EU und Philosophie - Faktum Magazin

Kulturkampf
Moralischer Universalismus statt Selbstbehauptung
von Lothar Fritze
eine Rezension von Michael Mansion

Ein Leser sollte nicht mit dem Nachwort beginnen, aber in diesem Falle ist es verführerisch, weil Prof. Lothar Fritze (darin) ein Szenario entstehen lässt, welches die durchaus spannende Frage aufwirft, wie er dahin gekommen ist.
Insoweit hätte das auch (fast) ein Vorwort werden können, aber ein solches gibt es ohnehin.

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Das im Jungeuropa-Verlag erschienene Buch gliedert sich in 8 Kapitel und 32 Untertitel, sowie dem Nachwort, einem Literaturverzeichnis, einem Personenregister und einem Sachregister auf 258 Seiten.
Die Anmerkungen des Rezensenten im folgenden Text sind kursiv gesetzt [und eingerückt].

Das schlechte Gewissen hadere mit dem eigenen Wohlstand, heißt es im Vorwort und nach dem Scheitern des Kommunismus sei ein neuer Heilsgedanke moralisch-universalistischer Dimension entstanden.

Ein gesinnungsethischer Furor linksliberaler Eliten, denen eine profane tägliche Daseinsbewältigung nicht mehr präsent sei, spalte das Land.

Zu kritisieren sei dabei nicht etwa moralisch gut zu sein, sondern die infantile Weigerung, die Konsequenzen des eigenen Handelns zu bedenken.
Eine gewisse moralische „Grundeinstellung“ sei weitgehend akzeptabel geworden, wobei es nicht darum gehe, die herrschende Oligarchie zu desavouieren, indem das Volk für grundsätzlich anständig und die Eliten in jedem Falle für korrupt erklärt werden.

Es gehe hier um eine Kritik, welche die Selbstermächtigung der Eliten über den Souverän deutlich werden lasse.

Moralischer Universalismus versus reiner Individualismus

Der kulturelle Hegemon betreibe sichtbar eine Moralisierung der Politik mit Alleinvertretungsanspruch.
Ein gesellschaftliches Klima von Unfreiheit sei entstanden, welches durch mediale Propaganda, Verächtlichmachung und Ausgrenzung politischer Gegner das Land gespalten und in einen „Kulturkampf“ versetzt habe.

Der eingeforderte moralische Universalismus stehe – so der Autor – in einem Gegensatz zum Leben der Menschen in Familien, Gemeinden und Nationalstaaten.
Der Schutz des Eigentums, die Aufrechterhaltung der Rechtsordnung, die Vermeidung von Dekadenz und innergesellschaftlichem Leistungsabfall, seien aber als Voraussetzungen nicht global, sondern nur national sicherzustellen.

Ein moralischer Universalismus sei lebenspraktisch nicht vollendbar, ein reiner Individualismus werde der sozialen Natur des Menschen nicht gerecht und ein Kosmopolitismus sei bestenfalles eine sehr langfristige Mehrheitsaufgabe, deren Vollendung als „Weltstaat“ nicht auf der Tagesordnung stehe.

Spannungsbogen zwischen Globalisten und Multikulturalisten

Der Autor erklärt die Unterschiede zwischen einer individualistisch-universalistischen und der kollektivistisch-partikularistischen Grundorientierung an einer ganzen Reihe von Beispielen, aus denen sich eine Sicht auf den habituellen Kodex der Gruppierungen erschließt.

Der Spannungsbogen verläuft zwischen Globalisten und Multikulturalisten, die sich als Weltbürger begreifen und überall zu Hause sind. Diese Entsolidarisierung gegenüber der eigenen Herkunftsgruppe stehe im krassen Gegensatz zu jenem „Wir“-Gefühl von Mitgliedern einer Gruppe mit kollektiv-partikularistischer Ausrichtung, welches eine Identität in Familie und Gemeinschaft erfährt.
Die Politik habe primär das Überleben des eigenen Volkes als kollektivistischer Gesamtheit zu garantieren sowie die staatlichen Voraussetzungen für die Daseinsbewältigung zu schaffen.

Diese Einstellung wende sich gegen die universalistische Forderung, die Interessen aller Erdenbewohner zu berücksichtigen, bzw. sie sich zu eigen zu machen.
Dieser selektive Vorgang impliziere keineswegs eine Herabwürdigung etwa anderer Kulturen.

Eine positive Denkfigur des „Nationalisten“

Wer sich einer Gemeinschaft verpflichtet wisse, werde sich im nationalen Umfeld traditionell verhalten und dies nicht in einem negativen Sinne, weil man sich gewachsenen Bindungen nicht einfach entziehen kann, was, kosmopolitisch gedacht, ausgeblendet wird.

Lothar Fritze ist bemüht, eine positive Denkfigur des „Nationalisten“ zu beschreiben, der frei ist von einem engstirnigen Nationalbewusstsein, welchem eine Attitüde von Anmaßung eigen ist, vom unvergleichbar Besseren.

In Wahrnehmung und unter Berücksichtigung der Interessen auch anderer Nationen und ihrer Menschen, wird dieser „Nationalist“ zugleich den eigenen Selbstbehauptungswillen und die Fähigkeit hierzu nicht untergraben wollen.
Ein solcher Nationalismus – so der Autor – sei Patriotismus.

Nationen bilden Solidaritäts- und Kulturgemeinschaften

Ihre Befürworter glauben nicht an eine postnationale Konstellation, die in einem Globalismus aufgeht, wofür der Autor auch hinsichtlich der Begründung neuer Nationalstaaten nach dem Zerfall der Sowjetunion und Jugoslawiens eine Bestätigung sieht.

Ein nationales Interesse begreife sich auch in einem technisch-organisatorischen Sinne als sinnvoll und schließe ein, dass die Interessen der nationalen Akteure friedlich und kooperativ mit anderen, im Eigeninteresse handelnden Mächten, verfolgt werden.

Mit Blick auf eine „Überwindung der Nationalstaatlichkeit“ etwa durch die EU, gemahne der Blick auf eine in Jahrhunderten gewachsene unterschiedliche Strukturenlandschaft in den Kulturen und Ökonomien zur Vorsicht.
Eine kosmopolitisch individualistische und moralisch universalistische Sicht- weise und Einstellung werde bei etwa 30{18423f3510016d69a38748c31b9d3c63e55e56caeb597c341a8ea176480d5299} der Bevölkerung verortet.

Sie seien die Vertreter einer derzeit dominierenden Grundeinstellung, welche die aktuell (noch) gegebene Homogenität der Völker weder für einen Wert an sich, noch deren Erhaltung für geboten sehe.

„Eine-Welt-Republik“ – multikulturelle Segregation und Parallel-Gesellschaften als Bereicherung

Auch das Kompetenzniveau der Einwanderer sei ihnen gleichgültig.
Nationale Zugehörigkeiten gelten als zu überwinden und einer politischen Stabilität nicht zuträglich. Nationale „Wir“-Gefühle gelten gar als reaktionäre Beharrungsfaktoren, die durch Zuwanderung abzubauen sind. Eigene Identität, Geschichtlichkeit und Kultur werde nicht als Wert begriffen oder verteidigt und traditionelle Lebensstile gelten als spießig. „Vielfalt und Weltoffenheit“ sind die Schlachtrufe der Überwinder auf dem Wege in die „Eine-Welt-Republik“. Das darin schlummernde Konfliktpotential werde nicht gesehen.

