Gendertheorie – Der Ursprung (Teil 1): Der weiße heterosexuelle Mann und seine Schülerin
Gendertheorie – Der Ursprung (Teil 2): Denken ist nicht gleich Sein

Im ersten Teil habe ich den Kern des Butlerschen Denkens offengelegt. Das Hegelsche Subjekt war der Kristallisationspunkt ihres jugendlichen Suchens nach Sinn und Bedeutung.

In der Nacherzählung des Kapitels „Herr und Knechtschaft“ aus Hegels Phänomenologie des Geistes hauchte sie dem Hegelschen Subjekt sinnliches Leben ein. Die Begierde ist nach Butler die Triebfeder von Allem. Judith Butler ist die erste, die den Zersetzungsgrad des Hegelschen Subjekts weit genug entwickelt sah, um ein neues, antithetisches Subjekt an dessen Stelle zu setzen. Was jetzt folgt, ist die Darstellung der Zutaten, die sie für ihre Unternehmung braucht.

Inhaltsverzeichnis

A. Einleitung
B. Philosophische Richtungen nach dem Niedergang des Idealismus –  welche haben einen Bezug zu Judith Butler?

1. Marxismus
2. analytische Philosophie
3. Frankfurter Schule
4. Neuhegelianismus
5. Existenzialismus
6. Strukturalismus
7. Poststrukturalismus

Der Punkt 5 findet sich im 3. Teil dieser Untersuchung, die Punkte 6 und 7 im 4. Teil.

C. Fazit und Ausblick

A. Einleitung

Der Beginn des Schaffens Judith Butlers koinzidiert mit der Blütezeit des Poststrukturalismus und dem absterbenden Strukturalismus. Der Poststrukturalismus ist die Endstufe von zwei  Strömungen, die sich von der Philosophie Hegels abwandten (Marxismus, analytische Philosophie).
Unter den sieben Punkten des Kapitels B  folgt jeweils meine knappe und polemische Kommentierung der Denkschulen, die sich nach dem Idealismus entwickelten hatten und einen Bezug zu Judith Butler aufweisen. An jeder dieser Kommentierung schließt sich, falls vorhanden, eine Stellungnahme Judith Butlers an. Für den Rest des Buches „Subject and Desire“ verlasse ich also die von Judith Butler vorgegebene Unterteilung (i.e. „French Reception of Hegel“, „Sartre“, „Hegel and the French Theorie“). Ich ordne die Aussagen des Buches jedoch nur neu und gebe ihnen einen nicht-feministischen Bedeutungshorizont.

B. Philosophische Richtungen nach dem Niedergang des Idealismus –  welche haben einen Bezug zu Judith Butler?

1. Marxismus

Die erste Strömung gegen die Philosophie des Idealismus war der Marxismus. Der Marxismus ist ein vollkommenes Produkt des Idealismus, nur dass er dessen Grundlegung änderte. Aus der Gleichung Sein=Denken machte er: Zuerst das Sein, dann das Denken. Die Berücksichtigung des Denkens ersparte ihm den Vorwurf des vulgären Materialismus. Er borgt sich die dialektische Methode Hegels, um der Materie Leben einzuhauchen und sie zur Bewegung zu bringen. Der Mensch in Form des Bewusstseins wurde aus dieser Erde geschaffen. Sein Verhältnis zur Materie ist ein sich gegenseitig befruchtendes – dies wurde durch die  Übernahme des Konzept der Arbeit aus Hegels Philosophie bewerkstelligt. Die Arbeit findet ihre Realisierung innerhalb eines Herr- und Knechtschaftsverhältnisses – eine Anleihe von Hegel. Die Anerkennung ist ein weiterer von Hegel entnommener Begriff. Der ganze Rest des Marxismus ist Anwendung ökonomischer Wissenschaft. Das Subjekt ist nun nicht mehr ein Mittel des Denkens, das im Sein seine zweite Natur entdeckt, sondern das chemische Produkt einer dialektisch wirkenden Kraft. Ein Produkt, das zwar Bewusstsein, Selbstbewusstsein erreicht, aber nur als Funktion der Materie. Während vorher das Denken das Subjekt ausschickte, um sich selbst in seiner Andersheit zu erkunden, verwendet bei Marx die Materie das Subjekt, um den eigenen Trieb, die Dialektik, zu befriedigen. Wie man erkennt, ist das Subjekt als einzelnes völlig unwesentlich. Es erscheint nur als Teil eines Klassensubjekts. Dass es sich selber ausdifferenziere und zur Erkennung von Wahrheit strebe, sei schädlich und bourgeois.

Stellungnahme von Judith Butler:

Judith Butler erwähnt den Marxismus nie. Dies ist bemerkenswert, weil die kreative Umdeutung Hegelscher Elemente durch Marx wenigstens ihr theoretisches Interesse gefunden haben müsste.
In vielen Punkten sind Marx und Butler äquivalent:
Beide finden ihren Ursprung in Hegel. Beide zerstören das Hegelsche Subjekt. Beide erwählen eine Kraft zum Wirkprinzip ihrer Philosophie. Beide Philosophien wurden top-down durchgesetzt und verwenden Begriffe des Klassenkampfes. Sicher war es der unsinnliche, durch Rationalität geprägte Subjektbegriff des Marxismus, der sie abschreckte. Das Subjekt, das sie später vorlegen wird, ist zwar auch eines, das in der Masse verschwindet, aber innerhalb dieser Masse macht es eine Vielzahl zufälliger Bedürfnisse geltend, die die Gemeinschaft befriedigen soll. Ihr Subjekt gedeiht am besten in einem starken kapitalistischen Staat, wodurch sie eine unüberwindliche Linie zum Marxismus zieht. Die Zwitterhaftigkeit ihres Entwurfs ist der Grund, warum die Zuordnung zwischen Kapitalismus und  Marxismus changiert.

