Der Fisch ohne Fahrrad auf der Überholspur
Wie – und warum – hat sich unsere Sprache verändert? Ein Rückblick
von Bernhard Lassahn
Konfuzius wurde einmal gefragt, was er als erstes machen würde, wenn er ein Land zu regieren hätte.
„Ich würde vor allem die Sprache verbessern. Wenn die Sprache nicht einwandfrei ist, sagt man nicht, was man meint. Wenn das Gesagte aber nicht das ist, was man meint, bleibt ungetan, was getan werden soll. Wenn es ungetan bleibt, verfallen die Sitten und Künste und das Recht geht in die Irre. Wenn das Recht in die Irre geht, ist das Volk hilflos und unsicher. Deshalb darf in dem, was gesagt, nichts Willkürliches sein. Es gibt nichts Wichtigeres.“
So ist es. Unsere Sprache ist verdorben und wir gehen in die Irre. Wie konnte es dazu kommen? In zwei Schritten: im ersten haben wir uns abgewöhnt, uns weiterhin eine Zusammengehörigkeit von Frauen und Männern vorzustellen. Stattdessen sollten wir Frauen und Männer als grundsätzlich getrennt voneinander ansehen. Im zweiten Schritt sollen wir das Geschlecht in Frage stellen und neu denken.
Mit Vollgas in die falsche Richtung
Wer A sagt, muss auch B sagen. Sagt der Volksmund. Bertholt Brecht ist anderer Meinung. Er findet, wer A gesagt hat, muss nicht B sagen, er kann auch einsehen, dass A falsch gewesen ist. Doch wer mag schon zugeben, dass er bisher etwas falsch gemacht hat? Mark Twain hat es so zusammengefasst: Es ist leichter die Menschen zu täuschen, als ihnen klar zu machen, dass sie getäuscht worden sind.
Wir sind getäuscht und schrittweise in die falsche Richtung gedrängt worden und können uns nun nicht mehr erinnern, wann wir angefangen haben, A zu sagen, obwohl wir es nicht wollten und es als falsch empfanden. Friedrich Schiller meinte noch: „Wie menschlich Menschen sind, zeigt ihr Umgang mit der Muttersprache.“ Das ist lange her. Die feministischen Sprachforscherinnen sehen unsere Muttersprache als böse „Männersprache“, die Frauen unterdrückt und dringend menschlicher gemacht werden muss, indem man sie weniger männlich macht – je weniger Mann, desto mehr Mensch, heißt ihre Parole. Sie behaupten sogar, dass Frauen durch die Sprache, wie sie bisher war, vergewaltigt würden.
Die wollen bestimmt nur spielen
Luise F. Pusch und Senta Trömel-Plötz sind die lautesten Wortführerinnen. Auch wenn ihre Namen so klingen, als hätte Loriot sie ausgedacht, sie haben keinen Humor. Sie sind nicht bloß unfreundlich, sie sind feindselig. Sie gefallen sich in Sticheleien. Luise Pusch findet, dass man Frauenfußball lieber „Fußball“ nennen sollte und das, was wir bisher unter „Fußball“ verstanden haben, als Männerfußball bezeichnen sollten; denn nur Frauenfußball ist richtiger Fußball.
Vielleicht hat so ein Auftreten dazu beigetragen, dass man solche Stimmen nicht ernst genommen hat. Man hat nur müde gelächelt, wenn man ein Schreiben an die „Mitgliederinnen und Mitglieder“ erhielt. Man hat das als Kuriosität und durchgehen lassen. Linke Tagesszeitungen wie ‚taz’ und ‚Woz’ haben das dafür umso begeisterter aufgegriffen und das so genannte Binnen-I – wie etwa in LeserInnen – kreiert, um damit zu betonen, dass sie Frauenanliegen in jeder Hinsicht unterstützen.
Erst sollten wir Innen-Schwänzchen anhängen
Wir haben seit den siebziger Jahren eine regelrechte Innen-Invasion erlebt. Schriftsteller hießen nun: „SchriftstellerInnen“, „Schriftsteller(innen)“, „Schriftsteller/innen“, „Schriftsteller-innen“ oder „Schriftstellerinnen und Schriftsteller“. Wir wurden überschwemmt mit Innen-Formen, mit Doppelnennungen, Schrägstrichen und Klammern, die dazu führten, dass die Sprache unaussprechlich wurde und dass unser Computer eine BenutzerInnenoberfläche hat. Viele Männer haben das als Gebot der Höflichkeit missverstanden. Doch darum ging es nicht. Es ging darum, die Geschlechter-Apartheid einzuführen.