Die Vorstellung einer hinreichenden Übereinstimmung bezüglich einer fundamentalen Wert- und Gesellschaftsvorstellung für ein demokratisches Gemeinwesen werde in den Wind geschlagen oder man hoffe irgendwie auf Beherrschbarkeit.

Zugleich sei der Glaube an eine sich schnell vollziehende Integration weit verbreitet und der Autor schließt nicht aus, dass eine multikulturelle Segregation in Gestalt von Parallel-Gesellschaften als Bereicherung gesehen wird.

Rassismus ohne Rassen

Bereits die Behauptung einer Unvereinbarkeit bestimmter Lebensweisen gilt in den kosmopolitischen Milieus als neo-rassistisch und damit natürlich zugleich als ein Rassismus ohne Rassen.

Mögliches Fehlverhalten wird fast ausschließlich in der Aufnahmebevölkerung verortet und Konflikte werden auf Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit zurückgeführt.

Es bestehe eine Pflicht, den Neuankömmlingen entgegenzukommen und die Ressourcen anderer Kulturen zu erkennen.

Man wird nicht zögern – meint Fritze – dem Anspruch auf Gleichbehandlung und gleicher Repräsentation in der Weise nachzukommen, dass den Angehörigen der ethnischen Gruppen auf allen Ebenen der staatlichen Verwaltung ein angemessener Vertretungsanspruch eingeräumt wird und man werde es billigend hinnehmen, dass dabei erhebliche Verwerfungen entstehen.

Die Staatsangehörigkeit soll nicht mehr qua Abstammung, sondern durch einen Automatismus für jeden erfolgen, der auf dem Territorium des betreffenden Landes zur Welt gekommen ist. Weitere Kriterien soll es nicht geben und jeder, der sie bekommen will, kann sie auch erhalten.

Dies übrigens als integrativer Teil des sog. „antirassistischen Kampfes“.
Der Autor meint, dass sich die Deutschen in Ost und West als ein Volk begriffen hätten, könne vor diesem Hintergrund nur als Revitalisierung eines völkischen Nationalismus erscheinen.

Ziel: eine Art von Weltkultur

Die Massenzuwanderung werde als ein liberal-demokratisches Projekt selbst dann noch verstanden, wenn sie sichtbar aus dem Ruder läuft.

Es gäbe eigentlich gar kein Interesse an einer Unterscheidbarkeit von Kriegs- oder Wirtschaftsflüchtlingen, Asylanten oder Wohlstandsmigranten.

Es gehe im Gegenteil darum, den Weg dieser Prozesshaftigkeit zu beschleunigen, abzusichern und auf transnationale Institutionen zu übertragen, womit den Nationalstaaten ihre Souveränitätsrechte entzogen werden.

Das Ziel sei eine Art von Weltkultur, wo nationale und regionale Besonderheiten nur noch den Status von Kuriositäten haben.

Hinzu komme eine ganze Reihe wirtschaftlicher Interessen an der Beseitigung nationalstaatlicher Hoheitsrechte.

Dass zivilisatorische Errungenschaften auf der Strecke bleiben könnten, werde nicht gesehen oder ausgeblendet.
Vielfalt, ausschließlich positiv gedeutet, verkenne das Element einer konfliktträchtigen Vielfalt.

Das sei die Basis einer Selbstüberschätzung in der vermeintlich „guten Sache“ die in unbegründeter Selbstgewissheit wurzele.

Es sei sehr wohl grundsätzlich möglich, sich mit anderen Kulturen zu identifizieren, aber kaum jemand schaffe es, seine Identität zu wechseln und seine Sozialisation vergessen machen zu wollen.

So werde die Nation zu einer abgelebten Gestalt des Geistes.

Gesetzte Grenzen der individuellen Selbstenfaltung

Alle ihre tradierten Bindungskonstrukte, Instanzen, Autoritäten und Modelle werden obsolet und befördern Orientierungs- und Disziplinlosigkeit der gesellschaftlichen Subjekte im zunehmend hilflos agierenden Staat.

Auf Seite 56 findet sich ein ganz wesentlicher Schlüsselsatz des Autors, wo es heißt:

„Insofern ist die politisch-moralische Grundorientierung der dominierenden Elite, die sowohl eine Präferenz für den – Ungleichheit generierenden – Individualismus als auch eine Präferenz für den – Gleichheit anstrebenden – moralischen Universalismus umfasst, partiell selbstwidersprüchlich.“

Der individuellen Selbstentfaltung seien unter Bedingungen egalitärer Bedürfnisbefriedigung ganz unvermeidliche Grenzen gesetzt.

Ein fehlendes normatives Verständnis von Kategorien rufe die Menschenrechte auf den Plan, die ein durch und durch westliches Konstrukt sind und universell keineswegs akzeptiert.

Welches Anspruchsrecht sollte denn hier geltend gemacht und abgeleitet werden? — das westliche?

Verfassungswidrige Rechtsverständnisse als Selbstverständlichkeit

Für eine nachrangig gewordene nationale Rechtsgemeinschaft mit „universalem Respekt“ wird die Hinnahme von parallelen und im Einzelfall auch verfassungswidrigen Rechtsverständnissen mit ihrer milieubezogenen geduldeten Inkraftsetzung zur Selbstverständlichkeit.

Ein solches apriori-Respektverständnis sei seinem Wesen nach antiaufklärerisch und wissenschaftsfeindlich sowie in sich ein Obskurantismus, der Relativismus erzeuge.
„Das Bessere“ als kulturelle Leistung nicht mehr wahrnehmen zu wollen hieße, das Menschenbild der Aufklärung aufgeben zu wollen und sich vom zentralen Postulat einer kulturellen Praxis zu verabschieden.

Der Autor zitiert Habermas(1), wo dieser eine globale Freizügigkeit fordert, von der abzuweichen eine Rechtfertigungspflicht hinsichtlich möglicher Konflikte und Belastungen für die öffentliche Ordnung voraussetze und die ökonomische Reproduktion ernsthaft gefährde.

Das sei eine Version, welche die Sorgen der Bürger der Aufnahmegesellschaften hinsichtlich des Erodierens einer eigenen Identität ausblende. Ein solcher moralischer Universalismus ziehe das Leben in sozialen Einheiten mit Grenzziehungen zwischen Zugehörigkeiten in Zweifel.

Individualistisch-universalistische und kollektiv partikularistische Grundorientierungen

Nach dem Verständnis von Karl Popper(2) seien „offene Gesellschaften“ nicht zwingend solche ohne Grenzen. Ihre Institutionen seien als Menschenwerk eine Ausgangsbasis für diskurswürdige Änderungen und Korrekturen.

In einer demokratischen Gesellschaft müssen Entscheidungen zu grundlegenden Fragen des Zusammenlebens von einer qualifizierten Mehrheit des Volkes mit getragen werden.

Der Autor sieht wesentlich zwei typologische gesellschaftliche Grundorientierungen in der individualistisch-universalistischen und der kollektiv partikularistischen, die sich (vordergründig) logisch ausschließen.

Sie dürften wohl die leitenden Bestrebungen verkörpern, wobei die realen Gesellschaften und Staaten Mischformen darstellen, deren Koexistenz es auszutarieren gelte.

Grenzenlose Willkommenskultur und „Andersdenkende“

Trotz der Diffamierungstendenz an die Adresse der „Andersdenkenden“ sei die eigene Bereitschaft zu grenzenloser Willkommenskultur, globaler Solidarität und Egalitarismus bis hin zu großzügiger Spendenbereitschaft in den Reihen der Kosmopoliten eher verhalten. Man ziehe sich in die besseren Wohnviertel zurück und sorge sich um die bestmögliche Ausbildung des Nachwuchses.

