Lieber Michael Konken!
Neulich habe ich gehört, Sie als scheidender Vorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes forderten eine Haushaltsabgabe für Printmedien, ähnlich der Rundfunkgebühr für die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten. Ich finde das eine super Idee.
Sehen Sie, als Schriftsteller habe ich diverse Bücher in der Schublade liegen, die ich einfach nicht los werde. Besonders meine achtundzwanzigbändige Romanserie über Außerirdische, die anders denken als wir und deshalb vernichtet werden müssen, will einfach keiner kaufen. Und das, obwohl ich mir einige Ihrer Mitglieder zum Vorbild genommen, die Bücher schnell runtergeschrieben und mich nicht lange mit Recherche aufgehalten habe. Sagen Sie selbst: Es kann doch nicht angehen, dass die Leser selbst entscheiden, was sie kaufen. Wo kommen wir denn da hin? Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie dafür sorgen würden, dass jeder erwachsene Bürger dieses Landes meine Werke per Zwangsabgabe erwerben muss. Zumal mich mit einem Großteil der Journalisten, die Sie vertreten, eine Menge verbindet: Auch ich schreibe Märchen (allerdings in erster Linie für Kinder).
Bei der Gelegenheit möchte ich Ihnen verraten, dass ich mich mit dem Gedanken trage, in Ihre Branche einzusteigen. Lug und Trug sind keine Hindernisse für mich, das Manipulieren traue ich mir ebenfalls zu, außerdem bin ich lernfähig und motiviert und überzeugt davon, mir die Fähigkeit, Menschen zu verleumden, rasch aneignen zu können.
Übrigens habe ich noch einen Bekannten, der sich in einer ähnlich prekären Lage befindet. Er verkauft heiße Luft und Zeitungsenten aus Bodenhaltung, aber der Erfolg will sich nicht so recht einstellen. Keiner versteht das. Bloß weil man etwas nicht braucht, heißt das doch noch lange nicht, dass man nicht dafür zahlen sollte, oder? Gut, er ist ein bisschen aufbrausend und beschimpft seine Kunden, das kennen Sie sicher von Kollegen, aber kann es wirklich daran liegen? Warum will niemand dafür blechen, dass er verbal eins aufs Maul bekommt?
Dabei fällt mir ein: Nebenbei betätigt sich dieser Bekannte gelegentlich als Drogendealer. Wäre es da nicht naheliegend, dass Sie und er sich zusammentun? Wo er doch wie so viele Vertreter des Qualitätsjournalismus’ Opium fürs Volk anbietet?
In Erwartung Ihrer Antwort (wahlweise eines Schecks) verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
XXX