habe versagt und das gelte für ihre Gesamtheit.

Kolonialismus sei zu einem „Kofferwort“ für alle diejenigen Lobbys geworden, die sich seiner nach Bedarf bedienen.

Das Frankreich der Gegenwart träume nicht mehr vom Imperialismus, meint der Autor.

Die Nation lebe einen Patriotismus des Rückzuges.

Große Mächte wie China und Indien hätten derweil nicht nur ihre Unabhängigkeit erlangt, sondern auch die letzte Bindung an ihre einstige Unterwerfung hinter sich gelassen. Sie haben endlich ihre Reife erlangt.

Der Autor zitiert aus einer Rede des wiedergewählten ägyptischen Präsidenten Al Sisi, die er vor einer Gruppe von Imamen an der Kairoer Al-Azar-Universität gehalten hatte und in der er die Ängste in der Welt vor dem Islam nicht für unbegründet hält und feststellt, dass sie aus dem Islam selbst rühren.

Es seien Ideen sakralisiert worden, von denen eine Abweichung nicht mehr möglich sei und er fragt, ob es denn möglich sei, dass 1,6 Mrd. Menschen der Überzeugung seien, dass sie den anderen Teil der Menschheit umbringen müssen, damit sie ausschließlich unter ihresgleichen leben können.

Auch andere Politiker und Intellektuelle aus der muslimischen Welt haben reklamiert, dass nicht ein einziges islamisches Land als entwickelt bezeichnet werden könne.

Boualem Sansal(20) kommentierte, es habe seit dem 14. Jahrhundert keinen Versuch einer Revolutionierung, ähnlich der Aufklärung, im Islam gegeben.

Dreißig Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer, biete allein der radikale Islam noch eine planetare Lösung mit transzendentaler Dimension an: „Den Massenmord mit menschlichem Antlitz“!

Die beiden Arme des Terrors und der Predigt haben ein gemeinsames Ziel. Zunächst die Reislamisierung der Umma, dann die Europas und des Rests der Ungläubigen.

Diese (politische) Tendenz sieht Bruckner auf dem Vormarsch und damit die Möglichkeit für die Muslime, der Gesellschaft ihre Bedingungen aufzuzwingen, in der sie eine Minderheit bilden. Verwehre man ihnen ihr Anliegen, dann werde es Attentate und Massenmorde geben.
Die Selbstmordattentäter seien die Avantgarde des Fundamentalismus.

Der Islam habe Europa zweimal betreten und wieder verlassen. Vielleicht werde ja die nächste Eroberung durch Predigt und Ideologie stattfinden.

Wir gewöhnen uns auf tragische Weise an die Bedrohung. Es gibt keine Grenzen und Tabus mehr.

Die verhängnisvolle westliche Übersetzung von Islam und Islamismus, schaffe jene mythische Pufferzone für „die Religion des Friedens“, deren heiliges Buch als unerschaffen gilt, als Frucht eines göttlichen Diktats.

Seine Auslegung ist verboten und kein Laie darf es wagen, den von Natur aus heiligen Text zu interpretieren.

Als besonders rühmliche Ausnahme erwähnt der Autor den marokkanischen König Mohammed VI, der in einer Rede am 21 August 2016 in Tanger dazu aufgerufen hatte, das Band von Koran und Extremismus zu durchschneiden und Entsetzen über die Anschläge in Frankreich geäußert hatte.

Es wäre erforderlich, die große muslimische Gemeinschaft durch ein kritisches exegetisches Denken zu regenerieren und den Koran zu historisieren, anstatt ihn zu essentialisieren.

Bruckner verwirrt seine Leser mit der Feststellung, der Terrorismus habe das Antlitz der koranischen Religion beschmutzt und ihre Symbole besudelt.

Unter dem Blickwinkel dieser Betrachtung ist der Koran aber ein frommes Buch, welches nur falsch interpretiert wird, womit wir dann leider wieder zum Beginn der Überlegungen gelangen, die wir doch schon interpretiert hatten.