Ihnen stehe eine deutlich radikalere Gruppe gegenüber, denen eine globale Gesellschaft von Gleichen unter Gleichen vorschwebt, ein universeller Egalitarismus.

Dabei werde der charakteristische Zustand von Knappheit (an Ressourcen) optimistisch durch die hohe Entwicklung der Produktivkräfte und einer gerechten Verteilung für überwindungsfähig gehalten.

Der Autor hält das für eine klassische marxistische Sichtweise, die sich zu Fragen der Umverteilung innerhalb der bestehenden Gesellschaft positioniert.
Nun ist das eine in engen Grenzen wohl richtige (linke) Sichtweise, aber eine dynamische Entwicklung der Produktivkräfte findet vornehmlich in den USA, Europa, in Teilen Indiens sowie in Teilen Asiens statt. Nicht jedoch in Afrika, dessen Bevölkerung alle 12 Tage um eine Million wächst!

Mit Recht verweist Lothar Fritze deshalb auf die mögliche Überschätzung von allumfassenden neuen Wirklichkeiten im Umfeld einer „Eine Welt-Ideologie“.

Verschwinden von nationalen Identitäten im Zuge der Globalisierung

Das jeweils eigene Rechtsverständnis korrespondiert dabei auch nicht zwingend mit der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, auch wenn man einen „wesentlichen Vorrat“ an Werten und Übereinstimmungen unterstellen könnte.

Ein erwünscht kommunitär-demokratisch-kollektiver Prozess von Identitätserarbeitung im Rahmen einer gleichberechtigten Teilhabe für alle, ziele auf ein Bewusstsein, das sich nicht (mehr) als National- oder Staatsbewusstsein begreift.

Für weltweit gleiche Lebensbedingungen gelte es, ein Weltbürgertum herauszubilden, welches sich (wie man glaubt) aus einem langsamen Verschwinden der gewachsenen nationalen Identitäten im Zuge der Globalisierung ergäbe.
Die zunehmende Übertragung bislang nationaler Souveränitätsrechte an supranationale Einheiten (etwa die EU), sei nur ein erster (geplanter) Schritt, meint der Autor und steht mit dieser kritischen Ansicht nicht allein.

In der Konsequenz der gedachten Vision liege die komplette Abschaffung der nationalen Souveränitäten, die Beseitigung aller Grenzen und die Auflösung aller bislang unabhängigen Staaten.

In einer dann gar nicht mehr durchsetzbaren demokratischen Bürgerbeteiligung eines technokratisch gemanagten „Weltstaates“ (oder eines „Groß-Europa?“), verschwände der Demos als ein Souverän.

Assimilation? Kein Interesse!

Insoweit sieht Fritze vor diesem Hintergrund auch gar kein Interesse an einer Assimilation der Einwanderer, deren Befürworter alle politischen Bestrebungen, die sich auf Integration beziehen, mit der Ausnahme eines Bekenntnisses zur Verfassung, für illegitim halten und Gesellschaftlichkeit an einen „Aushandlungsprozess“ delegieren.

Ja dann schau’n wir mal, wie wir heute so drauf sind und verhandeln dann!?
Die Wertung des Autors, dass eine solche Utopie von Gesellschaft eine quasi-kommunistische sei, verdiente an anderer Stelle einen Diskurs, aber hier geht es ihm um den Hinweis auf die Unvereinbarkeit von (massiven) Freiheitseinschränkungen, eine Unterhöhlung des Leistungsprinzips sowie totalitären Eingriffen in die Handlungsfreiheit als Ausdruck einer ganz und gar undemokratischen Gesellschaftsformierung.

Marktwirtschaftliche Aspekte

Die Idee einer faktischen Gleichgestelltheit sei ein fundamentaler Angriff auf den Liberalismus und die kapitalistische Marktwirtschaft und habe das Zeug, die westlichen Gesellschaften in ihrem Funktionskern zu treffen.

Kann es vielleicht aber auch sein, dass unter Ausblendung des Begriffs „Gleichgestelltheit“ schon lange kein nachweisbar „reines“ Marktwirtschaftsprinzip mehr existiert?

Unter dem Banner der Marktwirtschaft gibt es längst massive staatliche Eingriffe, ganz zu schweigen von der fortlaufenden „Rettung“ der Euro-Währung.

Ist es nicht eher auch so, dass die zitierte Gleichstellung, etwa von ihren Förderern in der EU (siehe: Angleichung der Lebensverhältnisse), die Subjekte eher (weiter) marginalisiert als zusammenführt, da es keine erkennbaren Bestrebungen gibt, substantiell ungerechte Eigentumsverhältnisse weder national noch europaweit kritisch zu beleuchten.

Die hier offen zutage tretenden „Baustellen“ sind ja zu einem großen Teil auch Auswirkungen eines durch und durch kapitalistischen, jedoch nicht marktwirtschaftlich formierten Globalismus. Das macht den Umgang mit den Begriffen so schwierig.

Eine politisch-moralische Grundeinstellung

Es geht dem Autor hier aber nicht um irgendwelche Privilegien, sondern um eine politisch-moralische Grundeinstellung, welche ein auf Leistung gründendes Privileg grundsätzlich bestreiten will und die Abschaffung eines freien Unternehmertums im Auge hat.

Indem er eine Stigmatisierung der sog. Intelligenzforschung beklagt, die eine ungleiche Verteilung von erblicher Intelligenz in verschiedenen Schichten der Gesellschaft sowie auch in verschiedenen Ethnien und Rassen nachweisen soll, begibt er sich auf einen schwierigen Pfad, der sich in keinem guten Zustand befindet.

Dies nicht deshalb, weil er eine alleinige Unterdrückung (von Intelligenz) durch Diskriminierung nicht gelten lassen will, was zweifellos richtig ist.
Das Problem ist aber eher im schwierigen Intelligenzbegriff selbst zu verorten, weil es wohl ein Unterschied ist, ob ein guter mathematischer Kopf einer astrophysischen Gleichung zu folgen vermag oder ob es einer mathematischen Niete gelingen könnte, Frieden in Nahost zu schaffen.

Wenn der erwähnte Pierre Bourdieu sich nicht auf eine biologisch geführte Intelligenzdebatte einlassen wollte, dann war er vermutlich gar nicht schlecht beraten.

Der Nachhall, der keineswegs nur von den Nazis in den 30er, 40er und 50er Jahren geführten Argumentation einer auch rassisch präformierten Intelligenz, mahnt zur Vorsicht in einem Umfeld, das seine Bildungsressourcen nicht angemessen umfänglich zu nutzen imstande ist und das Entstehen von Verlierermilieus wirksam befördert.

Das „vergeigte Bildungssystem“ (Josef Krauss) generiert die Skala einer nach oben offenen Bildungskatastrophe und Kulturverlorenheit, in welcher sich der angesagt grüne Weltgeist tummelt.

Wie auch sonst wäre die weitgehende Zustimmung zur Merkel-Agenda zu erklären? Wie?

Der Kulturmarxismus ist derweil eine beliebte Metapher, jedoch insgesamt ein Kampfbegriff, welcher auf die Analyse verzichtet, um eine negative Konnotation zu erzeugen. Begrifflich stammt er aus den USA, verbunden mit der Behauptung, die (jüdische) „Frankfurter Schule“ sei an allem schuld.
Der Rezensent erlaubt sich hier die Vermutung, dass von konservativer Seite der gleiche Fehler gemacht wird wie auf der Seite der postmodernen Linken, nur eben andersherum.