2. Analytische Philosophie

Die zweite Strömung, bekannt unter der Bezeichnung „analytische Philosophie“, hat sich von der idealistischen Philosophie insofern abgesetzt, als ihr Interesse nicht mehr auf das Erklären von Welt ging, sondern auf das Erklären selbst. Das Werkzeug stand im Mittelpunkt. Es wurde gefragt, wie dieses Werkzeug (Philosophieren) beschaffen sei und ob es sein Ziel der Welterklärung erreichen könne. Der Stoff aus dem das Werkzeug bestand, war Sprache. Daher war der Inhalt dieser neuen Philosophie Sprachanalyse und Sprachkritik. Der Glaube war, dass die Analyse des Werkzeugs die Erklärung der Welt gleich mitliefere. So, als ob die Zerlegung eines Pinsels, die Deduktion des gemalten Bildes ermögliche.
Die Zersetzung aller Urteile über den Sinn der Welt war das erklärte Ziel. Dieser Zerstörungslust fehlte zwar der Wittgensteinsche Mut zur Konsequenz, doch machte sie diese Ängstlichkeit mit der Hoffnung wett, dass das Objekt der Zerstörung niemals verschwände.
Die analytische Philosophie zog den Wissenschaftlertyp an, der mit den Mitteln der logischen Analyse und der Empirie seinen Gegenstand erforschte. Wenn die Ergebnisse seiner Arbeit von anderen verwendet wurden, um daraus einen Nutzen zu ziehen, so kümmerte es ihn nicht weiter. Er ließ sich die Vorteile eines  Systemganzen gefallen, dessen Atomisierung er forschend betrieb. Er beanspruchte ohne Bedenken den Freiheitsgedanken des Hegelschen Subjekts, ein Subjekt, das nach Wahrheit strebe. Er überprüfte seine eigene Philosophie nicht, ob darin solch eine Implikation stecke. Die Falsifikation dieser Implikation vollzog dann der Feminismus: der stieß in die offene Flanke dieser Anti-Philosophie und bewies, dass eine Metaphysik, wie vulgär sie sei, einer Denkschule, welche die Existenz übergeordneter Bedeutungen leugnete, überlegen ist. Um Meritokratie, Leistung, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit im Wissenschaftsbetrieb zu bewahren, bräuchte es Argumente. Doch woher sollen sie kommen, wenn hierzu geeignete Begriffe nach der Lehre der analytischen Philosophie nur der Ausfluss einer falsch verwendeten Sprache seien?

Stellungnahme von Judith Butler:

In dem hier untersuchten Buch von Judith Butler habe ich keinen direkten Bezug auf die analytische Philosophie gefunden. Ihre Philosophie wird später den Weg des Nominalismus in der Ausprägung des Konstruktivismus gehen. Die analytische Philosophie bereitet ihr hierfür den Boden. Insofern ist es unverständlich, dass sie sich nicht auf diese Anti-Philosophie beruft. Es spricht für die Inkonsequenz ihres Denkens, wenn sie den Nominalismus nur verwendet, um bestehende Autoritäten (i.e. das Patriarchat) niederzuringen, aber ihn vom eigenen Philosophieentwurf fernhält. Der Konstruktivismus als Untersuchungsmethode ist Wissenschaft und vermehrt Erkenntnis. Als Überzeugung und Grundlage politischen Handelns führt er zu Manipulation, Zynismus, Eigennutz und Geldgier. Die Gendertheorie als historisches Beispiel des Konstruktivismus kann deshalb auch als Zurichtung des Menschen zum homo oeconomicus betrachtet werden. Die beiden Anführerinnen dieses Gedankengutes in den USA und in Deutschland belegen die Aussage, denn beide haben Millionen mit seiner Verbreitung erwirtschaftet.

3. Frankfurter Schule

Die von der analytischen Philosophie eingeleitete Zerstörung übergeordneter Bedeutungen führte zur metaphysischen Entleerung des Subjekts. Diesem entleerten Subjekt gab Habermas, der prominenteste Vertreter der Frankfurter Schule, ein passendes Korsett in Gestalt der Diskurstheorie.

Nach dem Willen der analytischen Philosophie durften sich die Subjekte, sobald sie den Boden der Empirie verließen, nur noch in Meinungen und zufälligen Interessen ausdrücken. Dem daraus entstehenden  Durcheinander wurde mit einem umfangreichen Lehrbuch zur richtigen Gesprächsführung (Diskurstheorie) begegnet. Das vermisste Übergeordnete erzeuge sich, so die Hoffnung, allein durch geschicktes Arrangieren der Sprechenden.  Der formelle Charakter dieses Regelwerks schützt nicht vor Missbrauch, sondern begünstigt ihn. Daher tendiert diskursives Sprechen immer zum gleichzeitigen Beweis seiner Lauterkeit, so dass der ideale Sprechakt eines Diskurses eine unendliche Länge hat. Diskurs ist ein Lieblingsbegriff der Feministen.

Stellungnahme von Judith Butler:

Es gibt keine, außer der indirekten, indem sie die Begrifflichkeit der Diskurstheorie verwendet – sie gibt damit dem manipulativen Charakter ihrer Rede einen zeitgemäßen Anstrich.

