Alles für Buntland
von Michael Klonovsky
eine Rezension von Michael Mansion


Auf dem rückseitigen Buchdeckel ist vermerkt, der Autor habe mit der Herausgabe dieses neuen Buches all seine Schwüre und Eide gebrochen, aber in diesem Falle ist anzumerken, dass dieser „Meineid“ den geneigten Lesern zugutekommt, wenn er denn ein offenes Herz für Kritik an einer Gesellschaft haben, deren politische Akteure sie gerne als die beste je dagewesene verkaufen wollen.

Wem der Autor durch seine Acta diurna (lateinisch für „Tagesgeschehen“)1 bereits bekannt ist, kann sich auf ein erneutes, intellektuelles Feuerwerk gefasst machen. Klonovsky ist ein sehr gebildeter und aufmerksamer Beobachter, dessen Humor und Satire nur selten einen unverhohlen bösen Unterton haben, bei dem offensichtlich wird, dass das aktuelle Dasein in ´schland (Klonovsky) nicht immer nur mit heiterer Gelassenheit zu ertragen ist.

Michael Klonovski

Der Autor ist belesen und bedient sich akribischer Recherche, wenn er etwa auf Friedrich Torberg (1908-1979) zu sprechen kommt, der als Autor mit nahezu allen Größen seiner Zeit der 30er und 40er Jahre bekannt war, von den Nazis ins Exil getrieben wurde, aber mit den Kommunisten konnte und wollte er auch nicht. Wir werden in die Wiener Kaffeehaus-Kulturen eingeführt, wo man noch wusste, wer wo und wann sich gerade mit wem auf einem akzeptablen Niveau stritt. Aber ja doch,- was sind dagegen die armseligen Worthülsen unserer antifaschistischen „Gegen Rechts“ Agitatoren?

Auch die gelegentlichen Ansprachen unseres höchstens Staatsdieners sind ja eher peinliches Mittelmaß, aber zugleich auch Teil einer Propaganda, die Weltoffenheit predigt, während die Offenheit der Debatte unter Verdacht gestellt wird.

Auf der nach oben offenen Denunziations-Skala, ist der (nicht nur alte) weiße, heterosexuelle und in der Regel christliche Mann zum Objekt der moralischen Generaloffensive geworden. Hier verweist der Autor dankenswerterweise auf Michael Esders („Ohne Bestand“), wo dieser das angestrebte rettungsdemokratische Endziel „Weltregierung“ als aktuellen Transformationsprozess beschreibt, für den Wirklichkeitsverlust und Bestandsvergessenheit die Leitlinien sind.

Sehr schön ist das eingeflochtene Intermezzo (ab Seite 137) als eine ganze Sammlung sehr schöner Sprüche, von denen jeder auch als politischer Witz durchgehen kann.

Tragische Wirklichkeit: Kriminalität durch Migranten

Der sich aufdrängende Widerspruch des positiv konnotierten, divers-bunten Gesellschaftsprojekts, mit der tragischen Wirklichkeit fortgesetzter migrantischer Schwerst- und Gewohnheitskriminalität, zieht sich, beispielhaft belegt, durch ganze Teile des Buches, was nur die eine Seite der Kalamität beschreibt. Deshalb wird darauf verwiesen, dass sich allemal „Expertinnen und Experten“ finden, die für Messerangriffe („aus wissenschaftlicher Sicht“) keine Staatsherkunft nachweisen können (wollen).

Das zentrale Argument rechtfertigt das Vorgehen, denn die „Schwefelpartei“ (Klonovsky) darf man nicht bestätigen. In diesem Windschatten segelt nahezu die gesamte „freie“ Presse deren Journalisten zu gelegentlichen antifaschistischen Höhenflügen ansetzen, indem sie ein bevorstehendes 4. Reich halluzinieren, deren designierter Führer jetzt Björn heißt.

Preise und Gotteslästerungen

Zugleich erhält der Wirtschaftsminister (als Kinderbuchautor) den Ludwig Börne-Preis, immerhin nominiert vom FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube. Dahinter steckt immer ein kluger Kopf, was der Autor allerdings nicht bestätigt.

Eine antilinke Gotteslästerung ereignet sich auf der Seite 225, wo der Autor Theodor W. Adorno und seinen „Novizen“ (Klonovsky) J. Habermas zu den unappetitlichsten, intrigantesten und aufgeblasensten Figuren der Soziologie und zugleich eher dürftige Stilisten bezeichnet, wobei vor allem Adornos gestelzte, dialektische Paradoxa (Klonovsky) als eine Mischung aus Mystik und Kitsch daherkomme, der man zunächst mit Kopfschütteln und dann mit einem wachsenden Befremden begegnet. Es folgt eine ganze Reihe von Beispielen, die zur inneren Einkehr gemahnen und die reflexhafte Entrüstung ob besagter Gotteslästerung in die Schranken weist.