Wie dumm müsste ein in die heutige Zeit gedachter Marx denn sein, wenn sich ihm die Erkenntnis des globalistisch gedachten EU-Modells so wenig erschließen würde wie die antiaufklärerische linksgrüne Kumpanei mit dem Islam?

Es wäre gut, wir würden die alten Schützengräben der Links/Rechts-Dichotomie zuschaufeln, denn hier droht eine Gespensterdebatte, die das Zeug hat, die aktuell wesentlichen Übereinstimmungen zwischen Teilen von zuvor verfeindeten Lagern vor dem Hintergrund eines makaberen Staatsversagens nicht wahrnehmen zu wollen, was jede Opposition zur Erfolglosigkeit verdammt. Es wäre schade um die vertane Mühe.

Der multikulturelle Humanitarismus erscheint doch viel eher als eine romantische Schimäre denn als Ausgeburt marxistischer Theoriegebäude, die wissentlich nie so beschaffen waren, einer vollständigen (und destruktiven) Religionsfreiheit oder dem Individualismus aller möglichen antiaufklärerischen Lebensformen das Wort zu reden.

So etwas spinnt sich nur in den Hirnen verkannter Dichter, denen die hierzu passenden Worte fehlen. Schiller konnte das allemal wesentlich besser!
Es ist wohl auch zu berücksichtigen, dass der besagte Humanitarismus kein ausschließlich deutsches und kulturmarxistisch getriebenes Phänomen ist, finden sich ähnliche Strukturen doch auch in den USA, wo der Marxismus allenfalls durch Einwanderer ins Diskursfeld geriet.

Ein meinungsbildende Funktion im kulturellen Verständnis einer umfangreichen Adaption und Referenz hatte er dort aber nie.

Die „Schwarze Bewegung“ hat eine wesentlich antirassistische Ausrichtung und lebt von den Residuen einer erfolgreichen Befreiungsmystik mit einer Nähe zum Antikapitalismus, der hier als ein linkes Theorem aber nur sehr schwer auszumachen ist, zumal er in sich selbst einen Bezug zur (eigenen) Rasse pflegt.

Das „Überwinden der Nationalstaaten“

Der Autor findet Allianzen zwischen Unternehmern und denen, die er politisch links verortet, auf der Ebene einer proklamierten Grenzenlosigkeit begründbar, wenngleich das Interesse von Wirtschaftseliten eher ökonomischer Natur denn moralischer Art ist. Es sei jedoch nachvollziehbar, dass eine erhöhte Zuwanderung von potentiellen Arbeitskräften den Preis der Arbeit reduzieren und die Kapitalrendite erhöhen könne. Ja,— aber nur wenn diese potentiellen Arbeitskräfte auch in den Arbeitsmarkt zu integrieren sind.

Auch nationalstaatliche Regeln und Regulierungen gelten den Wirtschaftseliten in der Regel als abzubauende Hürden.

Hier gibt es also Überschneidungen zu den moralgetriebenen „Überwindern der Nationalstaaten“.

Wirtschaftseliten und globalistische Moralisten

Allerdings scheine den moralischen Universalisten nicht ganz klar zu sein, was eine weltweite Angleichung der Lebensverhältnisse (oder der Löhne?) in der Praxis bedeutet. Da die in den Hochlohnländern verloren gehenden Arbeitsplätze in den Niedriglohnländern mehr als kompensiert werden, wie der Autor anmerkt, wird aus transnationaler Sicht eine positive Brisanz entstehen.

In beiden Lagern, also in dem der Wirtschaftseliten und in dem der globalistischen Moralisten, finde sich ein individualistischer Grundkonsens, welcher sich von Verpflichtungen gegenüber der Herkunftsgruppe befreit sieht.
Die Kollateralschäden solcher Individualisierungsprozesse gerieten dabei allerdings aus dem Blick.

Die kosmopolitische, individualistische und universalistische Grundorientierung verkörpere die Ideologie einer vom arbeitenden Volk finanzierten supranationalen Bürokratenschicht (….). Diese zum Teil objektiv funktionslosen Eliten seien an ihrer Reproduktion interessiert (….) und eine ihrer beliebtesten Kampfmethoden sei die Diffamierung des verachteten „Pöbels“, die Stigmatisierung Andersdenkender und letztendlich die Ausschaltung des politischen Gegners.

Man ist an dieser Stelle geneigt, an das Brüsseler Monster zu denken!
Der Autor hat die nur scheinbar vorhandene Interessengleichheit zwischen den Konzernlenkern und den sog. Linken herausgearbeitet, wobei sich die Freizügigkeit von Kapital, Gütern und Dienstleistungen, dem (linken) Projekt einer solidarischen und gerechten Gesellschaft konfrontiert sieht.

Kapitalismus Marx’scher Prägung oder Sozialkapitalismus?

Diese sich revolutionär begreifende Linke, sieht Fritze im ewig unabgegoltenen Projekt einer sozialistischen Neugründung der Gesellschaft auf der Grundlage eines Egalitarismus gefangen. So gesehen liege der Wirtschaftsliberalismus ein Stück auf dem Wege der internationalen Sozialisten und Kommunisten. Wirklich?

Ist es nicht eher so, dass wir es längst nicht mehr mit dem klassischen Kapitalismus Marx´scher Prägung zu tun haben, sondern mit einem Sozialkapitalismus?(3)

Der Autor ist um die Beschreibung der verschiedenen Allianzen in den unterschiedlichen Fraktionen bemüht und dabei gelingt ihm eine Gratwanderung.
So gehört etwa die obere Mittelschicht zu den Profiteuren, die schon heute ein kosmopolitisches Lebensgefühl entstehen lasse und ihre snobistischen und exaltierten Freizeitvergnügen in den bevorzugten weltweiten Destinationen betreibe. Für sie werden Vielfalt und kosmopolitische Offenheit zu einer Voraussetzung von unbegrenzter Selbstentfaltung.

Das ist deutlich und man wird es besser kaum auf den Punkt bringen können!

Eine begrenzte Interessenidentität von Linken und den Vertretern der Wirtschaftseliten erkläre sich aber auch aus der von beiden Seiten verbreiteten Sorglosigkeit, etwa bei der Beurteilung des Migrationsgeschehens und der daraus resultierenden Einwanderung in die Sozialsysteme.

Zugleich sind beide Seiten an einer Neugestaltung des Zusammenlebens interessiert. Die Kapitalseite, weil sie an eine optimale Ausschöpfung des Arbeitspotentials denkt und die sog. Linke, weil sie in der traditionellen Form der Familie immer schon einen Ort der Unterdrückung gesehen habe. Weil dabei auch der Kinderwunsch auf der Strecke bleibe, treffe sich das mit den Interessen der Wirtschaft.

Was für die einen ihr kosmopolitischer Romantizismus, ist für die anderen die erwünschte Auflösung der „überkommenen“ Nationalstaaten bei gleichzeitig erhofftem Verschwinden der nationalen Gebundenheiten für eine Global Governance.

Wie lange aber halten solche Allianzen und mit welchen Konflikten und Kämpfen ist künftig zu rechnen?

Um soziale Unruhen zu vermeiden, werde ein bedingungsloses Grundeinkommen auch für die Vertreter der Wirtschaft zunehmend diskutabel.Eone

Eine Allianz der Wirtschaftseliten und Teile der Linken

Die ideologische Hegemonie universalistischer und utopistischer Kräfte scheine vorerst ungebrochen.