4. Neuhegelianismus

Kojève ist es letztlich zu verdanken, dass die Menschheit von dem Genderwahnsinn heimgesucht wurde. Er hat sich, wie Judith Butler, schon in früher Jugend Hegels Philosophie zugewandt. Dieser Happen war für ihn zu groß. Sein Verständnis reichte nur für die ersten vier Kapitel der PhG, obwohl er das gesamte Buch ins Französische übersetzt hat. Seine geschichtliche Funktion war die Einführung der Hegelschen Philosophie in das Frankreich der 30er Jahre und so hieß sein Hauptwerk: „Introduction à la lecture de hegel“. Er reduzierte den Idealismus auf wenige Sätze und entstellt ihn damit vollkommen (meine Zusammenfassung aus dem französischen Original):

 

Ohne Begierde ist Nichts.

Durch Begierde entsteht ein Ich und ein Objekt, das vom ‚Ich‘ begehrt wird.

Die Begierde ist negativ.

Sie tendiert zur Vernichtung des Objekts.

Das ‚Ich‘ wird zu dem, was es begehrt.

Wenn es ein anderes ‚Ich‘ begehrt, wird es zum Menschen.

Das Selbstbewusstsein begehrt alles um sich herum.

Als Selbstbewusstsein vernichtet es nicht mehr die Objekte, sondern transformiert sie (Dialektik nach Kojève).

In seinem Drang, das Andere zu begehren, muss es: „ Ich will“ sagen. Dadurch spezifiziert es sein Ich und seine Handlungen. Alles ist intentional und das Ich drückt sich in seinen Handlungen aus.

Kojèves Hauptsatz wäre: Alles was ist (inklusive Zeit), entsteht aus den Taten und dem Sprechen von Individuen, die sich dadurch ausdrücken.

Die Hegelsche Gleichung Sein=Denken wird von Kojève aufgebrochen. Das Sein wird wieder zu etwas Fremden und Uneinholbaren. Die einzige Beziehung aufs Sein ist Negativität. Durch das reine Negieren fällt Kojéve zurück in die Naivität des gegenständlichen Bewusstseins, das die Gegenstände um ihn herum als vorgegeben betrachtet. Die Negativität ist nach ihm die Macht des Subjekts über die Dinge durch die Tat. In Wirklichkeit proklamiert er die Machtlosigkeit des Subjekts, weil es seinen Status durch die Verachtung des Seins erreicht. Die Tat sei Ausdruck einer immerwährenden Kraft: Gier. Der Mensch müsse sich in der Tat ausdrücken, sonst sei er seiner selbst entfremdet.
Kojève ist der Urheber des Begriffs der Begierde (Desire) als Quell von Allem.
Die Verachtung des Seins zerstört die Gleichung Denken=Sein. Das Ergebnis ist nicht die Ungleichung Denken > Sein, als Umkehrung des Marxschen Grundsatzes Sein > Denken. Marx hat das Denken durch die dialektische Methode und die Arbeit in das Sein herübergeschafft. Seine Philosophie ist rational, weil das Denken und das Sein sich gegenseitig binden. Bei Kojève löst sich das Denken vom Sein. Logik ist ohne diese Bindung unmöglich. Die neue „Logik“, die sich hier abzeichnet, entsagt sich der Realität, den harten Fakten. Die Gesetze dieser Logik beziehen sich auf ein Denken, das durch die Ablösung vom Sein nur noch im Subjekt die Quelle des Denkens hat. Ein Subjekt ohne Welt hat seine Quelle nur im eigenen Gefühl. „Sex, Wollust, das Gute, Bosheit, Hässlichkeit, Schönheit, das Angenehme, das Unangenehme, das Passende, das Unpassende, Begierde,  Verachtung, Angst, Mut, Ruhm, Reichtum, Armut, das Freundliche und das Feindliche“ werden später einige der Kategorien sein, in denen der Staatsfeminismus,  als Vollstrecker dieser Geisteshaltung, denkt.

Stellungnahme von Judith Butler: (ihre Stellungnahme ist wie oben beim Hegel-Kapitel überwiegend eine Nacherzählung. Durch Umformulierungen verzichtet sie weitgehend auf Zitate).