Zugleich sieht er den Islam aufgrund seiner Unbeweglichkeit in einem unaufhaltsamen Niedergang begriffen. In diesem Niedergang sei er „wilder“ geworden, aber das sei nicht „der große Islam der Geschichte“(?), sondern ein tödlich verwundeter Glaube, so lange es nicht gelinge, ihn aus dem Todesgriff der Salafisten zu befreien.

Der Autor zitiert den Philosophen Daryush Shayegan(21) mit den optimistisch klingenden Worten, dass ein sich vom Islam abwendender Islam, der die theokratische Dummheit und Heuchelei ablehnt, die Welt wieder aufatmen lässt. Der Islam sei nur das, was die Muslime aus ihm machen und nicht etwa wir könnten ihn reformieren.
Was an uns liege, sei das Schicksal des Islam innerhalb der Grenzen unserer Länder.

Die Herausforderung sei, dass ein europäischer Islam entstehe, damit Staatsbürgerschaft und nationale Zugehörigkeit den Vorrang vor religiösen Überzeugungen habe.

Plädieren wir für einen befreiten Glauben, so wie es in unseren Breitengraden bereits für eine Mehrheit unter ihnen der Fall ist“

Hier dürfte Bruckner auf große Skepsis etwa bei Wissenschaftlern wie Tilman Nagel(22) oder auch Bassam Tibi(23) stoßen, der sein Euro-Islam-Projekt nicht nur aufgrund massiver physischer Bedrohungen schon vor Jahren begraben hat.

Wo ist denn – möchte man fragen – auch nur ein einziges gelungenes Integrationsmodell ausfindig zu machen, das eine muslimische Mehrheit einschließt?

Warum auch plädiert Bruckner für die Ausbildung von Imamen in Europa, wo er wissen müsste, dass kein (wirklicher) Moslem einen in einem nicht-muslimischen Lande ausgebildeten Imam anerkennen oder akzeptieren wird?

Weiß er nicht, dass sich die konservativen Islam-Verbände in Deutschland diesem Vorhaben entgegenstellen?

Ein getrenntes Recht (Sharia nur für Gläubige) schlägt er gar als Kompromiss vor, was allerdings als unverzeihlich gelten muss.

Was soll ein säkular-demokratischer Rechtsstaat mit einem zusätzlichen Rechtsverständnis aus dem Mittelalter?

Vertreiben wir uns dann gelegentlich die Zeit bei einer fröhlichen Steinigung?

Hier macht sich der Autor seine berechtigte Schelte an der kulturrelativistischen Linken kaputt.

Hinsichtlich einer wünschenswerten Außenpolitik meint er, dass wir unsere Feinde bezwingen müssten.

Welche meint er denn, wenn man mal vorsichtig fragen darf?

Die am wenigsten extremistischen Kräfte will er unterstützt wissen und mit einem Triumvirat aus Europa, den USA und Russland, jene die Gewalt exportierenden Länder mit einem „Sperrgürtel“ umgeben.

An dieser Stelle hat der Rezensent tief durchgeatmet und sich gefragt, was er da zuvor eigentlich gelesen hat und ob das Ansinnen einen Bezug zur (machbaren) Realität hat.

Europa habe die Voraussetzungen, sich der islamischen Welt als Vorbild anzubieten.

Als ob wir denn nicht tagtäglich erleben würden, dass genau das nicht beabsichtigt ist!

Mit Bezug auf die nachrevolutionären Leiden der Christen nach 1789, hofft Bruckner, dass den Muslimen solches erspart bleibe und warnt vor einer Anstiftung zu Pogromen, während ja zugleich alle französischen Großkirchen bewacht werden müssen, wenngleich nicht von jakobinischen Rächern.

Dem Furor will er einen intelligenten Zorn entgegensetzen und hielte es für eine „verpasste Gelegenheit“, den Terrorismus mit Gewalt zu beantworten.

Wir sollten bitte nicht vergessen, dass wir noch bis ins 20. Jahrhundert in Europa bei jedem Massenaufstand Priester gehängt und Kirchen zerstört hätten.
Wir sollten davon absehen, unsere westliche Logik auf diese große Konfession zu projezieren.