Das muss man erst mal verdauen, aber Fr. Merkel kommt als Physikerin noch schlechter weg als der Musikwissenschaftler Adorno, denn der Autor sähe sie gerne nicht mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnet, sondern vor ein Gericht zitiert. Es folgen die Anklagepunkte wie etwa die massenhafte Anstiftung oder Beihilfe zum gewerbs- und bandenmäßigen Einschleusen von Ausländern gemäß Paragraph 96 und 97 Aufenthaltsgesetz (…).

Treue Vasallen und Denunziationskampagnen

Dass ihre treuen Vasallen beim Verfassungsschutz ein etwas seltsames Verständnis von Volk, Staat und Verfassungswirklichkeit haben, kommt so wenig zu kurz wie die Denunziationskampagnen gegen den Politikwissenschaftler Martin Wagener. Dass die (noch) amtierende Innenministerin Nancy Faeser und ihre Getreuen dabei intellektuelle Offenbarungseide abliefern, wird angemessen gewürdigt.

Natürlich kann es einem Kulturbeflissenen nicht entgehen, wenn auch auf der schöngeistigen Ebene Tribut gefordert wird. So kann die russische Starsopranistin Anna Netrebko natürlich nicht unbefangen moralfrei gehört werden. Sie wird in ´schland zu Putin-Abschwörriten genötigt. Wer dies kritisiert ist ein Nazi. So einfach ist das mittlerweile, während uns die ukrainischen Regierungs-Vertreter in Deutschland die passenden Anweisungen und Forderungen hierzu erteilen. Das lässt man sich gefallen, hat uns der (noch) amtierende Wirtschaftsminister doch bereits vor Jahren vermittelt, dass er mit Deutschland noch nie etwas habe anfangen können und sie sogenannte Vaterlandsliebe stets zum Kotzen fand.
Man stelle sich vor, ein Ukrainer würde das über sein Land sagen. Den Begriff Volksverräter hält Habeck übrigens für einen Nazibegriff.

Der Schatten der DDR

Michael Klonovsky ist DDR-geschädigt, was immerhin bei ihm dazu führt, dass er die Monstranzträger des besseren Seins an ihrem Habitus erkennt, jener unverwechselbaren Mischung aus moralischer Überheblichkeit, Verbotsenthusiasmus und Sprachregulierung. Das ist einer der Gründe dafür, dass er den beschworenen Untergang ´schlands nicht in einer vermuteten Klimaapokalypse ausmacht, sondern eher in einer nicht enden wollenden Völkerwanderung, vornehmlich aus den Teilen der Welt, wo man einen Gottesstaat für ein wünschenswertes Gesellschaftsmodell hält und anstrebt.

In Michel Huellebecq sieht der Autor einen zeitkritischen Romancier von bemerkenswerter Scharfsinnigkeit, dem er einige Geschmacklosigkeiten gerne verzeiht. Immerhin steht dessen Literatur gegen den woken Zeitgeist, der nicht nur ´schland fest im Griff hat.

Das Buch darf sich getrost auch als Nachschlaegwerk betrachten und dies sowohl im Sinne historischer Dimensionen, die einige Unklarheiten im Zusammenhang mit nationalbefohlener deutscher Dauerschuld gerade rücken, als auch im Hinblick auf die deutsche Kultur, die mit einigen Dankmälern (etwa der zitierte Thomas Mann) aufwarten kann, wie sie nur in einem national-kulturellen Kontext entstehen konnten.

Diese „andere Religion“, …

Michael Klonovsky hat sich umfänglich mit dem Islam und seinen kompetenten Kritikern auseinandergesetzt, wobei er einen Schwerpunkt auf den nicht selten gehörten, jedoch deshalb nicht richtigen Hinweis legt, dass der Islam in irgend einer Weise für Europa eine kulturbildende Mit-Funktion gehabt haben soll. Dieses Märchen vom wissenschaftsoffenen Islam entlarvt er als die penetrante Begleitmusik der Trommler aus den reaktionär-konservativen Islam- Verbänden, mit denen die Vertreter der Bundesregierung ins bunt-diverse Bett gehen.

Eine sehr empfehlenswerte Lektüre für kritisch-humorerfreubare Bürger:*_innen (Klonovsky).

Michael Klonovsky
Alles für Buntland

Edition Sonderwege / 430 Seiten

ISBN: 978-3-948075-92-7


Fußnoten

1: „Acta diurna“ (lateinisch für „Tagesgeschehen“) waren im antiken Rom eine Art tägliches Nachrichtenbulletin, das man als eine frühe Form der Zeitung betrachten kann. Sie wurden um 59 v. Chr. von Julius Caesar eingeführt.