Es gäbe keine Relationen, die die Subjekte und das Sein ähnlich und damit versöhnbar machten, weil die Erfahrungen (des Krieges?) zu viel Trennung zeigten. Der Kampf um Anerkennung sei das Grundprinzip des historischen Fortschritts. Die Arbeit sei ein wesentliches Merkmal des Menschen. Aktion, Anerkennung und Reziprozität sei die Grundstruktur des historischen Fortschritts. Durch das Aufzeigen dieser Grundstruktur sei die Geschichte beendet. Es gäbe nur noch die individuelle Geschichte von Menschen mittels ihrer freien Taten. Die menschlichen Taten seien die neue Ontologie (Seinslehre). Bewusstsein sei nicht Einheit, sondern etwas, was sich ausdrücke (ein Grundsatz, den Hegel mit dem Begriff „Konkret“ erfasst. Das einfache „Ausdrücken“ bei Kojève ist bei Hegel eine Folge zunehmender Konkretisierung durch Bewahrung der Einheit. Für jede Stufe verwendet Hegel einen eigenen Begriff.)  Begierde sei eine Begierde nach Determination, sie begehre ihren konkreten Ausdruck. Durch ihren Ausdruck determiniere sie sogleich das Ich mit (eine Art Zellteilung aus dem Nichts). Das Subjekt sei definiert durch das, was es begehre. Wenn die Begierde eine andere Begierde (ein anderes Subjekt) begehre, würde es erst menschlich.  Die Reziprozität dieser Subjekte hieße Anerkennung. Ein Subjekt erkenne ein anderes Subjekt als ein Negierendes an, indem beide gemeinsam Arbeit an den Dingen vollbrächten (Negation von Objekten). Diese Arbeit hieße historische Taten. Durch diese würde die Welt für das Subjekt. Man habe dabei Wahlmöglichkeiten. Das Natürliche am Menschen, seine sinnlichen Empfindungen müssten dabei transzendiert werden. Die Tat offenbare nicht ein Band zwischen Subjekt und Realität, sondern erzeuge es. Das Subjekt nehme keinen Platz mehr in der Welt ein, sondern erzeuge einen neuen außerhalb der Welt. Das Ziel sei totale Freiheit, möglichst ohne Körper. Damit fiele Kojéve auf einen Vulgäridealismus zurück. (Hier ist Judith Butler irritiert, weil ihr Begierde-Begriff gefährdet ist. Er soll sich doch als die Taten lachender, junger und gutmütiger Frauen changierenden Geschlechts konkretisieren und nicht als trockenes, körperloses Gedankending). Das Ich solle die Eigenschaften, die es hat, überwinden. Es solle sich immer wieder ändern. Dieser Fortschritt sei bewusst und willentlich. Er folge keinem Gesetz. Nur in diesem Entwicklungsprozess sei das Ich da. Das biologische Ich werde durch Willen erzeugt (dieser Satz könnte auch aus dem Genderuniversum kommen, allerdings fällt er hier vor dessen Erscheinen. Ob er von Kojève stammt oder von ihr ist nicht ersichtlich). Begierde sei ein Instrument der Freiheit (also nicht triebgesteuert). Durch das Moment der Veränderung sei das Ich eine Projektion in die Zukunft, eine Antizipation seiner selbst. Daher sei die Form des Ich die Zeit. Begierde sei daher verzeitlichtes Nichts, offenbares Nichts, eine Leerheit, die ihre Fülle suche und dadurch erzeuge es Zukunft. Die subjektiv erfahrene Zeit individualisiere die Begierde. Die individuelle Handlung mit der subjektiven Zeit sei das Absolute. Die Natur könne nicht über sich hinaus, bliebe immer bei sich, deswegen sei Natur Raum (und keine Zeit). Mit dem Menschen und seinen Handlungen entstünde Zeit. Wenn ein Mensch einen anderen anerkennen würde, bezöge er sich auf dessen Möglichkeiten, die in dessen Zukunft lägen. Der Mensch würde anerkannt als Akteur performativer und transformativer Akte (Gendersprech). Wo das Subjekt im sozialen Umfeld anerkannt würde, wäre es nicht mehr Zukunft, sondern Geschichte. Nicht-anerkannte Subjekte hätten kein Sein. Durch diese Aufdeckung des ewigen Erzeugens des Subjekts durch seine Taten ende die Geschichte. Das Subjekt schriebe seine eigene Geschichte in Ich-Form. Es bewirke damit eine sprachliche Kreation seiner selbst aus dem Nichts. Das sich selbst schaffende Subjekt täusche sich nicht (wie Hegels Subjekt), es erzeuge sich getrennt vom Sein aus dem Nichts und ist dabei höchst effizient. Es sei dabei heroisch, zeige die Wirksamkeit seiner transformierenden Handlungen und beweise Autonomie in Form konkreter Handlungen. Durch Sprechen würde das Subjekt. Aber es bleibe auch das Nichts, aus dem es sich erzeuge (offenbar muss es fortwährend sprechen, um nicht zu verschwinden). Beim Sprechen sei es vital, von sich überzeugt, nicht komisch, intakt, selbstsicher und absolut (die Definition einer Hardcore-Feministin). Soziale Anerkennung sei immer auf den individuellen Wert eines Menschen gerichtet.Anerkennung habe nicht den Effekt, das Individuum der Gemeinschaft anzugleichen (welch  frommer Wunsch), sondern die Gemeinschaft würde die Individualität fördern (Gendersprech). Jedes Individuum begehre Anerkennung seines Wertes von allen anderen Individuen der Gemeinschaft. Würde Anerkennung versagt, sei das Herrschaft. Der Herrschende suche aber Anerkennung von dem, den er nicht anerkennt. Der nicht Anerkannte sei aber in den Augen des Herrschers eine Sache. Eine Sache könne nicht anerkennen. Deswegen widerspreche sich der Herrscher. Gegenseitige Anerkennung tendiere deswegen zur Universalität, damit zur Gleichheit des Wertes von jedem.  Die komplette Anerkennung aller individuellen Werte, die Befriedigung und soziale Integration der Begierde sei Pflicht. Das kollektive Leben erreicht seine Legitimation nur, indem es individuelle Bedürfnisse anerkennt und befriedigt (Paradies oder Staatsfeminismus).

Zwischenergebnis:

Judith Butler erhält mit der Subjekt-Version von Kojève einen Akteur, der aus dem Gesamtzusammenhang mit dem Sein herausgerissen wurde, trotzdem aber seine Sicherheit nicht verliert. Er bildet sich durch Handlungen („performative Akte“ in Gendersprech) und durch fortwährendes Sprechen. Er soll eine staatliche Anerkennung seiner Bedürfnisse erhalten. Das einzige, was Butler hier noch stört, ist die Negation des Körpers durch Kojève. Zur Lösung dieses Problems geht sie über zu Jean Hyppolite.

Dieser französische Philosoph wirkte zeitversetzt zu Kojève und die späteren Wegbereiter des Poststrukturalismus waren seine Schüler: Louis Althusser, Jacques Derrida, Gilles Deleuze, Jean Laplanche und Michel Foucault. Foucoult beerbte seinen Lehrstuhl.