Lieber Philosoph, möchte man antworten. Wir haben aber nur diese, weil die andere für uns nicht logisch ist. Die gefeierte „Pluralität der Lebensentwürfe“ als geduldete oder gar zu begrüßende Absage an die eigene Logik und das eigene Weltverständnis?

Wem die „multipolare Logik“ nicht gefalle, der könne nun mal nicht in den westlichen Metropolen leben und Bruckner bemüht sogar Trotzki mit dessen Anmerkung, „so jemand habe sich im Jahrhundert geirrt“.

Die monochromen, mehrheitlich weißen und christlichen Vereinigten Staaten von Amerika und den Ländern Europas seien Geschichte.

Wer aber zugleich meine, die Eigenart (?) der Länder Europas auszuradieren (….) und wer versuche, Autochthone in Exilierte zu verwandeln, der irre sich ebenfalls im Jahrhundert.

Der Teufel der Kapitulation (voreinander) stecke im Detail und Bruckner meint, dies sei dann gegeben, wenn der Wunsch, man selbst zu sein, als ein Verbrechen gelte. Die Zeit sei gekommen: „Widerstand oder Buße“.

Welche Wahl, möchte man fragen? Sie wurde doch getroffen und der Schlüssel heißt Dauerbuße bis zum jüngsten Tag, was die solches begleitende Kultur allerdings kaum sehr vielfältig gestalten dürfte. Dachten wir doch immer, dass die Philosophen das wüssten. Wenigstens noch sie!

Der Autor begreift den Islam ganz offensichtlich doch nicht als eine Herrschaftskultur mit exklusivem Anspruch.

Das 17. Kapitel beginnt mit der Überschrift: „Die westlichen Werte sind nicht verhandelbar“, worauf sich ein kluges Zitat von Claude Lévi-Strauss anschließt, in dem dieser feststellt, dass wir uns in einem Traum von Gleichheit und Brüderlichkeit wiegen, wo Verschiedenheit keine Gefahr ist (….), aber man könne sich nicht gleichzeitig „im Genuss des Anderen“ verlieren, sich mit ihm identifizieren und sich dabei seine Verschiedenheit erhalten wollen.

Ja,–aber wie war das doch noch kurz zuvor mit der Bereitschaft ein paralleles, anderes und im Grunde mittelalterliches Recht zugunsten von Integration dulden zu wollen?

Der Autor meint, es bedürfe einer langen Erziehung zum Pluralismus (….), um die Vielfalt von Glaubensrichtungen und Wahlmöglichkeiten als die Norm einer offenen Gesellschaft zu akzeptieren.

Ja wenn es denn nur der Glaube wäre, möchte man hinzufügen.

Man könne die Verlegenheit eines Moslems, eines Juden oder eines frommen Christen (….) und seine Empörung angesichts von Plakaten und Bildern verstehen, die sein Schamgefühl verletzen und von Manieren (?), die ihn zornig machen.

Haben wir das richtig verstanden? Geraten also auch Juden und Christen in einen (verständlichen) Rachefuror, bei für sie problematischen Darstellungen ihrer Religion? Und welche „Manieren“ sind hier gemeint? Vielleicht ja der Minirock oder das Biertrinken?

Bruckner meint, der Dschihadismus sei eine Krise der Wahrheit, weil sich in diesem Falle der Moslem dem „Taumel der Freiheit“ nicht ohne Widerstand und Reue überlassen könne. Da er sich für den alleinigen Verwahrer der Wahrheit halte, sei all dieses (freiheitliche) Benehmen eine Beleidigung Gottes und der Tradition.

Das ist eine scharfsinnige Psychoanalyse, die naturgemäß mit dem Freispruch des Delinquenten enden muss. Vielleicht ja auch mit seinem Hinauswurf! Oder?

Vor einem heimlichen Einverständnis der drei Monotheismen warnt uns der Autor und meint, dass wir den Gang der Geschichte nicht entgegengesetzt zurücklaufen sollten, um damit den Obskurantisten des Halbmondes oder des Kreuzes und ihren „fortschrittlichen“ Verbündeten zu gefallen.

