Veranstaltung „Islamische Werte – Auch in Deutschland?“ – ein Bericht
Ein kurzer Eindruck von einer Veranstaltung des „Liberal-islamischen Bund“ e.V. am 14. Februar 2018.
von Kristin
„Islamische Werte – Auch in Deutschland?“
An diesem Abend vernahm ich manch Betörendes über den Islam und die islamischen Werte: ausdauernd wurde beschworen,
- alles sei ohnehin so „öko“ und „nachhaltig“ im Islam
(Man bedenke doch die Klimakatastrophe!), - durch ihn gebe es zukünftig weniger Alkoholtote
(Wir wissen ja alle, ein Übel der westlichen Gesellschaften!), - außerdem mehr „Anti-Materialismus“ (sic!),
- der Islam „bietet“ übrigens auch ein bisschen „alternative Lebensphilosophie“,
- sowie mit „Islamic Banking“ endlich eine „ethische Stimme“, keine Finanzkrisen und auch keine Banken mehr, die „die Kriege“ finanzieren –
- und dazu Barmherzigkeit, Güte, Sanftmut, Respekt …. und Liebe galore.
Überdies äußerte sich Mathias Rohe, „Mr. Deutsche Islam-Konferenz„, zu Interpretationskompetenz und der Scharia, die sei nämlich ganz „ergebnisoffen“.
(…) Die Islamkrikerin Necla Kelek warf Rohe vor, er wolle islamische Rechtsauffassungen über die Hintertür des Methodenstreits in deutsches Recht implantieren. Zudem habe er als Mitglied der entsprechenden Arbeitsgruppe der ersten Islamkonferenz mit dafür gesorgt, dass – gegen den Widerstand der „säkularen Muslime“ – empfohlen wurde, das Kopftuch bei Kindern „als religiöse Vorschrift“ zu akzeptieren und an Schulen zu dulden. Keleks Vorwürfe hat Rohe in seiner Antwort deutlich zurückgewiesen und seinerseits kritisiert, dass Kelek die Grundlagen der deutschen Rechtsordnung außer Acht ließe. (…)
Dazu noch ein kleiner Tipp von Rohe für die Versammelten zur besseren PR-Arbeit zwecks „Sichtbarmachung“ des muslimischen gesellschaftlichen Engagements (auch wenn es wohl nicht in dem Umfang wie gewünscht vorhanden ist, dazu unten mehr):
„Da gibt es doch so viele gute Medienleute, die sind doch bereit, solche Botschaften aufzunehmen!“
Aber er selbst sei auch schon im Hinblick auf seine Teilnahme bei der nächsten Islam-Konferenz voller Zuversicht, dort auf diese positiven Aspekte nachdrücklich hinweisen zu können.
„Noch immer nicht positive Studienergebnisse“
Yasemin El-Menouar von der Bertelsmann-Stiftung (der Religionsmonitor!) ging auf die noch nicht immer zuverlässig Positives aussendenden Studienergebnisse ein:
Die Ergebnisse bezüglich des gesellschaftlichen Engagements, Muslime sind wohl deutlich unterrepräsentiert beim Engagement. Sie rührten sicher von einem Missverständnis; denn die Muslime gäben ja den Zakat. (Soziale Abgabe von Moslems ausschließlich für Moslems. Näheres unten.)
Das wäre schließlich auch eine Form von gesellschaftlichem Engagement. Da sollten sie ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Da müsse man auch noch einmal eine neue Studie planen, um das Bild noch einmal zurechtzurücken.
Auch die Studienergebnisse zum Demokratieverständnis seien vielleicht erklärbar durch ein Missverständnis; denn eventuell verstünden Muslime unter „Demokratie“ etwas anderes, es gäbe es ja auch hier viele mögliche „Verständnisse“ (sic!). Man werde die Studie noch einmal neu durchführen: mit neu formulierten Fragen.
