zwischendurch: Fundstück
Das FrauenBranchenBuch
Eigentlich sollte es zwischendurch heute lediglich um ein Fundstück gehen. Bei der Recherche „im Archiv“ sind aber direkt zwei weitere hinzugekommen.
Zunächst ein Blick auf das FrauenBranchenBruch
Gesellschaftsspaltender Sexismus
Das FrauenBranchenBuch Hannover & Umgebung ist an spaltendem Sexismus unschlagbar. Während feministische Frauen in allen geschäftlichen Bereichen von Männern Teilhabe fordern, wird ganz bewusst nach Geschlecht getrennt und ausgeschlossen: In diesem Branchenbuch sind nur Unternehmungen aufgeführt, die von Frauen geleitet werden oder die ausschließlich Angebote für Frauen haben. Konsequent wird das Buch auch mit einer Werbung für das Frauennachttaxi abgeschlossen. Frauen fahren nicht nur alleine Taxi, sie bekommen auch einen Zuschuss von 2,50 € pro Fahrt.
Das Frauentaxi hat weder etwas mit Gleichstellung noch mit Gleichberechtigung zu tun.
Zurück zum FrauenBranchenBuch!
Das Buch wird an „über 1.200 Stellen kostenlos verteilt„. Verteilt wird es u. a. in den Bürgerbüros, bei den „kommunalen Gleichstellungsstellen“ und in Bibliotheken.
Einige Fakten aus dem Branchenbuch
- 442.000 gedruckte Bücher
- fast 10.000 Einträge
- 25 Visitenkartenpartys mit über 1.100 Gästen
- 2 Messen mit 200 Ausstellerinnen
- existiert seit Mitte der 1990er Jahre
Eine Visitenkartenparty ist eine Networking-Veranstaltung zur branchenübergreifenden Kontaktaufnahme zwischen Geschäftsleuten.
Männliche Unternehmer müssen auf diese Art der Werbung verzichten: Sie haben das falsche Geschlecht. Werbung in einem eigenen Branchenbuch, Netzwerkbildung über Visitenkartenpartys und die Vorstellung des Unternehmens auf eigenen Messen ist als Werbung nicht zu unterschätzen.
Inhaltlich werden so gut wie alle Bereiche abgedeckt. Den Bereich Computerservice deckt beispielsweise ein einziges Unternehmen ab. Der Webauftritt hat den „Charme“ der 1990er Jahre – zappelnde Grafiken und ein klassisches „late-90s-style“ Design. Von Ärztinnen bis Zirkuspädagogik ist vieles abgedeckt. Es gibt sogar einen FrauenFinanzService und Frauenorte.
Typische Inserentinnen
Es gibt einige Abbildungen von Inserentinnen im Branchenbuch, die sich über eine ganze Seite erstrecken.
[Best_Wordpress_Gallery id=“17″ gal_title=“FrauenBranchenBuch – Inserentinnen“]Weitere Frauenbranchenbücher
Das schon seit 20 Jahren existierende Frauenbranchenbuch aus Hannover ist nicht allein. Es wird auf weitere Frauenbranchenbücher hingewiesen:
- Bremen,
- Enger/Spenge,
- Lüchow Dannenberg,
- Osnabrück,
- Ostwestfalen-Lippe
Im Internet kann man für Dortmund recht einfach ein weiteres Branchenbuch für Frauen finden. Außerdem gibt es weitere Zusammenstellungen für Frauen, die es nur im Internet gibt.
Was gibt es noch für Niedersachsen?
Über das Branchenbuch kommt man zu
FrauenORTE Niedersachsen
Es handelt sich um ein Projekt, um sich „auf den Spuren bedeutender Frauen“ zu bewegen. Diese Spuren führen nach Verden, Hannover, Braunschweig, Oldenburg, … Dort kann man sich über Frauen informieren, deren Namen zumeist unbekannt für die meisten sein dürften.
- Anita Augspurg (1857 – 1943) – erste promovierte Juristin
(dabei waren Frauen doch in dieser Zeit allesamt von der Bildung ausgeschlossen! …sagt die feministische Frau.) - Mary Wigman (1886 – 1973) – Tänzerin
- Ricarda Huch (1864 – 1947) – Schriftstellerin, Historikerin
- Helene Lange (1848 – 1930) – „prominente Figur der gemäßigten bürgerlichen Frauenbewegung“
- Elise Bartels (1880 – 1925) – Stadträtin 1919 in Hildesheim
(Die Geschichte der Frau fängt doch erst mit Alice Schwarzer an!) - Dorothea Schlözer (1770 -1825) – Doktorwürde mit 17 im Jahre 1787 (!)
(Wie kann es sein, wenn Frauen immer von Bildung ausgeschlossen waren?) - …
Die Namen dürften tatsächlich den meisten unbekannt sein.
Wer noch nicht genug von niedersächsischen Frauen hat:
Es gibt noch
das Unternehmerinnen-Zentrum Hannover
Es ist das „Zentrum von Kompetenzen und Kreativität.“
28 Frauen, 15 Branchen, 5 Nationalitäten und 1 Ziel:
Gemeinsam erfolgreich selbständig sein!
Ist „gemeinsam selbständig“ nicht ein Widerspruch?
Es geht darum, Frauen den Weg in die Selbständigkeit zu erleichtern. Hier sind die Damen vom UZH (Unternehmerinnenzentrum) nicht alleine:
Die Landeshauptstadt Hannover stellte dem UZH eine kommunale Immobilie zur Verfügung, die in Erbpacht genutzt wird. (…)
(…) Mit der respektvollen Zusammenarbeit und finanziellen Hilfe von Wirtschaftsförderung, Landeshauptstadt Hannover und der Unterstützung durch das Gleichstellungsreferat konnte das UZH realisiert und geführt werden.
Die Vermutung liegt nahe, dass es dieses Unternehmerinnenzentrum ohne staatliche Gelde nicht gäbe. Dort werden kostengünstig Büroarbeitsplätze, Konferenzräume und Startangebote für Existenzgründerinnen geboten. Diese Angebote umfassen eine Starthilfe in Form eines Mietrabattes für die ersten zwei Jahre in den Räumen der UZH.
Der Begriff der Erbpacht ist an dieser Stelle irreführend, weil die Erbpacht seit 1947 verboten ist. Ob das Erbbaurecht gemeint ist, erschließt sich nicht.
Es ist wohl genug an niedersächsischer Frauenförderung. Sieht man sich sämtliche Förderungsmaßnahmen für Frauen an, wirken die ganzen feministischen Forderungen und Fehlinformationen auf einmal ganz anders.
Auch hier muss man sich erneut die Frage stellen:
Welchen Shitstorm würde man erzeugen, wenn es diese Dinge für Männer gäbe?
Was wäre, wenn Männer Frauen auf diese Art und Weise ausschließen würden?
Unser „Außenkorrespondent“ aus Hannover ergänzt in den Kommentaren:
Dazu kommt das die Volkshochschule Hannover seit Jahren je Semester ca. 57 Kurse ausschließlich für Frauen und zwischen 0- 5 Kurse ausschließlich für Männer anbieted. Jeder Teilnehmer wird mit 20.-€ (oder waren es 40.-€?)
von der Stadt subventioniert.