Nun ja,–die Obskurantisten des Kreuzes haben ja eher die Sorge, dass ihnen die nicht enden wollenden Kichenaustritte die Existenzgrundlage entziehen, weshalb sie sich (teilweise) von einer dritten (islamischen) Amtskirche eine halluzinierte Stärkung erhoffen.

Was die „Verbündeten in Allah“ angeht, so sitzen sie sicht- und unüberhörbar in den Schaltzentralen von Linksgrün.

Sie haben die mediale Deutungshoheit erlangt und erfreuen sich erstaunlicherweise zunehmender Beliebtheit vor dem Hintergrund einer Kulturdebatte, die im Namen einer sog. Weltoffenheit den Kontext der europäischen Aufklärung längst gekündigt hat.

Die von Bruckner kritisch zitierten französischen Intellektuellen, sind typisch für diesen „Umstieg“ von einer herrschaftskritisch-emanzipatorischen Grundhaltung, hin zu einem libertären Relativismus, der sich aus einer Mischung von Schuldkultur, Erlösungswahn und korporativer Demenz speist.

Mit diesen Leuten ist in Europa nicht mehr zu rechnen, weil ihnen der Impetus des Aufklärerischen abhanden gekommen ist.

Nicht nur Frankreich soll nach deren Meinung seine Identität aufgeben, sondern am besten gleich ganz Europa, welches sich unter dem Dach der Brüsseler Großstaatsidee als kosmopolitisches Derivat einer verflossenen, griechisch-römischen Tradition von Denkkategorien und unter Verlust des national erkämpften Verfassungsrechts wiederfindet.

Das dürfte wohl der kulturelle Abgesang sein, den Bruckner an vielen Stellen durchblicken lässt, jedoch ohne Konsequenzen.

Im Gegensatz zu Amerika wiederhole die alte Welt alles bis zum Überdruss.
Ja was auch sollte das vergleichsweise junge Amerika denn wiederholen?

Wir Europäer seien offenbar verzagt, dekadent, mitleiderregend in unserer Aspiration und erbärmlich in unseren Freuden.

Das ist wohl wahr, aber die sich als „neue Vernunft“ ausbreitende (vornehmlich linksgrüne) Verbotskultur hat mit ihren sadomasochistischen Zügen daran ganz wesentlichen Anteil und ist mit ihrer weltrettenden Vision jenes Stück vom immerwährenden Idealismus, den auch Marx nicht überwinden konnte.

Ja,–der neue Atheismus trägt aristokratische Züge, wie der Autor richtig vermittelt. Das macht ihn leider so unglaubwürdig in seinem „aufgeklärten“ Anspruch.
Wenn Bruckner „Despoten“ wie Putin, Chamenei, Castro und Erdogan in einem Hass auf die Freiheit vereint sieht, dann bedient er einen Mainstream-Liberalismus.

Putin ist sicher nicht der „lupenreine Demokrat“, den Gerhard Schröder gerne in ihm gesehen hätte, aber er steht der westlichen Kultur und ihren Werten deutlich näher als Ali Chamenei, was nicht ganz unbedeutend ist für künftige Allianzen.

Den Dschihadisten unterstellt der Autor eine Angst vor einer auf Autonomie aufbauenden und begründeten Lebensweise, welche eine fortwährende Infragestellung und Erneuerung impliziere.

An dieser Stelle wäre die Frage nicht uninteressant, in wieweit die westlichen Gesellschaften, hinsichtlich einer Infragestellung ihres offenbar dekadenten Kurses, noch die Kraft zu einer kritischen Analyse aufbringen.

Die einzige Antwort an die Gesandten der grünen (gemeint sind die Muslime) und der braunen Pest (wer ist hier gemeint?), sei Gelassenheit und Verachtung.

So weit erinnerlich, hatte die Gelassenheit gegenüber den Nazis leider nicht zu deren Vernichtung geführt.

Europa und Amerika lebten in Trostlosigkeit (Heidegger) und spiritueller Leere, „einer Wertewüste, die zum Messer greifen lässt“ (Régis Debray).