Erfrischend, diese Unbekümmertheit, aber man wähnte sich ja auch unter sich seiend.
Als ich mich noch, wie es mir nun langsam zur Gewohnheit wird, erdreistete, im Anschluss kritische Bemerkungen ins Mikro zu sprechen, wurde das nur mit Murren hingenommen.
Unmut zogen meine Anmerkungen zum Thema „Islamische Werte“ auf sich:
Wie man so vollmundig von der Barmherzigkeit und Co. des Islams schwadronieren könne, dabei aber dreist unterschlägt, dass es sich um (theologische) Minderheitenpositionen handelt, deren Verfechter, Mouhanad Khorchide als Beispiel genannt, hierzulande drastischen Angriffen ausgesetzt sind?
(…) Ende 2013 protestierten muslimische Verbände (darunter der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland, die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion und der Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland) gegen Khorchide, dessen historisch-kritische Methode und Thesen zur Barmherzigkeit sie ablehnen. Ihrer Ansicht nach genügten Khorchides theologische Positionen weder wissenschaftlichen Ansprüchen, noch gingen sie mit seiner Selbstverpflichtung zu einer bekenntnisgebundenen Islamtheologie konform. Dadurch sei das Vertrauen der organisierten Muslime in seine Arbeit beschädigt. (…)
Wieso man nicht den Kontakt mit beispielsweise Seyran Ates suchen würde? Was denn an ihrer Unternehmung so „provokativ“ sei, dass man sich mit ihr und ähnlichen Initiativen noch nicht einmal zusammensetzen könne?
Leider konnte ich die Frage nicht mehr anbringen, wie man den Zakat, der in der Regel ausschließlich der eigenen Gemeinschaft zugedacht ist, so dreist als „gesellschaftliches Engagement“ verkaufen will.
(…) Die Zakāt (arabisch زكاة, DMG Zakāh ‚Reinheit, Lauterkeit, Zuwachs‘) ist die für Muslime verpflichtende Abgabe eines bestimmten Anteils ihres Besitzes an Bedürftige und andere festgelegte Personengruppen. Sie bildet eine der fünf Säulen des Islams.
Neben dem Begriff Zakāt wird manchmal auch der Ausdruck Sadaqa (ṣadaqa) verwendet, der aber hauptsächlich eine freiwillige Gabe bezeichnet, im Unterschied zur obligatorischen Zakāt. Laut muslimischen Kommentatoren muss die gesetzliche Abgabe zugunsten der Muslime verwendet werden, während ein freiwilliges Almosen auch an Nichtmuslime gegeben werden kann. (…)
Immerhin, ein Mann aus dem Publikum wagte es hinterher, auf den Paria (mich – „Ausgestoßener bzw. Außenseiter“) zuzukommen. Er war Soziologe, und hatte begonnen, leise zu zweifeln. Zunächst gab er mir Recht und schilderte sehr plastisch und wie effektiv die Ausschlussmechanismen funktionieren. Er müsse sich im Freundes- und Kollegenkreis Vorwürfen wie „Das ist AfD-Vokabular“ stellen. Er wolle aber gerne „alle Seiten verstehen“ und… auch an seinem Denken arbeiten, vielleicht sei jenes doch „zu rechts“. So sei er auf diese Veranstaltung gekommen.
Insgesamt wirkt die Veranstaltung wie eine klassische Werbeveranstaltung. Kritische Kräfte waren nicht geladen und kritische Fragen aus dem Publikum werden mit einem „Murren“ zur Kenntnis genommen.
Islamkritik aus „den eigenen Reihen“ wird ebenso ungern wahrgenommen und/oder verschwiegen. Der „liberale Islam“ zeigt sich auf einer „selbst-schulterklopfenden“ Veranstaltung und betreibt somit nichts anderes als eine Islamisierung: Da scheut man sich auch nicht, Umfragen so lange anzupassen, bis die Antworten ideologisch verwertbar sind.