Free your pits! – Freiheit für die (Achsel-)Höhlen (Taz)
Das hat Frauen gefehlt! Nachdem bei Feministen die Schamhaare gefühlt irgendwie schon immer wachsen und gedeihen und sie jedem unter die Nase gehalten werden, der sie sehen will und zumeist auch nicht sehen will, werden die Achselhaare nun gefärbt.
Und wie formierte sich die „Free your pits“-Bewegung?
Nachdem ich einer Freundin die Achselhaare blau gefärbt hatte, machten wir Fotos von dem Ergebnis und veröffentlichten sie anschließend auf ihrem Blog. Der Post wurde über 30.000 mal geteilt, bevor zwei US-Talkshows auf uns aufmerksam wurden. Von ihnen wurde unsere Idee dann aber öffentlich verrissen und als widerwärtig und anstößig bezeichnet. Wir sahen das als eine gute Gelegenheit an, um weltweit eine Diskussion über Körperbehaarung und das weibliche Verständnis von Schönheit und dem eigenen Körper ins Rollen zu bringen. So entstand die „Free your pits“-Bewegung, deren Intention die Normalisierung der natürlichen Körperbehaarung der Frau ist. Wir wollen auf diese Weise die freie Entscheidung über unser Handeln und unseren Körper zelebrieren.
Was bedeutet „Normalisierung der natürlichen Körperbehaarung“? Die Haare ganz natürlich blau zu färben? Aha, ich verstehe. Wenn man sich tatsächlich damit auseinandersetzt – wie ich und der Leser gerade – dann fällt eins auf: Es dauert länger, sich die Haare dort zu färben als zu rasieren. Nur einmal als kleine Anmerkung.
Warum ist es so wichtig, sich für Achselbehaarung einzusetzen?
Es ist einfach bitter nötig, dass alle Frauen verstehen, dass die Entscheidung über ihre Person und ihren Körper allein bei ihnen liegt. Wir leben in einer Gesellschaft, die gelenkt wird von Profitgier und den Interessen derjenigen, die erfolgreich nach solchem Profit streben. Die Schönheitsindustrie ist gezielt auf Frauen und ihre Selbstzweifel ausgerichtet. Wir müssen uns davon lösen, unerreichbaren Schönheitsidealen nachzufeiern – sie sorgen dafür, dass wir uns schlecht fühlen und glauben, dass wir nicht gut genug sind. Wir allein entscheiden, was wir mit unserem Körper anfangen, ob wir unsere Achselhaare wachsen lassen, oder nicht. Das muss uns niemand vorschreiben.
Also von mir aus kann sie ihre Achselhaare wachsen lassen, wie sie will. Ich muss es nur nicht ansehen müssen. Aber immerhin: Sie haben sich wenigstens so etwas wie einen Sinn zu ihrer Aktion „konstruiert“. Grundsätzlich wirkt es aber eher wie „kindlicher Spieltrieb“. Es geht aber doch um so viel mehr! Man setzt Zeichen gegen die Profitgier! Das Färben der Achselbehaarung ist strenggenommen also nicht kindlich, sondern Kapitalismuskritik!
Was wollen Sie damit erreichen?
Ich wünsche mir, dass sich Frauen endlich erheben und Kontra geben. Ich will, dass sie tun, was immer sie mit ihrem Körper tun wollen, und einen Prozess der selbstbewussten, eigenständigen Entscheidung durchleben, der sie zu neuer Autonomie ermächtigt.
Autonomie durch blaue Achselhaare – klar, das ist der nächste logische Schritt. Falls es Feministen noch nicht gemerkt haben: Gesellschaftlich ist es völlig normal, wenn Frauen sich „erheben und Kontra“ geben. Ich hatte schon genug unter diesem Kontra in meinen Beziehungen zu leiden. Nein, natürlich gehört es zu jeder Beziehung dazu.
Es wird aber immer nur noch durchgeknallter: Da wird es schon als politisch verkauft, wenn sich irgendwelche Trullas die Achselhaare färben.
Es wird immer bekloppter.
Und wer von der ganzen Sache nicht genug bekommen kann,
hier das passende Video als Anleitung dazu:
Btw.: Im Interview wird auch Männern zugestanden, sich die Achselhaare zu färben. Das ist Gleichberechtigung, die wir immer schon brauchten!