Ob man das aufgrund der in Ermangelung von etwas Besserem, immer wieder gespielten romantischen Musik z.B. so stehen lassen kann, ist wohl fraglich, geht doch von dieser, von gläubigen Muslimen als Teufelswerk bezeichneten Kunst, ein großer Trost aus.

Als Gegenpol zur verlorenen Spiritualität des Westens sieht Bruckner den spiritistischen Fundamentalismus des Islam.

Chateaubriands Zitat von einer Zerstörung des Christentums mit der Folge, dass dieser Raum dann durch den Islam gefüllt werde, ist so abwegig nicht, weshalb sich die verunsicherten Amtskirchen wohl ein Heil aus der Installation einer dritten erhoffen.

Die spirituelle Renaissance, die manche sich wünschten gleiche einer wütenden Regression.

Der heutige Trend sei nicht der eines religiösen Erwachens. Eher ein Bedürfnis nach Selbstversicherung und einem Verlangen nach Sinn.

Das Leben soll (wieder) von strikten Regeln umrahmt sein, die sämtliche Alltagshandlungen betreffen. Genau das verwirkliche sich im Sharia-Islam.

Eigentlich hätten die Menschen ja auch nie vom Glauben befreit werden wollen, sondern vom Klerikalismus.

Die Frage nach einer möglichen Renaissance der Religionen, sollten wir lieber als eine Krise der großen Religionen begreifen, meint Bruckner.

Der Islam radikalisiere sich nicht, weil er sich von uns entferne, sondern weil er sich dem Westen nähere und (deshalb) bedroht fühle.

Die Fundamentalisten glaubten, den Westen erobern zu können, aber es seien sie selbst, die erobert würden durch den Austausch mit uns.

Das klingt fast wie Hoffnung, aber ab wann ist sie berechtigt?

Das Positive am reifen Christentum sei seine Fähigkeit, Skeptikern und Agnostikern Raum zu lassen. Zugleich stelle sich die Frage, ob eine „liberale“ Konfession etwas anders, als ein die Gläubigen entmutigender Schwindel sei.

Eine Toleranz, die alle Glaubensrichtungen gleichsetzte, verflache sie. Sie sehen sich zu bloßen Meinungen herabgesetzt, Seite an Seite in einem neutralisierten Raum. Es gelte, ein Gesetz einzuführen, das die pazifistische Koexistenz aller organisiere.

Das versucht man ja gerade durch die Stigmatisierung von Religionskritik als Verstoß gegen die Menschenwürde.

Der „Erfolg“ wird kaum lange auf sich warten lassen.

Bruckner sieht die Weisheit der zivilisierten Gesellschaft in der Bereitschaft zur Annäherung und ersehnt einen „beruhigenden Austausch der Glaubensbekenntnisse“.

Toleranz schaffe Einheit von unten durch den kleinsten gemeinsamen Nenner.

Auch das Christentum habe sich nicht aus freien Stücken humanisiert, sondern weil es durch die Mühlen von Renaissance, Reformation und Aufklärung gedreht wurde.

Wird man also weitere 6 Jahrhunderte warten müssen, bis der Islam sich besänftigt?

Je stärker das Christentum ist, um so besonnener wird der Islam sein, meint der Autor. Möglich, aber was macht er dann mit seiner „Einzigartigkeit“?

Währenddessen bestätige sich die alte Welt in ihrem Selbsthass, den sie auf ihre verflossenen Monster gründet.

Europa habe das universalistische und apostolische Monopol der Barbarei. Nichts darf jemals schlimmer gewesen sein—-so wahr mir Gott helfe.

Wir liefern die Waffen, mit denen man uns angreift. Das schlechte Gewissen sei zu einer Identität geworden. Eine bequeme Zuflucht vor dem Jahrhundert.

Wir müssten uns weniger vor der Virulenz der Gottesspinner in Acht nehmen, als vor dem Hass, den wir gegen uns selbst hegen und der uns zur Unterwerfung drängt. Ein solcher Kontinent bereite sich auf sein Verschwinden vor. Er könne kolonisiert werden, weil er sich mental kolonisierbar mache.

