Endlich nehme ich mir einmal die Zeit, dass hervorragende Buch von Matthias Bamberg zu besprechen. Auch wenn es sich sehr kurzweilig liest, musste ich erst einmal die Zeit finden, mich mit seinem Buch zu beschäftigen. Nun also hier meine Buchbesprechung.
Zunächst einmal hebt sich das Buch innerhalb der „geschlechterbewegten Szene“ dadurch ab, dass es sich nicht einer gendergerechten Sprache bedient. Gender mainstream ist im allgemeinen zu hinterfragen und die Zerstörung der Sprache durch eine angebliche Gerechtigkeit (gendergerecht) ist zu kritisieren. Einer solchen „vergenderten“ Sprache bedient sich der Autor nicht. Er spricht also nicht von Leserinnen und Lesern, sondern vom Leser. Er weist in seinem Vorwort darauf hin:
Im vorliegenden Text wird durchgängig die männliche Form benutzt. Auf eine Schreibweise wie LeserInnen, Leser/Innen, Leserinnen und Leser wird bewusst verzichtet. Es wird auch nicht auf geschlechtsneutrale Formulierungen, wie beispielsweise Studierende statt Studenten, zurückgegriffen.
Er bedient sich also einer Sprache, wie wir sie in der Schule gelernt haben und eben keiner Sprache, die uns von feministischen Politikern und Feministen generell aufgezwungen wird. Kritik an dieser Sprache soll aber nicht das Thema dieser Besprechung sein. Seine Sprache ist ein Detail, das sein Buch in der Gänze stimmig macht.
Kurz zum Stil: Trotz der Ernsthaftigkeit des Themas habe ich beim Lesen dennoch eine ganze Menge Humor verspürt, was gerade mir das Lesen enorm erleichtert hat. Ich beschäftige mich eben zu viel mit bösartigen feministischen Texten und empfinde es als Wohltat, wenn Männer zeigen, dass man trotz der ganzen Ernsthaftigkeit des Themas den Sinn für Humor nicht verlieren muss.
Inhaltlich ist das Buch ein nahezu kompletter Rundumschlag in Sachen Geschlechterthemen. Das Buch beginnt mit der Diskriminierung von Jungs in der Schulzeit, geht weiter über die Berufswahl und Studentenzeit, über unterschiedliche Berufsgruppen, das Sorgerecht, Kuckucksväter usw. Ich habe nach dem Lesen kein Thema vermisst, dass mir in der täglichen Arbeit mit gesellschaftlich wichtigen Themen im Bereich des feministisch initiierten „Geschlechterkriegs“ begegnet.
Personen, die sich bisher nicht bewusst mit den einzelnen Themen beschäftigt haben, bekommen ein gutes Buch an die Hand, das ihnen ein umfängliches Bild über die Gesamtheit der Themen vermittelt. Der Leser kann nach der Literatur des Buches guten Gewissens an Diskussionen teilnehmen – er kann sich eine eigene Meinung bilden.
Auch wenn ich selbst recht tief in der Thematik stecke, habe ich einige Dinge entdeckt, von denen mir nichts bekannt war. Der Autor hat sich ein umfassendes eigenes Bild gemacht, dass er entsprechend durch eigene Recherche gefestigt hat und auch belegen kann.
Einen netten Trick hat sich der Autor mit seinem Protagonisten Conny einfallen lassen. Er lässt eine Hauptfigur so ziemlich alle Arten der Diskriminierung erleben, die ein durchschnittlicher Mann so erleben kann. Ich kann mich an keine Diskriminierung erinnern, die Conny durchleben muss, die an der Realität vorbei geht oder allzu konstruiert wirkt. Die Person Conny ist auch in derart in die Handlung eingebunden, dass es z. B. durch seinen Namen zu Verwechslungen seines Geschlechts kommt. Hier zeigt der Autor deutlich mit welchen (Achtung: Feministendeutsch!) double standards man es als Mann zu tun bekommt.
Durch die Person Conny wird die Diskriminierung real. Sie wird durch die Erlebnisse einer handelnden Person fühlbar. Die Diskriminierung wird der Abstraktion enthoben. Die Diskriminierung des Männlichen wird spürbar.
Wenn ich ehrlich bin: Ich habe nach Dingen gesucht, die ich auf ihre politische Korrektheit näher untersuchen und verurteilen kann. Ich habe nichts gefunden. Viele politisch Überkorrekte werden wahrscheinlich Dinge kritisieren können. Mein gesunder Menschenverstand hat mich keinerlei Dinge finden lassen. (Selbst der Abschnitt über Behinderungen und Behinderte (hier wird allerdings schon der Ausdruck von vielen als unkorrekt wahrgenommen werden) schafft es, meine kritische Suche zu überstehen.)
Er bespricht einige Genderrollen. Alle sind nicht möglich – wir wissen ja, dass es über 50 geben soll. Vielleicht folgt eine Buchreihe mit jeweils einem Buch für jedes ersponnene Geschlecht.
Das Buch behandelt desweiteren Religionen, Finanzen und die Rente. Es ist tatsächlich ein Rundumschlag, der so gut wie alle Themen des täglichen Lebens erschlägt.
Fazit:
Das Buch richtet sich vor allem an die, die einen umfassen Blick über die Unterthemen der Thematik „Geschlechtergerechtigkeit“ haben wollen. Es ist ein hervorragender Einstieg, der dazu verleiten wird, sich mit einzelnen Themen tiefer zu beschäftigen. Derjenige aber, der sich täglich mit diesen Themen beschäftigt, wird nicht allzu viel Neues finden, auch wenn er innerhalb seiner Argumente durch das Buch eine gute Unterstützung erfahren wird.
Thematisch, inhaltlich und auch stilistisch ist das Buch sehr lesenswert. Absolute Leseempfehlung!
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