Dabei fallen dem Westen seine eigenen Prinzipien zunehmend auf die Füße, indem sich der Freihandel zunehmend gegen sich selbst richte.

Trump sei der erste US-Präsident gewesen, der den globalen Wettbewerbsdruck nicht nur zur Kenntnis genommen habe. (Was in der westlichen Öffentlichkeit nicht verstanden und mit Hass beantwortet wurde!)

Der am meisten nachdenklich machende Umstand einer Allianz von Wirtschaftseliten und Linken bestehe darin, dass sich für die Belange der Bevölkerungsmehrheit weder die einen noch die anderen zu interessieren scheinen. Die sich für fortschrittlich haltenden Eliten hätten ihre politischen und intellektuellen Energien seit den achtziger Jahren auf sexuelle und kulturelle Minderheiten konzentriert. Dieser Elite sei eine gewisse Verständnislosigkeit für die Lebenslage der einfachen Leute eigen.

Divergierende Interessenlagen zwischen den staatstragenden Eliten und ihren Bürgern können geeignet sein, die staatliche Selbstbehauptung zu untergraben.
Der Autor hält es nicht für abwegig, dass es sich hinsichtlich der Zuwanderung zumindest in dem Sinne um eine „gesteuerte“ Angelegenheit handelt, wo Teile der politischen Klasse einen „demographischen Niedergang Europas“ dadurch kompensieren wollen.

Unterschiedliche Interessen: Staatliche Akteure und Bürger

Den Bürgern sei es aber nicht gleichgültig, wer ihre Nachbarn seien, ob Sicherheit herrscht und ob ein gewohntes Sicherheitsumfeld gewahrt bleibt.
Zwischen staatlichen Akteuren und Bevölkerung könne es (begrenzte) unterschiedliche Interessen geben.

Ein Sonderfall sei allerdings die offensichtliche Bereitschaft, auch das Scheitern einer Integration der Zugewanderten, das mit einer zivilisatorischen Regression einher gehen werde, notfalls hinzunehmen. Dies sei ein Ausdruck von offensichtlichem Realitätsverlust.

Den Denkern einer Weltstaats-Utopie scheine das Festhalten an geschichtlich entstandener Nationalität kontraproduktiv und angesichts der globalen Herausforderungen moralisch nicht verantwortbar.

Wenn einer solchen Idee jedoch zugleich globale Handlungsfähigkeit unterstellt werde, so machen sich gewisse Zweifel breit, zumal der Autor alle zumindest wesentlichen Problemfelder benennt, über die Einigkeit zu erzielen gebiete, bis hin zu einer wirksamen Geburtenkontrolle im Mittleren und Nahen Osten und vor allem auch in Afrika. Ein Rassismus-Aufschrei wäre die Folge!

Globalisierung und Universalisierung

Warum starke Staaten eine Machtbegrenzung zugunsten schwächerer betreiben sollen, fragt der Autor berechtigt.Wegen des Weltfriedens etwa? Den verdanken wir einer Machtbalance zwischen den Starken.
Globalisierung und Universalisierung seien beobachtbare Fakten.

Der Westen – so der Autor – habe einen wohl eher nur sehr marginalen Einfluss auf den Zuwachs der Weltbevölkerung, die alleine in Afrika alle 12 Tage um eine Million wächst.

Außerdem sei es eine (auch) berechtigte Frage, ob es aktuell ausreichend viele Gründe gibt, den Weltzustand so umfassend zu ändern. Hier liege die Begründungslast eindeutig bei den Veränderern und man müsse begründet vermuten dürfen, dass das, was kommt, wirklich besser ist.

Es werde zweifellos enger auf einer Welt begrenzter Ressourcen, aber ein notwendigerweise kooperativ angelegtes System funktioniere weder unter Fremden, denen man nie mehr begegne, noch unter den Bedingungen eines großen Wohlstandsgefälles, jedoch erst recht dann nicht, wenn man vom vermeintlichen Kooperationspartner feindlich definiert wird.

Moralisch-universalistische Orientierung

Völker seien Daseinsbewältigungsgemeinschaften mit einem zunächst altruistischen Interesse an Wohlergehen der verwandtschaftlichen Gemeinschaften. Die Subjekte entwickeln gruppenspezifische habituelle Eigenschaften und gemeinsame Überzeugungen. Es bildet sich das heraus, was man Kultur nennt.

Völker und Nationen seien bündische Zusammenschlüsse, deren sozialer Kitt weniger aus Nützlichkeitserwägungen denn aus Emotionen besteht.

Eine Ansammlung von Menschen könne sich nicht willkürlich zu einer Ethnizität entscheiden und erklären. Es seien konstruktive und rational begreifbare Elemente vonnöten, um für eine Anerkennung als Volk die Voraussetzungen zu schaffen.
Erst die Anerkennung durch andere Völker schaffe die Voraussetzungen für Abgrenzung und definitorische Identitätszuschreibung.

Zusammengehörigkeit, Abgrenzung und Anerkennung seien reale Sachverhalte im Sinne konstituierender Aspekte. Ein pragmatischer Essentialismus sei kognitiv unvermeidbar für eine vernünftige Sicht auf uns selbst und unser Verhältnis zur Gemeinschaft.

Eine moralisch-universalistische Orientierung entspringe dabei ihrem Wesen nach einem Gefühl der Zusammengehörigkeit aller Menschen. Daraus leite sich die universalistische Ethik eines vermeintlich progressiven Ideensystems ab.
So dies jedoch unabhängig vom herrschenden Selbstverständnis einer Mehrzahl das gesellschaftliche Zusammenleben grundsätzlich in Frage stellt und neu zu formieren beabsichtigt, bedarf es hierzu der Zustimmung des Souverän.

Menschliche Organisationsformen: Kriege im „Weltstaat“

Menschen seien sowohl Kollektivisten, als auch Partikularisten. Aus historischer Sicht offenbare sich eine gewisse Übersichtlichkeit der menschlichen Organisationsformen in erkennbaren Gruppengrenzen, die eher partikularistisch als universalistisch sind.

Der Autor sieht Tendenzen von Verwahrlosung, Instabilität, Lethargie, sowie das Nivellieren kultureller Eigenheiten als Folge einer kosmopolitischen Überforderung von Gemeinschaften im Umfeld der Globalisierung.
Ein „Weltstaat“ schließe zwar Kriege zwischen Nationen aus, nicht jedoch Bürgerkriege.

Lothar Fritze verwendet große Mühe darauf, die individuelle und die kollektivistische Grundauffassung im Rahmen von Gesellschaftlichkeit als Spannungsverhältnis deutlich werden zu lassen, welches universalistisch nicht aufzulösen ist.

Das politische Gemeinwesen beziehe seine Rechtfertigung aus einer relativ umfassenden Übereinkunft, die man durch (eigene) Emigration kündigen kann. Ansonsten wird man sich seinen staatsbürgerlichen Pflichten kaum entziehen können.

Ein (moralischer) Universalismus werde vor allem dort überbetont, wo sämtliche kollektiv eingrenzenden Bevorzugungen missbilligt werden und die Gleichbehandlung aller Menschen eingefordert werde.

Dies jedoch sei menscheninadäquat. Es wäre dies ein selbstverleugnerisches Verhalten und lebenspraktisch nicht verwendbar.

Wie sollte ein gewaltenteilig organisiertes System dieser Art funktionieren? Welches „globale Volk“ soll sich eine Verfassung geben? Welches wäre die globale Verkehrssprache?

