Gleichberechtigung oder feministisches Gejammere?
Der „Equal Pay Day“ hat einen kleinen Bruder:
Der „Equal Care Day„
Dieser Tag ist fast unbemerkt an mir vorübergezogen. Ich lese halt zu selten EMMA. Dort ist man auf der ständigen Jagd nach der „real existierenden“ Diskriminierung. Nun hat man entdeckt, dass Frauen tatsächlich mehr in der sozialen Arbeit tätig sind. Dass Tätigkeiten innerhalb der Familie mit Tätigkeiten im beruflichen Umfeld gleichgesetzt werden, zeigt den Wert der Familie für den Feminismus.
Mehr Gleichberechtigung bei der Familienarbeit! Um das zu erreichen, gibt es ab sofort den „Equal Care Day“. Jetzt mitmachen! Dass die ErfinderInnen, Almut Schnerring und Sascha Verlan, den Tag ausgerechnet auf den 29. Februar gelegt haben, hat einen ganz bestimmten Grund…
Gute Idee: Der Equal Care Day | EMMA
Wie wäre es mit einem „Equal-Time-To-Live-Day„?
Das größte Recht, dass es gibt, ist das Recht auf Leben. In diesem Bereich ist die Gleichberechtigung allerdings noch lange nicht in Sicht. Die Lebenserwartung von Frauen ist mämlich um über 5 Jahre höher als die Lebenserwartung von Männern. Die Lebenszeit von Männern scheint allerdings für die Forderungen von Feministen völlig irrelevant zu sein.
Oder einem „Equal Overtime Day“?
Die meisten Überstunden werden von Männern geleistet. Das sollte man Männern vielleicht einmal verraten, dass es nicht nur um den Verdienst, sondern auch um die Work-Life-Balance geht. Diese Balance ist hier ziemlich betrunken. Mal sehen, vielleicht fordert ein Mann ja einmal diesen Tag.
Focus: Überstunden sind was für Männer
Bei Frauen seien überlange Arbeitszeiten deutlich seltener als bei Männern gewesen, teilten die Statistiker mit. Während 14,8 Prozent der Männer über 48 Stunden gearbeitet hätten, seien es bei den Frauen nur 4,2 Prozent gewesen.
Für die Schweiz gilt Ähnliches.
Die Rosa-Hellblau-Falle!
Dass Almut Schnerring und Sascha Verlan sich für einen „Equal Care Day“ einsetzen, kommt nicht von ungefähr: Die beiden schreiben auch in EMMA regelmäßig über Geschlechterklischees und erklären in ihrem Buch „Die Rosa-Hellblau-Falle“, wie Eltern „Rollenklischees im Familienalltag entkommen“. Denn die Weichen, ob sich eine Frau später für einen „Frauenberuf“ entscheidet bzw. Hausfrau werden möchte, die werden ja schon in der Kindheit gestellt. Typische „Frauenberufe“ sind Care-Berufe wie Altenpflegerin, Krankenschwester oder Erzieherin. Berufe, in denen Frauen deutlich weniger verdienen als zum Beispiel ein Kfz-Mechatroniker, der sich nicht um Menschen, sondern um Autos kümmert.
Die Farben der Babystrampler legen also fest, was das Kind später beruflich werden will!
Rosa bedeutet
- Krankenschwester,
- Erzieherin,
- Altenpflegerin
- oder noch schlimmer: Hausfrau!
Die Auswahl bei hellblau ist bescheidener:
- Kfz-Mechatroniker
Was passiert aber nun mit den Millionen Kindern, die weder rosa- noch hellblaufarbene Strampler tragen? Droht ihnen die direkte Arbeitslosigkeit? Oder kann man über die Farbe des Stramplers in den unterschiedlichsten Nuancen den späteren Beruf des Kindes noch feiner bestimmen?
Am 29. Februar also soll der erste Equal Care Day stattfinden. Und die Debatte im Netz angestoßen werden. Auf Twitter, auf Facebook, auf Blogs. „ Ein Text, ein Foto, ein Video, ein Comic – jede Form passt, sofern der Beitrag auf das Thema #Equalcareday aufmerksam macht“, schreiben die InitiatorInnen auf ihrem Blog.
Oh. Das ist ja heute. Hätte ich diesen wichtigen Tag doch fast verschlafen. Dabei hatte ich doch noch den Gedanken an die Gewalt in der Pflege im Kopf. Gewalt in der Pflege ist ein großes Problem. Frauen haben offenbar ein paar Jahre mehr Zeit für diese Gewalt als Männer.
Es ist allerdings interessant, wie sehr das Geschlecht beim Thema „Gewalt in der Altenpflege“ verschwiegen wird. Aber man muss doch den „Equal Care Day“ feiern.