Träumen wir nicht von einer Versöhnung (….). Wir müssen den Gegner besiegen, bevor wir ihm die Hand reichen!

Die Moderne sei zu einer Bestandsaufnahme genötigt. Was sich einst wie von selbst verstanden habe (hat es das?) müsse neu gedacht werden.

Der Feind, der uns geboren wurde, helfe uns, wieder wachsam zu werden.

Es sei unmöglich, sich der Herausforderung des gerade begonnenen Jahrhunderts zu entziehen.

Doch,–lieber Pascal Bruckner, durch Nebenkriegsschauplätze, ausgedehnte Urlaubsreisen und vor allem durch eine notorische Leugnung der Wirklichkeit.

Fazit

Der Autor hat eine auf Frankreich fokussierte Sicht im Hinblick auf Entwicklung und Stand der muslimischen Migration und seine Folgen.
Verwirrend ist aus Sicht des Rezensenten der zum Ende des Buches deutlich werdende Anspruch einer Versöhnung mit dem Unversöhnlichen.

Bruckners menschenrechtlicher Bezug auf das individuelle Recht, einer Religion anzugehören und danach zu leben, offenbart zugleich den entscheidenden Widerspruch, den die Muslime mit der Exklusivität des Islam begründen. Daraus ergibt sich notwendigerweise die Einsicht, dass der Islam keine individuell und menschenrechtlich begründete Gleichheit von Religionsgemeinschaften dulden wird, da dies der von ihm postulierten Überlegenheit widerspricht.

Es verwundert deshalb nicht die Kompromisssuche des Autors, sondern dass sich ein solcher nach der Lektüre einfach nicht vermitteln will.