Hyppolites Leistung war die Wiederentdeckung der Teile von Hegels Werk, die Kojève weggelassen hatte. Dies hatte notwendig die Berücksichtigung der Gleichung Denken=Sein zur Folge. Das Subjekt wird wieder in einen Gesamtzusammenhang einbezogen und das Sein wird bewegte Substanz.
Das Subjekt ist aber nicht mehr das optimistische Hegels, sondern eins, dessen Leben durch die Furcht vor dem Tod und des Scheiterns bestimmt ist. Seine Taten sind immer nur Zeuge des eigenen Scheiterns und damit der vorweggenommene eigene Tod. Diesem schwächlichen Subjekt wird Judith Butler ihre Version der sich vollbringenden Körperlichkeit, die sie bei Kojève vermisste, beibringen:

Judith Butler spricht:

Hyppolite wolle das Heroische und Anthropozentrische von Kojèves Subjekt überwinden. Er lehne es ab, dass es sich über die Zeit erhebe. Das Subjekt sei im Gegenteil zeitlich, da sterblich und infolgedessen angstvoll. Das Konzept des Fortschritts bei Hegel sei abzulehnen. Das Entscheidende an Hegel sei seine Erzählung vom Knecht in der PhG. Dieser sei terrorisiert und flüchte aus seinem Körper hin zu Abstraktionen und würde so zum philosophischen Handwerker. Er habe nicht erfüllbare Begierden, denn er könne das Negative seiner Situation nicht in einer höheren Stufe aufheben. Die Auffassung Kojèves, dass die Natur und der Mensch getrennt seien, sei falsch. Die Zeit würde beide Welten verbinden. Nicht nur die Taten der Menschen seien Negativität, sondern die Subjekte selbst, insofern sie sterblich seien. Kojève glaube an ein Ziel innerhalb der menschlichen Existenz, indem die menschlichen Taten weltweite Anerkennung bewirken sollen. Diese Taten seien aber nur das momentane Erreichen eines vorläufigen Ziels. Kojèves Subjekt sei ein Mensch in permanenter Unruhe, der das Verstreichen der Zeit, die Basis seiner Handlungen, zum Hauptthema habe. Die Zeit sei nicht vom Menschen gemacht, sondern vor dem Menschen da. Alles sei zeitlich und vergänglich. Dieser Prozess der Veränderung in der Zeit ist nach Hyppolite eine Selbstentfremdung. Das Leben stünde hier sinnbildlich für diesen Vorgang, der eine  permanente Auflösung und Wiedererschaffung sei. Wenn man die Wahrheit denke, müsse man Zeit selbst denken und dies hätte die Erfahrung von Angst, Heimatlosigkeit und Veränderung zur Folge.

Im Folgenden gehe ich davon aus, dass Hyppolite die Grundgedanken des Idealismus richtig einführt. Ich werde das nicht überprüfen. Die Aussagen, die Judith Butler zu diesen Bestrebungen macht, gehen nach dem üblichen Muster, dass sie Nichtgesagtes unterschiebt: nur so ist zu erklären, wie sie zu ihren Interpretationen kommt und ich nicht gleichzeitig annehmen möchte, dass Hyppolite ein Dummkopf war.

Zitat Butler: „Die Identifikation des Seins eines Menschen mit dem Sein des Lebens wird ermöglicht durch ihre gemeinsame Unbegründetheit, der Verlust eines stationären metaphysischen Platzes“. (Was meint Butler mit unbegründet? Hegel ist da sehr explizit: er gibt im §216 seiner Enzyklopädie eine – schwierig zu lesende – Definition des Begriffs des Lebens. Nichts von Geworfenheit, Heimatlosigkeit, etc.)

Deswegen sei das Hegelsche Subjekt modern, ängstlich und ewiglich ohne Heimstatt (falsche Prämisse. Falscher Schluss.).

Die folgenden Abschnitte sind unlesbar. Offenbar ist der Text Hyppolites – der mir nicht vorliegt -dicht an Hegel, so dass Judith Butler nicht begreift, worum es geht. Ihre Kommentare passen überhaupt nicht zu den Zitaten Hyppolites. Überall liest sie die ewige Trennung, die Unvereinbarkeit heraus. Ihre unvermeidliche Begierde drängt sich herein. Das ist eindeutig rape culture hinsichtlich eines philosophischen Textes. Außerdem scheint es so, als verwechsle sie „das Andere“ mit „der Andere“, wo Hyppolite immer nur „das Andere“ meint – so dass plötzlich Sartres Existenzialphilosophie brachial hereinbricht und zwar in der engeren Bedeutung der sexuellen Anziehung von menschlichen Körpern. Mit dieser Unlogik insinuiert sie, dass Kojèves körperloses Bewusstsein (s.o.) nun doch konkretes Fleisch seien. Es ist, als sähe man fiona baines bei ihrer enzyklopädischen Arbeit über die Schulter.

Der Geist bei Hegel sei reine Positivität (falsch).

Danach folgt eine seitenlange, aber gut lesbare Darstellung des reflexiven Bewusstseins, das die Welt einholen will. Der Inhalt ist dem ähnlich, der schon im Hegel-Kapitel gegeben wurde.(Teil 1 meiner Untersuchung). Sie beherrscht das 1×1 der populären Dialektik, auch wenn sie sich dabei permanent wiederholt.

Das Streben des Bewusstseins sich selbst zu erkennen, sei das Streben nach Freiheit (in seiner Selbstdetermination).

Nachfolgend zitiere ich Butler ausnahmsweise wörtlich, um die Weitschweifigkeit ihrer Rede darzustellen. Die unten stehenden Sätze sind schlicht falsch, wenn man sie mit Hegels Philosophie in Verbindung bringen wollte – als Kommentar zu Sartre hingegen würden sie durchgehen (wenn man von den „internen Relationen“ absieht):

Begierde sei ein negatives Prinzip, was als konstitutiv für endliches Leben sei, als ein Prinzip unendlichen Wechsels, das danach strebe sein positives Dasein zu überwinden, indem es den immerwechselnden Ort seines Selbsts innerhalb eines Netzwerkes interner Relationen aufdecke. Es verstehe den Körper mehr als nur positives Dasein, nämlich als expressives oder transzendierendes Projekt. Deswegen sei Begierde das Bestreben der Verletzlichkeit und dem Nihilismus positiven Seins zu entkommen und zu diesem Zweck macht es den Körper zu einem Ausdruck der Negation, d.h., zur Freiheit und zur Macht etwas erschaffen zu können. Begierde versuche dem Urteil des Todes zu entkommen und vereitelt seine Macht – seine Macht der Negation.

Das Subjekt Hegels will gerade seine (vernünftige) Konkretisierung. Es will Bestandteil in einem Zusammenhang sein. Es will sich ausbreiten, tätig sein, da sein, Verantwortung und Pflichten übernehmen. Nicht wie Butler sagt verantwortungslos sich sogleich neu entwerfen, sobald es etwas Festes an sich entdeckt. Ich glaube und hoffe nicht, dass Hyppolite solch ein irrlichtendes Subjekt aus Hegels Philosophie herausgelesen hat.

Wie dem auch sei, Judith Butler hält auf den folgenden Seiten fest, dass Hyppolite behaupte, die Begierde nach Freiheit sei eine Begierde nach Nichtsein. Alles Konkrete sei der Tod. Deswegen strebe das Subjekt danach, alles Positive sofort zu tilgen, also im Leben schon tausend Tode zu sterben, bevor der physische eintritt.

Schließlich folgt eine geschwätzige Zusammenfassung der beiden ersten Kapitel (erster und zweiter Teil meiner Untersuchung) und ein noch geschwätzigerer Ausblick auf Sartre (der dritte Teil meiner Untersuchung). Das ist so nervtötend, dass ich mich entschlossen habe, die Struktur ihrer Rede offenzulegen. Dabei wird sich herausstellen, dass Judith Butler exzessiv die reformulierte Wiederholung als Stilmittel einsetzt. Ich habe 10 Platzhalter definiert, die dazu dienen, ihren Text radikal zu kürzen und seine Form hervortreten zu lassen. Der Inhalt am Anfang hat fast alle Platzhalter in seinem Bestand, dann aber, bis fast zum Schluss, spricht sie permanent von der Unmöglichkeit der Aufhebung der Subjekt/Objekt-Spaltung. Sie sagt wirklich immer das Gleiche und auch nur diesen Inhalt, lediglich mit anderen Worten. Wer dies nicht glauben mag, schaue in die Quelle. Ihre Grundaussage ist: Die Überwindung der Subjekt-Objekt-Spaltung sei nicht möglich. Sie sei illusorisch. Die Imagination und die sexuelle Attraktion helfe über diesen aussichtslosen Zustand hinweg.

Strukturanalyse des Kapitels „From Hegel to Sartre“ mit Hilfe von 10 Platzhaltern für Begriffe die J.B. verwendet:

A1: innere Differenz des Bewusstseins
A2: starke Differenz zwischen Subjekt und Objekt
A3: schwache Differenz zwischen Subjekt und Obj.
B: Subjekt ist immer das, was es nicht ist
C: Gesellschaft
D: Natur
E: Negation
F: Freiheit
G:Determination

 

Es geht hier nicht darum, den Text im Einzelnen nachzuvollziehen, sondern um den Nachweis meiner Behauptung, Judith Butler würde sich permanent wiederholen und ihre Texte damit aufblasen:

 Kojève and Hyppolite akzeptieren B. Für Kojève  folgt aus A1  A2. E transformiert D zu C.  Für Hyppolite bedeuted A1 die Flucht vor der Determination, was A1 zur Folge hat. Hyppolite akzeptiert E als A1. Kojève akzeptiert E als Transformation von D zu C. Hyppolite akzeptiert E auch in D. Kojève akzeptiert nicht dass E auch in D. Obwohl für Kojève E das D zu C transformiert, sei nach Hyppolite E in D und dieses würde C umfassen. Für beide seien die Menschen eine paradoxale Einheit von F und G. Kojève postuliert eine äußere E und Hyppolite postuliert eine innere E.

    Jetzt geht die Monotonie los:

 

Hyppolite meint, dass A2 bei Kojève von Sartre umgesetzt wird. Und Sartre, der A2 akzeptiert, sagt auch B. Sartre sage aber auch, es gäbe A3. Dann akzeptiere er aber auch wieder A2. Wenn das Bewusstsein in einem Körper gedacht wird, akzeptiere er wieder A3 aber durch die Sensualität des Körpers wieder A2. Hegel akzeptiere auch A2. Es bedürfe nicht eines abstrakten A2 sondern eines körperlichen und historisch bedingten A2. Die irdische Überwindung von A3 sei illusorisch. Auch Hyppolite sage, dass die Überwindung von A3 illusorisch sei, denn die Überwindung bräuchte Zeit und die reiche nicht aus bevor man stürbe. Man müsse permanent A3 überwinden. Die erzielte Überwindung von A3 sei nur temporär. Man müsse immer wieder A3 überwinden. Kojève erreiche die Überwindung von A2 durch die Unterscheidung von Geschichte und Zeit. Geschichte ordne nur. Nach Kojève sei Zeit ein konstitutives Merkmal von E. Dadurch würde die Überwindung von A2 erreicht, weil E als vollbrachte Tat, die Zeit zum Stillstand brächte. Die Überwindung von A2 würde bei Hyppolite als auch bei Kojève durch eine Imagination der Präsenz bewerkstelligt, die die Zeit zum Stillstand brächte. Die Überwindung von A2 geschähe durch Eliminierung von Zeit. Bei Kojève würde die Überwindung von A2 durch E vollbracht, indem die Zeit zum Stillstand gebracht werde. Bei Hyppolite würde die Überwindung durch E vollbracht, indem die Zeit ignoriert werde. Sartre meint die Überwindung von A2 sei Illusion. Die Überwindung von A2 geschähe trotz des Wissens der Illusion. Die Überwindung von A2 ist eine Funktion des Wunsches, Gott zu sein. Aber die Überwindung von A2 scheitert. Kojeve glaube an gottgleiche Menschen. Sie würden Geschichte schreiben, weil sie von vielen anerkannt würden. Sartre meint die Überwindung von A2 wäre eine Illusion. Für ihn seien gottgleiche Menschen eine Illusion. Für Sartre seien die gottgleichen Menschen von Kojève eine Illusion. Die Überwindung von A2 geschehe nur als Illusion. Nur in der Illusion könne eine zeitlose Präsenz bestehen. Nur durch das Ignorieren der Zeit kann A2 überwunden werden. Die Überwindung von A2 geschehe nur als Illusion. Nur in der Illusion geschehe A2. Sartre sei nicht mehr in der Tradition Hegels. Jedoch sei sein An-sich und Für-sich eine moderne Auflösung von Hegels Logik. Sartre akzeptiere A1. Sartre sage, der Mensch wolle sein. Hyppolyte sage, der Mensch wolle sein. Sartre habe eine eigene Auffassung von der Überwindung von A2. E sei das Prinzip von Begierde. Das Körperliche suche die Überwindung von A2 und sei determinierte Freiheit. Sartre  verstärke E. Die Überwindung von A2 sei Wahl, Urteil und ein Projekt der Illusion. Die Überwindung von A2 geschähe nur als Illusion. Die Illusion bedinge die Überwindung von A2 im Alltagsleben, in der Sexualität und in der literarischen Arbeit. Sartre  meint A2 sei determinierte Freiheit. Das bedeute ewiglich A1 und mache die Überwindung von A2 zur Illusion. Die Überwindung von A2 ist bedingt durch Möglichkeiten (Illusion) und nicht durch Tatsachen. Die Begierde zu sein, bedeute die Überwindung von A2. Der Körper könne nicht völlig konstruiert werden. Er ist eine Tatsache. Diese Tatsache mache die Überwindung von A2 zur Illusion. Die Überwindung von A2 ist eine illusorische Überwindung von A2. Die Überwindung von A2 sei illusorisch oder sie sei illusorisch (= permanente und nie realisierte Möglichkeit – Reformulierungssucht à la J.B.). Die Illusion seien Lügen, die Illusion erzeugten. Die Illusion sei Nichts mit einem bestimmten Ziel: sie ermögliche die Überwindung von A2, durch eine Verkörperung durch die Buchstaben eines Textes. Diese seien das Selbst des Autors. Die Unmöglichkeit, die Illusion zu realisieren, führe zur Illusionierung der Realität. Die Illusion gewähre eine zeitweise Überwindung von A2, weil es das Faktische leugne. Die Illusion macht die Faktizität flüssig, es drückt der Gegebenheit den Willen des Autors auf. Sartre  sage, die Überwindung von A2 sei eine Illusion, und das Bestreben A2 zu überwinden, produziere Illusion. Sartres Objekt habe Pathos, weil es wisse, dass die Überwindung von A2 Illusion sei und trotzdem die Überwindung von A2 versuche. Hegels Märchengeschichte thematisiere die Überwindung von A3. Sartres  Subjekt wisse von der Illusion der Überwindung von A2 und erzeuge deswegen unentwegt Illusion und deshalb sei der Schriftsteller der Prototyp für die Überwindung von A2 als Illusion. Das Subjekt sei nicht der Container des Vorgangs der Überwindung von A2, sondern er sei das Produkt des Vorgangs der Überwindung von A2. Da die Überwindung von A2 nur Illusion sei und deswegen Illusionen produziere, würde das Subjekt auch zur Illusion. Sartres illusorische Überwindung von A2 sei das Ergebnis der Demontierung der internen Relationen von Hegels Subjekt. Die Überwindung von A2 sei illusorisch und sei nur durch eine illusorische Überwindung von A2 zu bewerkstelligen. Hegels Subjekt versuche die Überwindung von A3. Das Verhältnis dieses Subjektes zur scheinbaren externen Welt sei das gleiche, was bei Sartre Intentionalität heißt. Nach Sartre sei die Überwindung von A2 illusorisch. Die externe Welt sei deshalb für das Bewusstsein nicht konstitutiv. Das Bewusstsein benötige eine andere Relation zur externen Welt. Es muss aus der Welt eine Illusion machen. Wir positionieren uns impulsiv in der externen Welt. Dies machten wir unaufhörlich und dadurch gäben wir uns Form. Das illusorische Überwinden von A2 sei eine unaufhörliche Formgebung unserer Person. Das Denkende bei der illusorischen Überwindung von A2 sei für Sartre  eine nichtreflexive Wahl. Es sei eine erkennende und eine ontologische Relation. Es sei ein Bewusstsein, das keine Objekte getrennt von einem Subjekte setzt. Es sei mehr als nur das Fällen reflexiver Urteile. Die illusorische Überwindung von A2 forme die intentionale Struktur aller emotionalen Urteile. Das illusorische Überwinden von A2 sei selbstdeterminierend und wählend. Es sei selbstdeterminierend und gäbe dem Subjekt Form. Die Überwindung von A2 sei illusorisch. Deswegen würde die Realität illusioniert. Das Subjekt von Sartre thematisiere die illusorische Überwindung von A2 in literarischem Text. Die Überwindung von A2 ist konstitutiv für den Menschen und die illusorische Überwindung von A2 ist notwendig. Die Menschen seien determinierte Freiheit und trachteten nach der Überwindung von A2 als Illusion. Das Illusionäre der Überwindung von A2 sichere das fortwährende Trachten nach Überwindung von A2. Das paradoxale illusorische Überwinden von A2 kennzeichne den Menschen. Die illusorische Überwindung von A2 kann Negativität (Zeitlichkeit, Freiheit, Endlichkeit) vom Bewusstsein nehmen, indem es eine illusorische Präsenz erzeuge. Die illusorische Präsenz sei eine Illusion, die nur innerhalb der Illusion plausibel sei, deswegen bliebe die Überwindung von A2 illusorisch. Das Beschwören der Präsenz kann reziprok sein (in der Sexualität) oder es kann eine literarische Umgestaltung des Negativen sein, aber es bliebe eine illusorische Überwindung von A2. Das illusorische Überwinden von A2 zeige eine nicht wählbare Freiheit in unserer Fremdheit gegenüber der externen Welt, die wir dort aber nicht wiederfinden. Weder können wir uns vollständig in der Welt verlieren, noch können wir die Welt unseren Willen unterordnen. Wir würden die Welt nur interpretieren, alle Unmittelbarkeit sei verdorben durch A2 und durch ein nur scheinbares Selbstbewusstsein. Selbst dort, wo wir überwältigt seien, sei das das Ergebnis einer Wahl durch das präreflexive Bewusstsein, welches die Strategie verfolge eine determinierte Form für das Selbst (Person) zu finden, so dass es erkannt würde und damit auch erst erschaffen. Die illusorische Überwindung von A2 sei das Erschaffen der eigenen Person. Wenn wir die eigene Person erschaffen, würden wir die illusorische Überwindung von A2 betreiben. Die illusorische Überwindung von A2 sei die Gesamtheit der unterschiedlichen Personen, die wir seien und zwar in Form eines Ausbruchs. Die illusorische Überwindung von A2 sei der Auftrieb, der uns hin zur Welt zöge und die Welt zu unserem Objekt macht und sei so die Intentionalität des Bewusstseins. Die illusorische Überwindung von A2 sei das Suchen und Finden eines Platzes in der Gemeinschaft, einer provisorischen Identität. Die Wahl, welche Form man annehmen will, muss rekonstruiert und erklärt werden. Biografie sei dafür geeignet. Die illusorische Überwindung von A2 habe die Merkmale Illusion, Wahl und magisches Erschaffen der eigenen Person. Nur das Mögliche bedinge die illusorische Überwindung von A2. Sie sei nicht von der Vergangenheit oder Gegenwart bedingt.