Die Kluft zwischen Männern und Frauen sollte vertieft werden. Die feministische Parole „Eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne Fahrrad“ beschreibt die grundsätzliche Unversöhnlichkeit der Geschlechter. Männer und Frauen leben demnach in verschiedenen Sphären; dass sie jemals etwas miteinander zu tun haben könnten, liegt außerhalb ihrer Vorstellungswelt. Feministen wollen keine Vereinigung der Geschlechter. Sie wollen die Scheidung, die seit der Reform des Scheidungsrechtes von 1976 zu einem Massenphänomen geworden ist.
Dabei ist die Innen-Form überflüssig und wir konnten uns bisher gut ohne Innen-Schwänze verständigen. Wenn ich sagen will, dass eine Gruppe von Schriftstellern ausschließlich aus Frauen besteht und ich das hervorheben will – was ich meistens nicht will –, dann sage ich „weibliche Schriftsteller“. Es gibt keinen Bedarf für die Innen-Form.
Politisch korrekt, sachlich falsch
Exklusiven Frauengruppen wurden überhaupt erst erschaffen oder erfunden. In der Zeit entstanden Frauenhäuser, Frauenbuchläden, Frauenparkplätze, Frauentaxen, Frauencafés und schließlich mit Rita Süssmuth erstmalig ein Ministerium für Frauen, das uns die Gleichstellungspolitik bescherte. Damit wurde der Sprachfeminismus amtlich und in der Politik hörte man nur noch Doppelnennungen. Wenn Ursula von der Leyen über die gefallenen deutschen „Soldatinnen und Soldaten“ sprach, tat sie das aus Prinzip, nicht etwa, weil tatsächlich ein weiblicher deutscher Soldat in Afghanistan gefallen wäre. Die „gerechte“ Ausdrucksweise wurde wichtiger als die angemessene. Ideologie triumphierte über die Wirklichkeit.
Arthur Brühlmeier hatte schon früh vor den Risiken und Nebenwirkungen der Doppelnennung und der Innen-Form gewarnt, unter dem Titel „Sprachfeminismus in der Sackgasse“ kann man das nachlesen. Es geht uns ein Begriff für das Gemeinsame verloren. Wir erleiden den „Verlust des wichtigsten Oberbegriffs der deutschen Sprache, nämlich des allgemeinen, nicht unter geschlechtlichem Aspekt ins Auge gefassten Menschen.“
Ein Bruch ohne gemeinsamen Nenner
Am Wahlabend wird nur noch von „Wählerinnen und Wählern“ gesprochen. Wenn es eine Landtagswahl in Baden-Württemberg ist, heißt es „Baden-Württembergerinnen und Baden-Württembergern“, als hätten wir es mit einem Bundesland zu tun, das aus zwei Landesteilen zusammensetzt ist und einen gemeinsamen Namen führt, allerdings unter einer Wählerschaft leidet, die aus zwei Gruppen besteht, die sich auf keinen gemeinsamen Namen einigen konnten. Haben sie noch gemeinsame Interessen? Eine gemeinsame Sprache?
Was uns zunächst als unbedeutende Verrücktheit erschien, ist inzwischen zur Norm geworden. Aus dem Abseitigen wurde das Gängige. Wie konnte soweit kommen? Schritt für Schritt. Erst sagten wir A, dann sagten wir B. Wir haben erst eine Kröte geschluckt, dann unser Geschmacksempfinden verloren und schlucken nun eine Kröte nach der anderen.
Idiotinnen und Idioten durch Trennung
Eine weitere Station auf dem Weg in die falsche Richtung war die Bibelübersetzung in „gerechter“ Sprache. Da lesen wir von „Makkabäerinnen und Makkabäern“, als hätte es damals schon eine bisher verschwiegene Geschlechtertrennung gegeben. Wir nehmen das hin, auch wenn wir wissen, dass es falsch ist. Es gab auch keine „Jüngerinnen“. Die Bibelübersetzung ist keine „Übersetzung“, also eine Übertragung von einer Sprache in eine andere, sondern eine Interpretation – was eine Übersetzung nicht sein darf. Eine „gerechte“ Sprache gibt es nicht. Gerechtigkeit kann man nicht beanspruchen, sie wird einem zuteil. Wer sollte denn auch als neutrale Instanz Gerechtigkeit geschaffen und ein gerechtes Urteil gefällt haben? Wenn sich die Klägerin selbst zum Richter macht, entsteht eine Tyrannen-Gerechtigkeit.