Was auch könnten die klassischen Protestformen wie das Petitions- und Demonstrationsrecht gegen eine „Weltregierung“ bewirken?
Wie zuversichtlich kann man denn in einem Weltstaat hinsichtlich eines Verschwindens der Verfolgung Andersdenkender sein?

Nur eine Vielzahl souveräner Staaten verhindere eine totalitäre Entartung.

Ein freiheitlicher Staat könne keine weltanschauliche Agenda vertreten und es sei auch illegitim, eine bestimmte Entwicklung zu oktroyieren.

Diese Einsicht scheine bei der aktuell amtierenden politischen Klasse allerdings strittig.

So sei etwa der pauschale „Kampf gegen Rechts“, der zum Kampf gegen den Normalbürger degeneriert sei, die Torheit unserer Zeit.

Das liberale Element des Westens

Die Überlegenheit der europäischen Kultur wurzele in der Fähigkeit, den gleichzeitigen Geltungsanspruch nicht vermittelbarer Paradigmen auszuhalten.
Zugleich beruhe das liberale Element des Westens nicht nur auf der regulativen Idee eines humanitären oder moralischen Universalismus und man orientiere sich auch nicht ausschließlich an Ideen des/eines Individualismus.

Der Autor ist bemüht, gewisse Divergenzen einer universalistischen Grundauffassung im Zusammenhang mit nationalbestimmt partikularer Rechtsstruktur deutlich werden zu lassen. Der Gleichheit aller Menschen könne öffentlich nicht ohne Sanktionsrisiko widersprochen werden, aber in moralischen Zusammenhängen werde sie brüchig.

Das Selbstbestimmungsrecht bestimme selbstverständlich auch darüber, mit wem man es zu tun haben will und mit wem nicht.

Dem Staat sei es verboten zu diskriminieren, dem privaten Menschen dagegen nicht, auch wenn dies in Einzelfällen verpönt sein mag.

Der Preis des gesellschaftlich gelebten Pluralismus sei allerdings (zugleich) ein immerwährender Streit, der in Krisenzeiten zum Kulturkampf werden könne.

Dabei misslinge die Relativierung der eigenen Person zunehmend.

Der freiheitliche Staat sei auch nicht als Fürsorgestaat konzipiert, der die Verantwortung für die eigene Lebensführung zu minimieren habe.

Er könne sozialstaatliche Kompensation anbieten, aber nicht für soziale „Gleichheit“ sorgen und auch nicht für einen gleichmäßigen Glückszustand aller und möglichst weltweit.

Diese Botschaft sei allerdings für die wohlstandsverwöhnte Generation des Westens nur schwer erträglich.

Im permanenten Widerspruch zum eigenen Verhalten gäben sie sich einer Egalitarismus-Illusion hin.

Der freiheitlich-demokratische Staat müsse zwischen zwei unvereinbaren anthropologischen Positionen vermitteln. Dies betreffe sowohl die Vorstellung von einem freien Willen, als auch die, dass ein Verhalten vollständig determiniert sei.
Dabei sei die Rücksichtslosigkeit und Verlogenheit vieler Angehöriger der kosmopolitischen Schichten, die sich moralisch überlegen positionieren, schlicht atemberaubend. Ihre „Rücksicht“ auf den Rest der Welt, habe alle Rücksicht gegenüber ihren eigenen Völkern fahren lassen.

ine Forderung nach gleichem Respekt für Alles und Jedes, zwinge zu relativistischen Stellungnahmen. Hinweise auf Niedergänge und Dekadenz seien analytisch nicht mehr erwünscht.

Eine Identität zur Abstammungsgruppe lasse sich nur noch ins Feld führen, wenn man sich als Opfergruppe definiere. Das sei gekoppelt an das Prinzip einer nachweisbaren statistischen Minderheit und gilt (seit 2019) anderenfalls als rechtsextremistisch.

Den Konsens im Auge

Lothar Fritze hat den erforderlichen gesellschaftlichen Konsens im Auge und ist besorgt, weil es in jeder erfolgreichen Gesellschaft ein definierbares gemeinsames und öffentliches Interesse an einigen gesellschaftlichen Dreh- und Angelpunkten geben muss. Das aber sei in einer diversifizierten Gesellschaft unmöglich. Unmöglich werde es auch, wenn der Staat seine Machtmittel missbrauche, um eine ideologische Hegemonie zu errichten, die Opposition zu behindern und die Meinungsfreiheit durch öffentlichen (medialen) Druck einzuschränken.

Gesellschaften benötigen einen Vorrat an allgemein akzeptierten Überzeugungen und die Bürger haben ein Recht darauf, dass sie von der amtierenden politischen Klasse repräsentiert werden.

Solche Überzeugungen münden günstigenfalls in Berechenbarkeiten, die in ein sozialisationsbedingt-adäquates Verhalten münden, das sich aus einer kulturellen Tradition erschließt.

Die Matrix des Wertvollen

Die westlichen Sozialstaaten verteilen einen erheblichen Teil des erwirtschafteten Sozialprodukts unter dem Gesichtspunkt von Zugehörigkeiten um.
Im Falle von Zuwanderern aus anderen Kulturen, habe der Staat keine Möglichkeit, eine geistige und kulturelle Assimilation zu fordern. Der liberale Staat habe gegenüber der gelebten Kultur seiner Bürger neutral zu bleiben.

Rechtsstaatlichkeit und Liberalität können allerdings von denjenigen missbraucht werden, die ihnen gegenüber Verachtung an den Tag legen.

Ob die Verfassung sich dann (wie erhofft) als Rettungsanker erweisen wird, ist ungewiss, denn es gehe schließlich um auslegungsbedürftige Worte.

Ohne ein Minimum an ausgewiesenen Wertvorstellungen hängen auch solche Interpretationen in der Luft und der Autor verweist auf „weltanschauliche Kämpfe“ auch im Westen, die z.B. auch dazu geführt haben, dass es zu einer Uminterpretation der verfassungsrechtlich geschützten Institution Ehe durch das Verfassungsgericht gekommen ist, womit das Verfassungsgericht selbst zu einem Organ der Verfassungsänderung geworden sei. Der Autor findet das ziemlich bedenklich!

Selbst wenn Zuwanderer die Verfassung als Geschäftsgrundlage anerkennen würden, stünde ihre Interpretation offen, etwa dann, wenn Muslime als „Rechtsgelehrte“ in Erscheinung treten und hier die „Matrix des Wertvollen“ ihrem Glauben gemäß auslegen.

Der Autor bezweifelt berechtigt, ob die Befürworter einer ungesteuerten Zuwanderung je über das notwendige Vorhandensein fundamentaler Wertvorstellungen für die Konstituierung eines freiheitlich-demokratischen Staates nachgedacht oder ob sie das überhaupt verstanden haben.

Kollektive Notsituationen sind andernfalls kaum noch regelbar. Eine Opferbereitschaft sinkt mit zunehmender Inhomogenität.

Gerade der freiheitliche Staat sei darauf angewiesen, kulturfremde Einwanderung auf ein verträgliches und erträgliches Maß zu begrenzen.

Wenn eine vornehmlich muslimische Einwanderung in liberal-demokratische Staaten konfliktverstärkend in Erscheinung trete, jedoch weiter forciert werde, stelle sich die Frage, wer daran interessiert sein könne.

