Krieg - Faktum Magazin

Die weibliche Unschuld und der IS

Wenn Menschen etwas tun, kommt es auch nach mehreren Jahrzehnten des Feminismus‘ darauf an, welchem Geschlecht der Mensch angehört. Frauen bekommen niedrigere Strafen für dieselbe Straftat, Mädchen bekommen bessere Schulnoten für die gleiche Leistung und vieles mehr.

Ein extremes Beispiel für Verharmlosung aufgrund des weiblichen Geschlechts liefert eine 16-Jährige aus Hessen, die sich dem IS angeschlossen hat.

Als „Dschihad-“ und „Terror-Braut“ zum Islamischen Staat

Einen rührenden Artikel zur Islamistin Linda W. aus Sachsen bringt der Spiegel:

Die Dschihad-Braut aus Pulsnitz.

Während man bei männlichen IS-Kämpfern auf beschönigende Adjektive zurecht verzichtet, hagelt es in diesem Artikel für die 16-Jährige realitätsverzerrende Umschreibungen. Zur Einstimmung gibt es eine wunderschöne Umschreibung ihres Wohortes.

(…) Die Fassade der meisten Bauten im sächsischen Pulsnitz bröckelt, die Sonne hat die pastellfarbenen Wände gebleicht. Ganz anders das dreistöckige Haus, das nur wenige Hundert Meter vom Marktplatz entfernt gleich neben einem Park steht. In strahlendem Orange ist es gestrichen, das Gras im Vorgarten akkurat gestutzt.

In dieser Dorfidylle lebte die 16-jährige Schülerin Linda W. mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und dessen Tochter. (…)

Auch wenn die Fassage ein wenig bröckelt, es ist alles so friedlich…

Auch Linda W., die mittlerweile einen muslimischen Namen verpasst bekommen haben muss, wird literarisch gekuschelt:

  • „unscheinbares Mädchen“
  • „junges Mädchen, schüchtern“
  • „unscheinbare Schülerin“
  • „aufgeweckter Teenager“
  • „unauffällige Schülerin und Freundin“

Dass sich das Mädel einer terroristischen menschenmordenden Organisation angeschlossen hat, wird eher beiläufig erwähnt. Dass durch den IS, der auch von weiblichen Kämpferinnen und Unterstützerinnen gestützt wird, Menschen umgebracht werden, kommt nicht zu Sprache. Ginge es um einen männlichen deutschen IS-Unterstützer ging es um weniger Park, Orange, Gras und Unscheinbarkeit.

Für die Zukunft der unschuldigen, unscheinbaren und aufgeweckten Schülerin finden sich aber bereits Ideen:

(…) Vielleicht, so die vage Idee der Bürgermeisterin, könnte Linda ja eines Tages selbst dabei helfen, Jugendliche vom falschen Weg abzubringen. Bei den Behörden indes fürchtet mancher, die IS-Braut könnte zur Galionsfigur für die Rekrutierung werden. (…)

Das friedliche, entrückte Mädel hat weitere „Bräute“ als Konkurrenz.

Sie musste sich zu allem „Unglück“ auch noch einer Konkurrenzsituation aussetzen.

(…) Das mag auch daran liegen, dass in dem Gefängnis in Bagdad nicht nur Linda W. sondern auch drei weitere deutsche Frauen sitzen, eine hat marokkanische Wurzeln, eine andere stammt offenbar aus Tschetschenien, hat aber einen deutschen Pass.

Behörden schätzen Zahl der Terror-Bräute auf 200 (…)

Ich weiß nicht, was den Spiegel geritten hat. Eine solche Beschwichtigung ist allerdings unerträglich.

Die Süddeutsche ist nicht besser.

Vom Kinderzimmer in Pulsnitz nach Mossul in den Dschihad

Auch wenn man hier vom Kinderzimmer spricht, muss man sich klarmachen, dass die 16-Jährige ausgezogen ist, um Mörder zu unterstützen. Sie hat sich zumindest indirekt an Morden schuldig gemacht.

Linda W. war eine gute Schülerin und radikalisierte sich im Stillen.

Auch die hier wird die „gute Schülerin“ mit poetischen Worten bedacht:

(…) Linda W. trägt ein beiges Kopftuch und einen bunten Umhang, die Beine stecken in einer langen Unterhose. Sie habe genug von Krieg, sagt sie, von all den Waffen, von all dem Leid. Sie wolle zurück nach Deutschland. (…)

Na, ob sie die islamische Kopfbedeckung wenigstens abnimmt, wenn sie zurück nach Deutschland darf, um dort Sozialarbeiterin zu werden?

Ein wenig Realität im Artikel

(…) Vielleicht sind es auch noch viel mehr, die Türen zu den angrenzenden Zimmern der Krankenstation bleiben verschlossen. Ein Soldat sagt auf dem Flur: „Erst töten sie uns, und jetzt kaufen wir ihren Kindern die Pampers.“ In Mossul gab es zuletzt viele Selbstmordattentäterinnen. Manche näherten sich den Soldaten mit einem Kind auf dem Arm und zündeten dann die Sprengstoffweste. (…)

 

Nach ein wenig brutaler Realität geht es wieder kuschelig um Linda W.

(…) Wie so viele Mädchen in Deutschland und anderswo hatte sich Linda W., gute Schülerin, Notendurchschnitt 2,1, Drittbeste ihrer Klasse mit einer Vorliebe für Mathe, Chemie und Physik, im Stillen radikalisiert. Statt Rap hörte sie plötzlich arabische Musik, schließlich trug sie ein Kopftuch. (…)

Die Rolle der rekrutierten Frauen

Wer wie Linda W. über Istanbul zum IS reisen kann, um sich dort einer Terrorarmee anzuschließen, ist für mich kein Mädchen mehr. Die Aufgaben solcher Frauen sind klar.

(…) Der IS warb Mädchen wie Linda W. gezielt über das Internet an, Halbwüchsige, die der schlichten Logik erlagen, in Syrien und dem Irak entstehe ein wahrer islamischer Staat, den es nun zu unterstützen gelte. Wenn nicht mit Waffen, dann um als Braut eines Dschihadisten die nächste Generation des Kalifats zu gebären. (…)

Es müssen neue Krieger gezüchtet werden. Am besten mit den Frauen des ungläubigen Feindes. Realität und Beschwichtigung des Entschlusses von Linda W. liegen eng beieinander.

(…) Im Internet wird für das Leben im Kalifat geworben. In geschlossenen Chatgruppen wird vom Kampf der „Löwen des Dschihad“ gegen den Bombenhagel der Ungläubigen schwadroniert. Dann geht es um leckere Rezepte im Kalifat. Frauen berichten, wie sie ihre Männer in deren Kampf als treu ergebene Ehefrauen unterstützten. Dschihad rosarot. Auch Linda W. hatte sich in den Bann ziehen lassen. (…)

Ohne Unterstützung wäre der IS noch lange nicht so stark, wie er ist. Da ist Schönrederei völlig fehl am Platz. Linda W. ist im Kriegsgebiet unterstützend für eine Horde von Terroristen unterwegs gewesen. Damit ist sie ebenfalls zur Terroristin geworden. Ein Bonus für das weibliche Geschlecht ist völlig unangebracht.