Egal. Wir Leserinnen und Leser haben uns daran gewöhnt wie die Idiotinnen und Idioten.
Wir nehmen die Falschheiten hin, wir reden so: „Frauen sind die besseren Autofahrerinnen und Autofahrer“. „Der Kantonstierarzt beziehungsweise die Kantonstierärztin oder der beziehungsweise die an seiner beziehungsweise ihrer Stelle eingesetzte Tierarzt beziehungsweise Tierärztin …“
Erster Schritt:
Erst hatten wir den Sprachfeminismus, der uns die „geschlechtergerechte“ Sprache gebracht hat. Wir sollten Frauen immer explizit benennen, weil sie sich – angeblich – sonst diskriminiert fühlen. Tatsächlich sollte eine Männerfeindlichkeit zum Ausdruck gebracht und Geschlechterapartheid eingeführt werden. Das steht im Zusammenhang mit der Gleichstellungspolitik mit der Einrichtung eines Ministeriums für Frauen und exklusiven Räumen für Frauen wie etwa den Frauenparkplätzen.
Die Sprachvorgaben verlangten die Innen-Form bei der Pluralbildung, die Doppelnennungen und das Binnen-I und die Abschaffung von Begriffen, in denen Frauen und Männer gemeinsam Platz finden. Also: „SchriftstellerInnen“, „Schriftsteller(innen)“, „Schriftsteller/innen“, „Schriftsteller-innen“ oder „Schriftstellerinnen und Schriftsteller“. Keinesfalls: „Schriftsteller“. Diese Form, die bisher als unverdächtige, übergeschlechtliche Pluralform galt, wird nun trotz des weiblichen Artikels als „männliche Form“ gesehen, als „generisches Maskulinum“ und muss deshalb gemieden und bekämpft werden.
Weiter geht’s: Nun sollen wir gendern
Die Feministen geben keine Ruhe. Sie haben nun das Gender Mainstreaming in die Welt gesetzt. Nun sollen wir uns abgewöhnen, uns überhaupt noch Frauen und Männer vorzustellen und sollen das Geschlecht grundsätzlich in Frage stellen.
Das geheimnisvolle „Gender“ kam mit der Weltfrauenkonferenz im Jahre 1995 in die Welt, bei der Hillary Clinton die Parole ausgab „Frauenrechte sind Menschenrechte“. Das klingt oberflächlich betrachtet nicht falsch. Es müsste jedoch richtig heißen: Frauenrechte sind ein Teil der Menschenrechte. Denn wenn man den Satz umdreht, was Frau Clinton wenig später getan hat, erkennt man, wie hier mit einem sprachlichen Trick den Männern die Menschenrechte abgesprochen werden. Hillary Clinton sagte es in aller Deutlichkeit: „… und das heißt: Menschenrechte sind Frauenrechte.“
Der Putsch von Peking
In Peking trafen sich Nichtregierungsorganisationen, so genannte NGOs, also non-governmental organisations, die ihre Autorität daraus beziehen, dass sie als unabhängig gelten und so etwas wie das gute Gewissen der Welt verkörpern, weil sie Basisgruppen repräsentieren. Sie haben lediglich Beraterstatus, sie geben Empfehlungen an die Vereinten Nationen. Mehr nicht. Das wirkt harmlos.
Doch sowohl beim Stichwort „unabhängig“ als auch bei den „Empfehlungen“ wurde gemogelt. Die Teilnehmer waren keineswegs unabhängig, sie vertraten keine Bewegungen, die „von unten“ kommen – im Gegenteil: Man nennt sie auch das „gender establishment“.
Die großen Parteien haben Quoten und finanzieren die Aktivistinnen. Damit haben sich die Spielregeln der westlichen Demokratien grundlegend verändert. Es gibt keine Diskussion mehr über Frauenthemen, die sind grundsätzlich abgesegnet, die Quotenfrauen halten die Türen sperrangelweit auf; ihre Aufgabe ist es, alles, was von weitem so aussieht, als wäre es irgendwie gut für Frauen und schlecht für Männer, besinnungslos durchzuwinken. Wir haben eine Allparteien-Frauen-Regierung.