Die Kaviar-Linke und der Sozialkapitalismus

Fritze sieht hier eine kommunistisch inspirierte Linke am Werk, für welche eine Zersetzung der kapitalistischen Gesellschaft auf der Hand liege. Zum anderen seien auch parasitäre Eliten die ökonomischen Nutznießer.

Ob die aktuelle Kaviar-Linke nicht längst ihren Frieden mit dem Sozialkapitalismus geschlossen hat und ob sie nicht längst als ein Teil der gesinnungsethischen Anhänger einer Willkommenskultur zu sehen sind, die als nützliche Idioten fungieren, wäre eine berechtigte Frage.

Die kosmopolitisch dominierende Elite haben sich zum Meinungshegemon aufgeschwungen und stigmatisiere abweichende Meinungen.
Die von ihnen erzeugte Illusionsblase nähre sich aus der völligen Überschätzung der eigenen Kräfte.

Der an dieser Stelle erneut vom Autor verwendete Illusionsbegriff könnte darüber hinaus durchaus als ein Erklärungssynonym dort taugen, wo grundsätzliche Fehleinschätzungen von Mitteln und Möglichkeiten offensichtlich werden und gegen jede Vernunft vertreten und verteidigt werden.

Gefahr für die Völker Europas

Die eigentliche Gefahr für Europa sei zum einen die schleichende Zersetzung des Selbstbehauptungs- und Widerstandswillens der Europäer.

Zum anderen sei die unreflektierte Illusion hegemonial geworden, eine Gesellschaft primär unter moralischen und gerechtigkeitsbezogenen Aspekten zu perfektionieren.
Es sei zu befürchten, dass die daraus erwachsenen Enttäuschungen den Ruf nach immer effektiveren Mitteln einer Kontrolle und Steuerung des Verhaltens der Bürger laut werden lassen und so den freiheitlichen Staat zerstören.

Die über Jahrhunderte gewachsenen Völker Europas werden durch die aktuelle Einwanderung sowohl in ihrem Erscheinungsbild, als auch in ihrer kulturellen Substanz dramatisch verändert werden. Der Autor unterstellt hier das größte Sozialexperiment der Menschheit, von dem zu befürchten sei, dass es die mentalen und kulturellen Voraussetzungen untergräbt, welche seine überlegene Innovationskraft und Prosperität begründet haben. Es sei dies ein Projekt der Selbstzerstörung!

Keines der europäischen Völker habe einem solchen Wandel zugestimmt.

Es handele sich aber um eine vorerst noch abgespeckte Variante, die im Namen des Kosmopolitismus und eines moralischen Universalismus erfolge.

Die europäische Zivilisation sei durch eine illegale Elendsinvasion herausgefordert und die deutsche Kanzlerin verweigere weiterhin einen angemessenen Schutz der Außengrenzen, womit sie nicht nur ihre Partei, sondern auch Europa tiefgreifend gespalten habe.

Der aktuelle kulturelle Hegemon begreife sich als Bewusstseinsbildungsinstanz. Zweifel an seiner Kompetenz werden als rechte Ideologie denunziert.
Der Autor sieht eine neue post-revolutionäre Linke als Hauptträger dieser Bewegung. Sie habe aus dem Untergang des europäischen Kommunismus Konsequenzen gezogen (….), jedoch ohne die gegenwärtige hegemoniale Ordnung zu verändern.
Das verwundert bei Zugrundelegung des klassischen Revolutionsbegriffs, der ja primär ökonomischer Natur ist.

Fritze zitiert die belgische Philosophin Chantal Mouffe und ihre Anmerkungen zu einem Gesellschaftsbegriff von erweiterten Spielräumen und Gestaltungsmöglichkeiten für eine demokratische Sinngebung, um etablierte Machtverhältnisse in Frage zu stellen.

Natürlich ist die Frage nach demokratischer Sinngebung immer wieder neu zu stellen, aber Chantal Mouffe meint ja damit nicht die Etablierung einer muslimischen Herrschaftskultur und von einem pseudolinkem Egalitarismus ist die kluge Belgierin um Lichtjahre entfernt.

Dass die Realisierung einer Europa bedrohenden Agenda kein ausschließlich linkes Projekt ist, fügt der Autor hinzu und verweist auf das Ziel einer Vollendung der Globalisierung durch die Wirtschaftseliten.

Auf der einen Seite das Agieren des globalen Kapitals und auf der anderen Seite die romantische Spielwiese eines Kosmopolitismus:
So erscheint das Szenario – als Ganzes gesehen – weit weniger linksideologisch getrieben, sondern eher als Ergebnis eines zeitgemäßen Trends, der in der Moderne als unüberwindbares romantisch-idealistisches Residuum aufscheint, die handelnden Subjekte in ihrer Weltoffenheit moralisch überhöht und damit nahezu unangreifbar werden lässt.

Lothar Fritze sagt zugleich ganz klar, dass der politisch-kulturelle Hegemon keinen homogenen Block repräsentiert und seine Agenda sei auch kein ausformuliertes Projekt.

Ein elitärer Personenkreis beeinflusse die Geschicke des Landes in politischer, wirtschaftlicher, geistig-kultureller und wissenschaftlicher Hinsicht.

Diese haben zugleich die mediale Macht über die Verbreitung ihrer Ansichten und Meinungen, weshalb man von einem politisch-medialen Komplex sprechen müsse.
Diese geistig-kulturelle Dominanz sei in der sog. Flüchtlingskrise augenscheinlich geworden. Sie werde von einflussreichen Kräften für die neue „Grenzenlosigkeit“ genutzt.

Das Dilemma des offensichtlichen Scheiterns, im Sinne eines (zugegebenen) Scheiterns dieser Eliten sei nicht zu erwarten. Man werde versuchen, sich mit Beschwichtigungen an der Macht zu halten.

Ein Teil der Bevölkerung habe sich wohl damit abgefunden und der kritische Rest werde zielgerichtet denunziert.

Ganz offensichtlich werde die Bevölkerung auf die künftige Gesellschaftlichkeit „vorbereitet“.

(Man beachte hierbei die neuen, bunten und diversen Spots im TV!)

„Unbelehrbare“, völkische Nationalisten und Rassismus

Es gelte, die „Unbelehrbaren“ auszugrenzen. Eine Angst vor Überfremdung und Heimatverlust werde als Fremdenfeindlichkeit definiert.

Wer es dann vorzieht, unter Bio-Deutschen zu leben, gilt als völkischer Nationalist, ja im Grunde als Nazi, der die nächste Endlösung vorbereiten will.
Die im Zuge einer Willkommenskultur erfolgte weitgehende Öffnung der Grenzen Europas ist bei deren Völkern nicht mehrheitsfähig. Dies sei auch der Grund für die neuen (begriffsverfälschenden) Sprachregelungen.

Diese kosmopolitische Agenda bedürfe eines neuen Menschen.

Der rationale Kern des Partikularismus und des Kollektivismus werde zugunsten der Strategie eines moralischen Universalismus geleugnet. Eine auf die Leistungsfähigkeit von Gruppen und gewachsenen Kollektiven setzende Argumentation, gelte mittlerweile als rassistisch.

Der Autor meint berechtigt, es gebe bei der Gestaltung von Gesellschaftlichkeit keinen Weg vorbei an den gattungsspezifschen Dispositionen einer Spezies. Ein übertriebener anthropologischer Optimismus bei dem (sympathischen) Versuch die Welt besser zu machen, korrespondiere hier mit einem Verzicht auf Selbstbehauptung und mit einem Selbsthass auf die eigene Kultur und Geschichte.

