Die Dämonisierung des Mannes
Affäre Böhmermann – Sexuelle Männerfeindlichkeit
Es wurde viel zum Thema geschrieben. Ein Aspekt wurde bisher allerdings vernachlässigt. Die Vernachlässigung des Apekts hat einen Grund: Es ist die tiefsitzende negative Einstellung gegenüber Eigenschaften des Mannes. Damit verbunden ist der leichte Zugang zur Dämonisierung des Mannes als sexuelles Monster.
Die Achse des Guten (achgut.com) hat sich im Artikel „Das ist keine Satire. Das ist Sudelei.“ ausreichend in Bezug auf die Bewertung als Satire geäußert. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Das „Schmähgedicht“ wurde von der Webpräsenz Achse des Guten übernommen:
Sackdoof, feige und verklemmt, ist Erdogan, der Präsident
Sein Gelöt stinkt schlimm nach Döner , selbst ein Schweinefurz riecht schöner.Er ist der Mann, der Mädchen schlägt und dabei Gummimasken trägt.
Am liebsten mag er Ziegen ficken und Minderheiten unterdrücken.
Kurden treten, Christen hauen und dabei Kinderpornos schauen .
Und selbst abends heißt’s statt schlafen Fellatio mit 100 Schafen .
Ja, Erdogan ist voll und ganz ein Präsident mit kleinem Schwanz .
Jeden Türken hört man flöten, die dumme Sau hat Schrumpelklöten .
Von Ankara bis Istanbul weiß jedermann,
dieser Mann ist schwul, pervers, verlaust und zoophil, Recep, Fritzl, Priklopil .
Sein Kopf so leer wie seine Eier , der Star auf jeder Gangbangfeier ,
bis der Schwanz beim Pinkeln brennt.
Das ist Recep Erdogan, der türkische Präsident.
Sämtliche der Beleidigungen sind sexueller Natur. Dies fällt offenbar leicht, weil Erdogan ein Mann ist. Es ist nichts Außergewöhnliches, dass die Sexualität des Mannes dämonisiert wird. Hier soll Erdogan über zugeschriebene sexuelle Eigenschaften als Mann dämonisiert werden.
Zu finden sind alle Eigenschaften, die jedem Knacki den Knastaufenthalt „lustig“ gestalten würden:
- Kinderpornos („Kinderpornos schauen“)
- perverser Sex mit Mädchen („der Mann, der Mädchen schlägt und dabei Gummimasken“)
- Sex mit Tieren („Fellatio mit 100 Schafen“ und „zoophil“)
Damit auch Frauen ein besseres Feindbild aufbauen können, geht es auch um sein primäres Geschlechtsorgan:
- Es ist übelriechend. („Sein Gelöt stinkt schlimm nach Döner“)
- Es ist verkümmert. („mit kleinem Schwanz“ und „die dumme Sau hat Schrumpelklöten“)
- Es ist nicht fortpflanzungsfähig oder er ist impotent – das ist Interpretationssache. („leer wie seine Eier“)
Kurz:
schwul, pervers, verlaust und zoophil, Recep, Fritzl, Priklopil
Homosexualität wird als negative Charaktereigenschaft verwendet.
Böhmermann verbreitet männerfeindliche Bilder, die gesellschaftlich breite Akzeptanz gefunden haben – wohingegen das bei der negativen Verwendung des Begriffs „schwul“ noch zu bezweifeln ist. Die Homolobby – u. a. queer.de – arbeitet aber fleißig an einem negativen Bild.
Man diskutiert unnötigerweise, ob es sich um Satire handelt und wie diese von einer verfassungsmäßigen Gewährleistung irgendeiner Freiheit gedeckt sei. Dass in den Äußerungen Böhmermanns aber eine tiefe männliche Misandrie sitzt, wird übersehen. Zu tief sitzen Schimpfwörter wie „Kinderficker“ etc. in den Köpfen der Gesellschaft.
Auch hier gilt:
Was wäre wohl, wenn sich jemand in ähnlicher Form über eine Frau geäußert hätte?
Dass Erdogan gar nicht anders reagieren kann, wie er reagiert, steht außer Frage. Er ist in einem öffentlichen TV-Sender eines Landes, in dem viele seiner Landsleute leben, beleidigt worden.
Und auch hier:
Was wäre wohl, wenn Angela Merkel in ähnlicher Form beleidigt worden wäre?
Was ebenso schlimm, wie der selbstverständliche männerfeindliche Ton ist: Die Zensurbestrebungen eines Heiko Maas werden vergessen oder ausgeblendet. Es geht doch um eine „Satire“ eines Antideutschen. Antideutsch zu sein gehört zum linken Bessermenschen-Chic.
Ich bin froh, dass mein Sohn sich nicht einer solchen Sprache bedient. Vielleicht lernt er aber daraus und verkauft bald Gossensprache und Beleidigungen als Satire. Allerdings ist er in der Lage wirklichen Sexismus zu erkennen.
Die allgemeine Dämonisierung des Mannes wurde bisher nicht beachtet – der negative Blick auf männliche Sexualität sitzt tief.
Hadmut Danisch hat eine eindeutige Meinung.
…
Schaut man sich aber mal objektiv an, was da passiert ist, dann ist die Auffassung, dass Böhmermann hier Satiriker wäre, nicht haltbar. Denn er hat ja keine Missstände aufgezeigt, keine Korruption platzen lassen, keinen Konflikt provoziert, der zur Selbstzerfleischung führt. Der hat ja nur sich, die Medien und das Land in Schwierigkeiten gebracht. Was auch immer Satire ist, sie gehört ja nicht zur Kategorie Suizid.
…
Würde man sich nämlich mal anschauen, wer hier wirklich satirisch arbeitet, indem er nämlich ein paar Worte hinwirft und damit andere dazu bringt, sich selbst gegenseitig öffentlich zu zerfleischen, niederzumachen und ad absurdum zu führen, während er selbst als der lachende Dritte danebensteht und zuschaut, könnte man nur zu einem Ergebnis kommen:Nicht Böhmermann ist hier der Satiriker, sondern Erdogan.
Ein Dank an Wikimannia für’s Korrekturlesen.