Claudia Nolte von der CDU bezahlte seinerzeit „ihre“ Leute und schickte sie zu einem Luxusurlaub nach Peking, wo sie sich als unabhängige Basisbewegung tarnten. Später wurden bei den Verträgen, die in Amsterdam beschlossen wurden, aus den Empfehlungen „Verpflichtungen“ gemacht, und die Frauen von Rot/Grün übernahmen begeistert, was „ihre“ Leute von langer Hand vorbereitet hatten.
In Peking fand eine brausende Applaus-Veranstaltung statt. Die Weichen waren schon bei Vorbereitungstreffen in New York gestellt worden. Die Journalistin Dale O’Leary hat an mehreren solcher „PrepComs“ teilgenommen und verraten, wie man da getrickst und getäuscht hat, wie Vereinbarungen gebrochen und wie Vertreter aus armen Ländern erpresst wurden.
Die Weltfrauenkonferenz war eine Halbweltfrauenkonferenz
Die Machtverhältnisse hatten sich verschoben: Ursprünglich sollten NGOs den politischen Vertretern der Vereinten Nationen Hilfestellungen bieten, inzwischen dominieren sie die. Frauenverbände aus reichen, westlichen Ländern sind um ein Vielfaches besser ausgestattet und nutzen ihren Standortvorteil, um Vertreter aus kleinen Ländern zu bloßen Statisten zu degradieren. Dale O’Leary beschreibt diesen neuen „Kolonialismus der weißen Frau“ in ihrem Buch The Gender Agenda.
Natürlich herrschte in Peking ein männerfeindliches Klima. Es wurden pauschal alle Männer außen vor gelassen: „Männer raus!“, hieß die Parole. Das war die conditio sine qua non. Daran hatten wir uns gewöhnt, seit wir A gesagt hatten und die Trennungs-Propaganda-Sprache übernommen hatten.
Streng genommen gibt es keine Frauenthemen, die nicht ebenso für Männer von Belang sind. Doch die Aktivistinnen der Weltfrauenkonferenz entziehen sich jedem Dialog; sie glauben offenbar selber nicht, dass sich ihre Argumente in einer offenen und fairen Diskussion bewähren würden. Sie sind feige Despoten. Zuerst werden Beschlüsse ohne eine Möglichkeit der Mitwirkung von Männern gefasst, dann wird ihnen das Ergebnis vorgesetzt wie einem Verlierer, der bedingungslos kapituliert hat.
Frauen und Männer – das sagt man nur so
Die bekannteste Vordenkerin ist die aggressive Strategin Judith Butler, die sich selbst als Lesbin bezeichnet, sie gehört zur Führungsspitze der IGLHR (International Gay and Lesbian Human Rights Commission), einer internationalen Homosexuellenorganisation und war aktiv an der Vorbereitung für die Weltfrauenkonferenz in Peking beteiligt. Ihr erklärtes Ziel ist die Dekonstruktion, also die Auflösung des Mann- und Frauseins.
Sie behauptet ausdrücklich, dass das soziale Geschlecht und der Körper „diskursiv“ hervorgebracht, also sozial konstruiert seien. Beachten wir die Bedeutung, die damit dem „Diskurs“ verleihen wird. In ihren Augen ist er entscheidend. Im Rahmen historisch gewachsener „Sprache“, so meint sie, seien Bezeichnungen herausgebildet worden, welche aufgrund ständiger Wiederholungen den Charakter des Unhinterfragbaren und Natürlichen gewinnen würden.
Erst durch Sprache würde etwas Natürliches geschaffen, zumindest etwas, das so aussieht und den Charakter des Natürlichen hat. Es sei folglich nur eine Art Gewöhnung, dass wir unseren Körper und seine Anatomie aus einer zweigeschlechtlichen Perspektive als männlich oder weiblich bezeichnen.
Diese äußerst kühne These, für die es keine Begründung gibt, die aber mit Nachdruck vertreten wird, hat sich erfolgreich durchgesetzt. Nun verstehen wir auch, weshalb die Vertreter der Gender-Theorie so großen Wert auf Sprache legen und darauf bestehen, uns einen Sprachgebrauch vorzuschreiben, der zu der Erschaffung eines neuen Verständnisses von Mann und Frau führen soll.
Der Mensch kommt in die Bio-Tonne
Das Zauberwort „gender“ kommt in einer der Erklärungen von New York mehr als 200 Mal vor, doch kaum einer der angereisten Delegierten konnte damit etwas anfangen. Ihnen ging es nicht besser als uns. Viele dachten, „gender“ wäre nur ein vornehmes Wort für „sex“, das man aus Rücksicht auf Teilnehmerinnen, die sich durch das Wort „Sex“ abgeschreckt fühlen könnten, eingeführt hätte.
Die Delegierten mussten im Wörterbuch nachgucken. Da stand etwas vom „sozialen“ und vom „grammatischen“ Geschlecht. Sie konnten nicht ahnen, was sich da zusammenbraute: Die Gender-Perspektive sollte an die Stelle eines Blickes auf die Biologie treten; die sozialen Faktoren sollten nicht etwa als Ergänzung, sondern als Ersatz für die natürlichen Einflüsse gesehen werden. Sonst wäre es auch nichts Neues; Soziologie gibt es schon lange. Neu daran war die vollständige Absage an die Natur, wie wir sie schon früh bei Simone de Beauvoir und – auf die Spitze getrieben zuletzt – bei Judith Butler formuliert finden. Demnach haben wir nicht etwa ein natürliches und ein soziales Geschlecht, sondern nur ein soziales. Das stand so nicht im Wörterbuch. Da stand auch nicht, dass Lesben, Schwule und Transsexuelle neuerdings als eigenständige Geschlechter gelten.
Die Planierraupe auf der Überholspur
Wie gelähmt haben wir die Ziele dieser „Pekinger Aktionsplattform“ über uns ergehen lassen, vorbei am Bundesrat, abseits jeder öffentlichen Diskussion. Erst so langsam wird deutlich, was wir uns da eingefangen haben und wie sehr es in unser Leben eingreift. Vorgesehen ist die Förderung von Homosexualität und die sexuelle Früherziehung in Schulen. Es ist außerdem vorgesehen, dass fünfzig Prozent aller Arbeitsplätze in allen Berufssparten mit Frauen zu besetzen sind, notfalls zwangsweise. Dieser Zwang gilt als die neue Gerechtigkeit. Diese „Geschlechtergerechtigkeit“ sollen wir auch in der Sprache zum Ausdruck bringen.
Zweiter Schritt
Nun soll „gegendert“ werden mit Rücksicht auf diejenigen, die sich nicht eindeutig dem einen oder anderen Geschlecht zuordnen können und die sich unwohl fühlen, wenn sie als männlich oder weiblich angesprochen werden. Diese Entwicklung wurde von der vierten Weltfrauenkonferenz eingeleitet und steht im Zusammenhang mit dem Kampf gegen Homophobie und Transphobie und der Einführung von sexueller Vielfalt in die Bildungspläne für die Schulen.
Die Sprachvorgaben fordern das Partizip als angeblich neutrale Form, also zum Beispiel die Umbenennung des Studentenheimes in „Studierendenheim“, sie verlangen den Unterstrich, der symbolisch Platz bietet für die, die sich nicht als weiblich oder männlich verstehen, oder das Gender-Sternchen. Also: „Schriftsteller_innen“, „Schriftsteller*innen“ oder „Schreibende“. Keinesfalls: „Schriftsteller“.
Hinter den Handreichungen und Ratschlägen stecken offene Drohungen gegen alle, die sich nicht beugen wollen. Es ist schon soweit, dass es als Vorwurf gilt, wenn jemand „bewusst nicht gendert“. Immer mehr Universitäten verweigern inzwischen die Annahme von Diplomarbeiten, die nicht „gegendert“ sind (Ein Beispiel von der Universität Klagenfurt).
Kirchen, Gewerkschaften, Rundfunkanstalten, Parteien, Universitäten, Gemeinden – ja, man hat den Eindruck, dass jeder Alpen- und Tierschutzverein mitmacht – sie alle geben neue Anleitungen heraus, wie man „gendern“ soll, wie eine „geschlechtergerechte Sprache“ im Alltag umgesetzt werden kann, um nicht als rechtspopulistisch erkannt und verdammt zu werden. Der Ton ist rau geworden. Wer nicht gendern will, gilt als Nazi. Es drohen Strafen.
In vorauseilendem Gehorsam passen sich die Leute an und schreiben: „… heute Vormittag ist es erneut zu einem tödlichen Unfall gekommen … eine Radfahrerin wurde direkt am Unfallort getötet. Der Volksentscheid Fahrrad wird 16 Grablichter aufstellen – für jede und jeden getöteten Radfahrenden eines.“
Wir sollten gleich noch eine Kerze aufstellen für die Sprache: die ist kaputt.
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