Eine Veranstaltung mit dem besseren Menschen.
Der Andi und die Antifa am Abend
Wolf Jacobs
Am kalten 3. März 2016 haben wir es gewagt. Wir, Bernhard Lassahn und ich, sind für einen Abend in eine „antifaschistische Höhle der Vielfalt“ gezogen. Thema des Höhlenabends war
„Von Maskulinisten bis AfD. Ein Ein- und Überblick zum organisierten Antifeminismus in Deutschland.
Mit Eike Sanders und Andreas Kemper„.
Die bunte vielgelobte Vielfalt wirkte zunächst langweilig, trist und eher schlecht gelaunt. Zumindest konnte man die meisten Menschen nach Geschlecht recht einfach sortieren. Ist doch auch schon einmal was.
Begrüßt wurden wir dann von einem Menschen der Antifa, der ohne seinen Antifapulli optisch völlig unauffällig gewesen wäre – Verkäufer bei Saturn oder ähnliches. Als Einführung stellte er zunächst Andreas Kemper und Eike Sanders vor. Spaßig: Er sprach den Nachnamen von Eike Sanders zunächst englisch aus. Er hatte sich offensichtlich sehr mit IHR beschäftigt. Sie ist eine deutsche Frau (evtl. auch eine Lann Hornscheidt.) (Laut Recherchen ist Eike (z. B. Immel) kein rein männlicher Vorname, sondern – eher selten – auch ein weiblicher Vorname – so habe ich dann doch noch etwas gelernt.)
Der Antifamensch stellte auch Andreas Kemper vor, der zunächst den Eindruck erweckte, ein paar Tage zu viel gefeiert zu haben. Diesen Eindruck machte er später allerdings wieder wett. Sprachlich war er recht auf der Höhe. Um das Inhaltliche geht es später. Er wurde als federführender Kritiker beschrieben, der diverse Aufsätze zu Maskulisten (oder Maskulinisten, wie der Antifamensch sagte) geschrieben hat.
Worum sollte es gehen?
Maskulinisten, »Lebensschützer«, »Demo für Alle«, AfD? What the fuck!
Wer ist überhaupt diese Männerrechtsbewegung? Was machen die »Lebensschützer« eigentlich, wenn sie nicht gerade bei ihrem »Marsch für das Leben« blockiert werden? Was hat das Ganze mit der AfD zu tun? Und wieso zum Teufel haben die alle so verharmlosende Namen?
Diese und viele weitere spannende Fragen hoffen wir bei der ersten Veranstaltung gemeinsam mit Andreas Kemper und dem Apabiz zu klären. Gewappnet mit dem neuen Wissen wollen wir in der zweiten Veranstaltung über linken und feministischen Widerstand diskutieren. Mit einem bunten Podium unterschiedlichster Gruppen wollen wir die verschiedenen Ansätze, Erfolge, aber auch Probleme unseres Umgangs mit dem organisierten Antifeminismus beleuchten — und hoffen anschließend mit vielen neuen Ideen in die kommenden Kämpfe zu ziehen.
Donnerstag, 3. März: Von Maskulinisten bis AfD. Ein Ein- und Überblick zum organisierten Antifeminismus in Deutschland. Mit Eike Sanders (apabiz) und Andreas Kemper.
Es war recht schwierig den Vorträgen von Eike Sanders und Andreas Kemper zu folgen. Sie sprachen viel, sagten umso weniger. Andreas Kemper verbesserte zunächst den Mensch von der Antifa in seiner Begriffswahl „Maskulinismus“. Andreas Kemper, der in seinen Anfangstagen den Begriff selber falsch verwendet hatte, definierte die Begriffe „Maskulist“ und „Maskulinist“- und machte es in beiden Fällen falsch. Der Antifa-Abgesandte ließ sich davon nicht in seiner Wortwahl „Maskulinist“ beeindrucken.
Am Anfang seines Vortrages durften alle einen ganz bösen Clip sehen. Einen Clip mit dem „Beelzebub“ Björn Höcke. Dieser hatte es tatsächlich gewagt und von Männlichkeit gesprochen. Männlichkeit gilt offenbar als untragbarer Begriff in Antifa-Kreisen. Weiblichkeit ist erstrebenswert, Männlichkeit hingegen die Inkarnation des reaktionären und rechten Gedankenguts. So einfach funktioniert die Welt in der antifaschistischen Höhle.