Anhang – Quellenangabe

  1. André Quellin: Auf Wikipedia finden sich nur Angaben zu journalistischer Tätigkeit im Zusammenhang mit Islam und Migration.
  2. Louis Massignon: 1883-1962/ Bedeutender franz. Orientalist/ Veröffentl. u.a.:Les Allusions instigratices/Mystik and Martyr/ The Passion of Hallaj
  3. Raymond Aron: 1905-1983/ Franz. Philosoph und Soziologe/ Hauptarbeitsgebiet Geschichtsphilosophe und Erkenntnistheoreie/ Veröffentl. u.a.: Liberté et Egalite/ La Revolution introuvable/ La lutte des classes/Penser la guerre Clausewitz.
  4. Kamel Daoud: 1979-/ Algerischer Journalist/ Veröffentl. u.a.: Der Fall Mersault/ Zabor/ Minotaurus/Chronique
  5. Eric Fassin: 1959-/ Franz. Soziologe/ Veröffentl. u.a.: Revolte oder Ressentiment
  6. Pierre Tévanian: 1970-/ Franz. Philosoph/ Veröffentl. u.a.: La République du mépris/ La mécanique raciste
  7. Régis Debray: 1940-/ Franz. Philosoph und Autor/ Veröffentl. u.a.: Die Revolution in der Revolution/Manifestos/ Kritik der politischen Verfasstheit/Transmitting Culture/ Civilization
  8. Alain Badiou: 1937-/ Franz. Philosoph u. Mathematiker/ Verfasser von Dramen u. Romanen/ Veröffentl. u.a.: Das Sein und das Ereignis/ Die kommunistische Hypothese/ Theorie des Subjekts/ Lob der Liebe
  9. Michel Foucault: 1926-1984/ Franz. Philosoph (Poststrukturalismus), Historiker, Soziologe u. Psychologe Veröffentl. u.a.: Überwachen und strafen/ Sexualität und Wahrheit/Wahnsinn und Gesellschaft/ die Ordnung der Dinge/ Archäologie und Wissen/ Sicherheit, Terrorismus, Bevölkerung/ Die Anomalen
  10. Oliver Roy: 1949-/ Franz. Politikwissenschaftler/ UN-Gesandter/ befasst m.d. Thema Islam
    Veröffentli. u.a.: The fallure of Political Islam/ Globalized Islam/ Holy Ignorance/ Is Europe Christian Jihad and Death
  11. Michel Onfray: 1959-/ Franz. Philosoph u. Begründer der Université populaire de Caen/ Veröffentl. u.a.: Wir bruchen keinen Gott/Décadence/ A Hedonist Manifesto/ Anti Freud/ Im Namen der Freiheit
  12. Jean Luc Nancy: 1940-/ Franz. Philosoph i.d.Tradition d. Dekonstruktivismus u.d. Phänomenologie
    Veröffentl. u.a.: Singular plural sein/ Die undarstellbare Gemeinschaft/ Der Sinn der Welt/ Die Erfahrung der Freiheit/ Die Erschaffung der Welt od. Die Globalisierung
  13. Edgar Morin: 1921-/ Franz. Philosoph/ Veröffentl. u.a.: Seven complex lessons for the future/ La Méthode/ La mente bien ordenada/ L` esprit au temps/ Enseigner à vivre/ Wege der Hoffnung
  14. Edward Said: 1935-2003/ Amerikanischer Literaturtheoretiker/ Veröffentl. u.a.: Orientalismus/Kultur u. Imperialismus/ Am falschen Ort/ Covering Islam/ The question of Palestine/ Die Welt, der Text und die Kritik/ Power, Politics ans Culture
  15. Enzo Traverso: 1857-/ Italienischer Historiker und Journalist/ Veröffentl. u.a.: Fire and Blood/Left-Wing Melancholia/ The new faces of Facism/ The Marxists and the Jewish Question/ Moderne u. Gewalt.
  16. Abdennour Bidar: 1971-/ Franz. Schriftsteller und Philosoph mit islamischem Hintergrund/
    Veröffentl. u.a. Offener Brief an die muslimische Welt/ Les tisserands/ Libérons nous/ Ein Islam für unsere Zeit
  17. Laurent Mucchielli: 1968-/ Franz. Soziologe/ Veröffentl. u.a.: La delinqance des jeunes/ Quand les banlieus brulent/ La sociologie et sa méthode/ Crime et Sécurité
  18. Etienne Balibar: 1942-/ Postmarxistischer Franz. Philosoph/ Veröffentli. u.a.: Race, Nation, Classe/The philosophy/ Identity and difference/ Masses, Classes, Ideals/ Spinoza and Politics
  19. Benjamin Stora: 1950-/ Franz. Historiker m.d. Schwerpunkt Algerien/ Veröffentl. u.a.: Algeria 1830 – 2000/ Les trois exists juivs d´Algérie/ Les clés retrouvées/ Nationalists algériens et revolution/La Guerre Algérie 1954-1962
  20. Boualem Sansal: 1949-/ Franco-algerischer Schriftsteller/ Veröffentl. u.a.: Das Ende der Welt/ Das Dorf  des Deutschen/ Der Schwur der Barbaren/ Harraga/ Allahs Narren/ Rue Darwin
  21. Daryush Shayegan: 1935-2018/ Iranischer Intellektueller/ Veröffentl. u.a.: Cultural schizophrenia/Les Illusions de L´identité/ Sous les ciels du monde/ Terre de mirages
  22. Tilman Nagel: 1942-/ Deutscher Orientalist und Islam-Wissenschaftler/ Veröffentl. u.a.: Geschichte d. Islamischen Theologie/ Mohammed-Leben und Legende/ Allahs Liebling/ Der Koran: Einführung/ Angst vor Allah/ Was ist der Islam/ Die islamische Welt bis 1500
  23. Bassam Tibi: 1944-/ Deutscher Politikwissenschaftler syrischer Herkunft/ Veröffentl. u.a.:  Die neue Weltordnung/ Arabischer Nationalismus/ Islams Predicament with Modernity/ The Sharia-State/Islam in Global Politics/ Kreuzzug und Djihad/ The Crisis of Modern Islam
  24. Claude Lévi Strauss: 1909-2009/ Franz. Ethnologe/ gilt als Begründer des ethnologischen Strukturalismus/ Veröffentl. u.a.: Traurige Tropen/ Das wilde Denken/ Die elementaren Strukturen/Das Rohe und das Gekochte/ Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft