Rezension
Alexander Ulfig: Wege aus der Beliebigkeit
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Wie entstand die Theorie, die Welt sei sozial konstruiert?
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Warum haben Linke zentrale linke Positionen aufgegeben?
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Wie kann man von Vielfalt reden und gleichzeitig die Individualität des Menschen verneinen?
[dropcap color=““ boxed=“no“ boxed_radius=“8px“ class=““ id=““]A[/dropcap]lexander Ulfig hat sich mit seinem Buch die Aufgabe gestellt, diesen Fragen nachzugehen. Er zeigt darin den Weg auf, der von Nietzsche über die Postmoderne zur Politik des Gender Mainstreaming führt, und untersucht zentrale Thesen dieser Ideologien, indem er Kernaussagen ihrer theoretischen Wegbereiter wie Michel Foucault, Jacques Derrida oder Judith Butler unter die Lupe nimmt, ihre Fehlschlüsse erklärt und begriffliche Unschärfen wie beispielsweise das Verwischen der Unterschiede zwischen Entstehung-, Begründungs- und Verwertungszusammenhang verdeutlicht.
Ufig legt dar, dass die Preisgabe objektiver Standards und die Annahme, alle Theorien seien irgendwie gleichwertig, da Wissen immer kontextbezogen entstehe, zwangsläufig in skrupellose Machtpolitik mündet. Die von Konstruktivisten propagierte Parteilichkeit macht den Weg frei für die Instrumentalisierung jeglichen Wissens für politische Zwecke und die Etablierung von Privilegien. Die Behauptung, es gebe keine objektive Wirklichkeit, führt zu Beliebigkeit und ist obendrein falsch. Denn auch wenn Annahmen und Erwartungen unser Denken beeinflussen, lassen sich Theorien durch Beobachtungen bestätigen oder widerlegen.
Unter anderem geht der Autor auf das fehlende Ethikkonzept bei Marx und Engels ein, auf Thomas Kuhns Begriff des „Paradigmas“, Nietzsches Nihilismus und die Kehrtwendung der Linken von der Kapitalismuskritik hin zum Karrierismus.
Zwei Aspekte des Buches, die mir besonders wichtig sind, möchte ich betonen, nämlich zum einen den Gegensatz zwischen Humanismus und Feminismus. Bezeichnenderweise lehnt Foucault den Humanismus, der die Würde des Menschen, seine Entfaltung und seine Erkenntnisfähigkeit in den Mittelpunkt stellt, ab.
Zum anderen sind Menschenrechte immer Individualrechte, keine Kollektivrechte. Einen Menschen lediglich als Repräsentanten einer Gruppe zu betrachten, leugnet seine Einzigartigkeit und stellt einen Rückschritt dar, wie Alexander Ulfig mit Verweis auf Bassam Tibi deutlich macht: Das Denken in Kollektividentitäten ist Zeichen einer vormodernen Kultur. Darüber hinaus erleichtert es Demagogen, Kollektive gegeneinander ausspielen.