Björn Höcke hat „Männlichkeit“ gesagt! #Aufkreisch
An dieser Stelle funktionierte das Sitcom-Gelächter des Publikums bereits hervorragend. Das Lachen auf Knopfdruck oder eher auf Zuruf bestimmter Initiationsbegriffe sollte während der gesamten Veranstaltung hervorragend klappen. Für den ersten Schenkelklopfer war also gesorgt. „Männlichkeit!“ Interessant ist allerdings, dass sich die Antifa an Clips der ‚heute show‘ bedient.
Eike Sanders referiert über den „Marsch für das Leben„. Viel ist nicht hängengeblieben. Gemerkt habe ich mir nur die bösen Aspekte einiger Beteiligter des Marsches. Ein böser Aspekt ist es, wenn Kleiderkammern für Babysachen betrieben werden. In einer Kleiderkammer dürfen sich Bedürftige Dinge des täglichen Lebens besorgen.
Religionsfreiheit gilt nicht für jeden: Es wurde ausgeführt, dass Katholiken tatsächlich auch in Trance versinken und im Glauben auf die Knie fallen. (Immerhin geben sie dann ein gutes Ziel für Wurfgeschosse der Antifa ab.) Der Islam wird von der Antifa völlig anders beurteilt.
Es ging im Vortrag um Hassverbrechen, um Menschen, die Angestellte/Betreiber von Abtreibungskliniken in den USA ermordeten. (Der letzte Mord dieser Art fand anscheinend 2009 am Arzt George Tiller statt. Diese Taten gelten als Form des Terrorismus. Einen Zusammenhang mit dem Marsch für das Leben gibt es nicht.) Es ging ebenso um christliche Inhalte im Konfirmandenunterricht.
Skandal! Die CDU ist „ein Player“ in dem Spiel.
- Die „Junge Freiheit“ ist eine extrem rechte Wochenzeitschrift.
- Rechte Gruppierungen und Katholiken arbeiten zusammen.
- Birgit Kelle ist antifeministisch.
- Gabriele Kuby ist ebenfalls rechtsextrem.
- Speziell in Deutschland kreuzt sich die Lebensbewegung mit völkischen Ideen.
- Die weißen, christlichen Kinder sollen gerettet werden.
Hier wird einiges deutlich: Der Begriff rechts wird für alles verwendet, was nicht links ist. Der christliche Glaube ist böse. „Völkische Ideen“, was immer sich auch dahinter verstecken mag, sind ebenfalls böse. Weiße Kinder soll man wohl nicht retten. Zählt man diese Dinge zusammen, ist man bei den Antideutschen. Es ging im gesamten Vortrag darum, Dinge anhand ihres Oberbegriffs zu verurteilen und als rechts abzustempeln. Alles, was nicht passt, ist rechts.
Dann war Andreas Kemper an der Reihe. Er benutzte wieder den Ausdruck Maskulismus. Immerhin erkannte er die Motivation des „gemeinen Maskulisten“: Es ist die Gleichberechtigung. Das allerdings ließ er aber nicht gelten: Für Gleichberechtigung sind seiner Meinung nach ausschließlich der Feminismus und die Antifa zuständig. Aber kann denn ein einseitiger Blick zur Gleichberechtigung führen? (Dasselbe gilt für den Maskulismus.)
- Der Maskulismus sieht sich als Sprachpolizei.
- Maskulismus sieht sich als Gegenbewegung zum Feminismus.
- Die Väterrechtsbewegung dreht sich allein um das Unterhaltsrecht.
- Die AfD ist ganz böse.
- Das gelbe Forum ist ganz böse.
- Der Maskulist sitzt ganz alleine vor seinem Rechner.
- Es gibt sogar weibliche Maskulisten!
- Die meisten Maskulisten sind frauenfeindlich!
- Wer gegen den Feminismus ist, ist gegen Frauen!
- Hedwig von Beverfoerde ist böse.
- Beatrix von Storch: Böse!
- Frauke Petry: Böse!
- Wikimannia ist ganz böse.
- Breivik hat ähnlich wie Männerrechtler argumentiert!
- Patrick Lindner von der FDP ist ganz böse: Er lädt böse Menschen in den Landtag ein.
- Biologie ist böse: Ulrich Kutschera! Axel Meyer!