Dies lasse allerdings auf einen mangelnden Realitätssinn schließen, der ein Projekt der Selbstaufgabe betreibe. Der Zwang zu moralischen Reflexionen in einer globalisierten Welt zwinge aber zugleich, die eingenommenen Positionen vernünftig zu begründen. Es darf im Umfeld der unterschiedlich formierten Akteure die Erwartung geäußert werden, dass über eine Verbesserung der Lebensbedingungen offen diskutiert wird.

Der Kulturkampf sei die modifizierte Fortführung eines Dramas, das bereits das 20. Jahrhundert prägte, meint der Autor und bezieht sich auf Ernst Nolte, der den Begriff „Weltbürgerkrieg“ prägte, in welchem ein totalitärer Nationalsozialismus dem totalitären bolschewistischen Ziel der Verschmelzung aller Rassen und Völker in der egalitären Weltzivilisation entgegen getreten sei.

In dieser wohl nicht so neuen Betrachtung liegt ein interessantes Fazit, auch wenn der Autor dem heutigen Kampf zusätzliche Facetten zugesteht, so fände die Auseinandersetzung zwischen diesen beiden konträren politisch-moralischen Grundauffassungen statt.

So wie heute die Linke in Gestalt der globalen Wirtschaftseliten ihre Mitstreiter habe, so habe auch damals der bolschewistische Repräsentant des universalistischen Lagers nicht allein gestanden, sondern liiert mit dem liberalen Westen.
Diese Allianz habe bis zur Erreichung des von den Alliierten gemeinsam verfolgten Ziels getragen, das mit der Vernichtung des politisch mächtigsten Repräsentanten der kollektivistisch-partikularistischen Grundorientierung erreicht war.

Die NS-Aufarbeitung

Diese Niederlage des Faschismus zugunsten der individualistisch- universalistischen Grundorientierung sei zugleich von dem Glauben getragen worden, dem vom NS-Staat repräsentierten Kollektivismus und Partikularismus sei jegliches Recht abzusprechen.

Das sei die in der Wissenschaft und in der Öffentlichkeit dominierende Form einer NS-Aufarbeitung, die darauf abziele, nicht nur das politische Handeln Hitlers und seines Staates, sondern den Nationalsozialismus als Ganzes, also das gesamte Gedankengut, inklusive sämtlicher institutioneller Problemlösungsansätze, einer totalen Delegitimation anheim fallen zu lassen.

Hierbei gehe es um die vom Nationalsozialismus vertretene, kollektivistische und partikularistisch politisch-moralische Grundauffassung.

Im Gegensatz zum individualistisch universalistisch orientierten Marxismus-Leninismus, der sich als legitimer Erbe der Aufklärung verstanden hatte, habe der NS eine traditionalistische Gegenposition bezogen, welche die lebenspraktische Bedeutung kollektiver Identitäten betont und die Legitimität einer gemäßigten Präferenz für das eigene Wohlergehen, sowie die Bewahrung der eigenen Kultur behauptet.

Diese Kontraposition als eine vormoderne und illegitime in Erscheinung treten zu lassen, sei das unausgesprochene und vielleicht unbewusste Ziel der ideologisch geduldeten Mainstream-Historie.

Als moralisch vertretbar sollen alleine die anti-kollektivistischen und universalistischen Positionen gelten.

Der Kollaps des NS-Staates

Der Kollaps des NS-Staates (durch eine Allianz aus liberalen Demokraten und totalitären Kommunisten) – so der Autor – sollte als jene Zäsur begriffen werden, welche diese „normativen Erkenntnisse“ unbezweifel- und unanfechtbar gemacht hat.

Die in diesem Sinne logische Dämonisierung des NS, habe Konsequenzen für alle gedanklichen Grundlagen, nicht nur die des Antimarxismus, sondern auch einer antikosmopolitischen und antiuniversalistischen Einstellung.

Das ist eine hoch interessante Betrachtung, die das Recht auf einen Diskurs dringend einfordern sollte, auch wenn die Chancen hierfür schlecht stehen.

Die politische Aufgabe bestehe darin, ein vernünftiges Maß zu finden, zwischen einer Berücksichtigung des Eigenen und der Berücksichtigung der Interessen aller.
Kritik könne sich deshalb auch nicht grundsätzlich gegen moralisch-universalistische Einstellungen ansich richten, sondern nur gegen die Maßlosigkeit lebenspraktischer Unverträglichkeiten.

Der eigenmächtige Vollzug einer Aussetzung von Grenzkontrollen, sei ein fortgesetzter Rechtsbruch argumentiert Fritze und befindet sich dabei in der Gesellschaft notabler Verfassungsrechtler.

Von fortgesetzter Selbstbeschädigung spricht er in Bezug auf ein soziales System, welches in übertriebener Weise eine individualistisch-universalistische Grundorientierung verfolge und damit eine Selbstbehauptung unmöglich mache.
Dieses universalistische „Wir“ sei eine Form, die eigene Kultur aufzugeben.
Europa werde im Zusammenhang mit einem sich fortsetzenden Zustrom großer Menschenmassen, seine Innovationskraft und Dynamik nicht bewahren können.
Auch das staatliche Gewaltmonopol und eine einheitliche Rechtsordnung werden sich nur noch schwer durchsetzen lassen.

— Fazit —

Ob, wie der Autor glaubt, die politisch-mediale Elite des Landes wirklich der Meinung ist, Deutschland befände sich auf der schiefen Bahn zu einer neuerlichen faschistischen Machtergreifung durch rechte Populisten, das sei mal dahingestellt und wäre Ausdruck riesiger Dummheit.
Wenn sie es jedoch nicht glaubt und dennoch medial behauptet, dann ist das neben einer ungeheuerlichen Infamie nichts weiter als Volksverhetzung!
Die individualistisch und universalistisch aufgestellten Eliten der westlichen Länder werden, wie der Autor meint, in dem Maße an Bedeutung verlieren, wie die Macht des Westens insgesamt schwindet.
Dieser Einsicht wohnt eine Dialektik inne, die das Handeln der sich progressiv dünkenden Eliten als Auslöser für unvermeidliche Destruktion setzt.
Sehr beruhigend ist das nicht.


Anhang

  1. Prof. Dr. Jürgen Habermas / deutscher Philosoph und Soziologe
    gehört zur 2. Generation der sog. „Frankfurter Schule“
    beeinflusst vor allem durch Kant, Marx, u. Adorno / veröffentl. u.a.:
    Theorie des herrschaftsfreien Diskurses
    Theorie des kommunikativen Handelns
    Erkenntnis und Interesse
    Die Zukunft der menschlichen Natur
    Die Erziehung des Anderen
    Wahrheit und Rechtfertigung
    Strukturwandel der Öffentlichkeit
  2. Sir Karl Raimund Popper / 1902 – 1994 / Österreichisch-Britischer Philosoph
    veröffentl. u.a.:
    Die offene Gesellschaft
    Vermutungen und Widerlegungen
    Das Elend des Historizismus
    Logik der Forschung
    Die beiden Grundprobleme
    Das Ich und sein Gehirn
    Auf der Suche nach einer besseren Welt
  3. Dr. Horst Müller / Deutscher Sozialwissenschaftler (Nürnberg)
    Praxisphilosophische Arbeiten im Bereich einer aktuellen Systemalternative
    Orientierung an Marx, Meed, Bloch, Bourdieu u. Wallerstein
    Über den Strukturwandel vom Industriekapitalismus zum Sozialkapitalismus
    Zentrales Werk hierzu: Das Konzept Praxis im 21. Jahrhundert