 

C. Fazit und Ausblick:

Judith Butler denkt nicht systematisch begrifflich. Sie hat eine Intuition, eine persönliche Überzeugung und nähert sich ausdrücklich mit dieser Intention den Texten von Hegel. Alles was ihr nicht zusagt wird zum Narrativ. Alles was sie nicht versteht, wird verfälscht. Sie hat einen beherrschenden Gedanken: körperliche, emotionale und imaginative Begierde seien die grundlegenden Triebkräfte, die die konkrete Person erzeugen. Der Vorgang erscheint bei ihr magisch. Alles ist Magie und Illusion. Sie ist damit eine zutiefst irrationale Denkerin hinsichtlich des  Inhalts, aber rational hinsichtlich der Form. Sie verwendet kühl-rational das rhetorische Stilmittel der Wiederholung und kennt keine Scheu, das Gegenteil aus dem Inhalt von Texten herauszulesen. Sie ist keine redliche und umgreifende Denkerin, eher eine schlaue und interessengeleitete.

In den nächsten Kapiteln zu Sartre, den Strukturalismus und Poststrukturalismus wird sie von den Texten nicht mehr als Narrativ sprechen, sondern als Wahrheit, so dass die Dekonstruktion der Dekonstruktion von ihr nicht zu erwarten ist.

Das Subjekt, das Sartre konzipiert, ist ein freies. Es hat keine Moral und es erfährt die Welt als fremd.  Die Welt bei ihm ist eine amorphe Masse, deren Nähe Ekel erzeugt. Trotz oder gerade wegen dieser deprimierenden Ausgangssituation ist das existenzielle Subjekt bestrebt, das Beste daraus zu machen und entwickelt einen fanatischen Drang mit Phantasie und Selbstbetrug, sich einen perfekten Entwurf zu geben. Familie, Gesellschaft, Hingabe, Liebe und Pflicht haben bei ihm keine Wahrheit, sie sind lediglich Mittel. Ersetzbar und ohne eigenständigen Wert.

 

Der Autor dieses Textes heißt Andreas Lange. Er wohnt in Hamburg, ist freiberuflich in der Softwarebranche tätig und lebt seit vielen Jahren in einer glücklichen Beziehung. Mitte 2013 ist er auf die Männerrechtsthematik aufmerksam geworden und veröffentlicht seitdem gelegentlich Kommentare in der männerrechtlichen Bloggerszene unter dem Pseudonym „quellwerk“.