- Agens! Böse!
- Genderkongress in Nürnberg! Böse!
- Irgendwie muss Thilo Sarrazin auch genannt werden. Böse!
- Vor allem: Arne Hoffmann ist ganz böse!
Weitere Namen kamen ebenfalls vor. Einige waren unbedeutend, andere mir unbekannt. Es wirkte so, als wollte Andreas Kemper möglichst viele Namen ins Spiel bringen. Insgesamt ist aus antifaschistischer Sicht ohnehin jede andere Sicht als die eigene zu verdammen.
Es lässt sich anhand seiner Ausführungen feststellen: Vieles ist böse. Warum so vieles böse ist, man hat es nicht erfahren. Einzig und allein an Arne Hoffmann hielt sich Andreas Kemper etwas länger auf. Hier allerdings erzählte er sehr viel Murks: Man muss schlechtes Essen nicht noch einmal aufkochen. Man kann über Arne Hoffmann denken, wie man will: Wenn man sich über Personen äußert, dann fundiert und wahrheitsgemäß. Damit hatte Andreas Kemper allerdings seine Sorgen und Nöte.
Er gab sich als Experte für die AfD aus. Daher war auch Zeit für die Verschwörungstheorie, dass die AfD aus Russland finanziert wird.
Die AfD war insgesamt eins der Hauptthemen des Abends. Beatrix von Storch wurde als aristrokratisch und christlich fundamentalistisch beschrieben. Es mag sein, dass sie auch für christliche Werte steht. In einem Interview hat sie sich als demokratisch dargestellt.
In der anschließenden Fragerunde war das Hauptproblem, dass die grundsätzlich positiv besetzten Begriffe
- Marsch für das Leben,
- Lebensschützer,
- Demo für alle etc.
mit negativen Begriffen der Antifa belegt werden sollten. An dieser Aufgabe scheiterte die Antifa. Sie erwähnten die „feministischen Anführungszeichen“, die man sich bei jeder Nennung, hinzu denken müsse. Weiter kam man nicht.
Es ist halt ein Problem, wenn man sich an positiv besetzten Dingen wie dem Recht auf Leben abarbeiten will.
Zwischendurch durfte immer wieder auf Stichwort gelacht werden.
- Männlichkeit!
- Männerrechtler setzen sich für Gleichberechtigung ein!
- Väter wollen auch ihre Rechte!
Das alles hat Lacher im Publikum hervorgerufen. Na ja, wer sonst nichts zu lachen hat.
- Aus Sicht von Eike Sanders, Andreas Kemper und der Antifa sind viele Dinge böse.
- Die Ablehnung des Feminismus führt zur Frauenfeindlichkeit.
- Wer die meisten Namen in seinem Vortrag nennen kann, gewinnt.
- Wer mit den meisten Worten die wenigsten Argumente bringt, gewinnt ebenfalls.
- Gelacht wird auf Stichwort.
Es ging um „name-dropping“, nicht um Argumente. Anschließend waren sich alle darüber einig, dass alles, was als „rechts“ bezeichnet wird, böse ist. Das hatten sie vorher auch schon gewusst.
Ergänzung Bernhard Lassahn
Die Sprecher der Antifa haben sich als Provinz-Heinis präsentiert, die gefangen sind von einer Denkweise, in der zuerst einmal nach der Zugehörigkeit und nach dem Arier-Ausweis gefragt wird und dann erst nach Gedanken, Meinungen und Argumenten. Sie handeln nach der Formel, die André Heller den Rechten zugeschrieben hat: Sie können das Denken nicht attackieren, deshalb attackieren sie den Denkenden.
Also: Sie nennen beispielsweise katholische Kreise und Bruderschaften (von denen vermutlich noch nie einer gehört hat), als wären das ausschlaggebende Kräfte. Sie tun so, als müsste man nur das Schimpfwort „katholisch“ sagen, schon hätte man das Konzept der traditionellen Familie ausreichend kritisiert. Sie haben offenbar noch nie davon gehört, dass es Familientraditionen auch außerhalb der Welt der katholischen Kirche gibt. Bei Frau von Storch wurde nur über ihre Herkunft informiert, nicht über ihre politische Position. Das ist reines Blut- und Bodendenken. Und sie bemerken es nicht einmal.
Dank an Bernhard Lassahn für das Ausmerzen sprachlichen Übels.