Das „hochgefährliche Rizin“
Es ist schön, dass so mancher Patriot erwacht; wenn es aber dazu führt, dass Desinformation verbreitet wird, macht das eine ganze Bewegung unglaubwürdig. Die Rizin-Experten der Konkurrenzblätter zeigen dies deutlich.
Worum geht es?
Es geht um den islamischen Kölner, der eine vermeintliche Massenvernichtungswaffe mit Rizin basteln wollte. Das wiederum ist gar nicht so einfach bzw. nahezu unmöglich.
Die Faz macht die katastrophale Berichterstattung vor:
(…) Am Mittwochvormittag machte Holger Münch aus der düsteren Vorahnung eine schauderhafte Gewissheit. „Ein in Deutschland einmaliger Vorgang“ sei das, sagte der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA) im „rbb-Inforadio“. Deutschland, so scheint es, ist an einer Terror-Katastrophe vorbeigekommen, die alles in den Schatten gestellt hätte, was radikalislamistische Organisationen in Europa an Angst, Hass und Zerstörung bislang angerichtet haben. An einem Anschlag mit einer Massenvernichtungswaffe, vor dem selbst kriegführende Staaten zurückschrecken. Vor einer Biobombe. (…)
Was ist das überhaupt für ein Zeug?
Die Wikipedia verrät es uns:
Rizin oder Ricin ist ein äußerst giftiges Protein aus den Samen des Wunderbaums (Ricinus communis) aus der Familie der Wolfsmilchgewächse. Chemisch ist Rizin ein Lektin, das aus einer zellbindenden und einer giftigkeitsvermittelnden Komponente besteht. Seine Giftigkeit wird auf eine Hemmung der eukaryotischen Proteinbiosynthese zurückgeführt. (…)
Es ist zwar als Kampfstoff aufgeführt
Rizin ist in der Kriegswaffenliste des deutschen Kriegswaffenkontrollgesetzes aufgeführt.
aber:
Gebrauch als Biowaffe
(…) Da es auch über die Atemwege wirkt, wurde es von der britischen Armee auf seine Verwendbarkeit als Kampfstoff geprüft, sein Einsatz jedoch verworfen und die entsprechenden Vorräte vernichtet, insbesondere da es sich nur schwer als Aerosol verteilen lässt und eher für Anschläge auf Einzelpersonen geeignet ist. Trotz seiner mangelnden Eignung für einen Angriff mit dem Ziel von Massentötungen ist Rizin in der Liste 1 der Chemiewaffenkonvention (CWC) aufgeführt, die die giftigsten Toxine enthält, und zugleich auch in der letzten Version der Bio- und Toxinwaffen-Konvention (BTWC). (…)
Der Stoff ist hitze- und und fettempfindlich. Bei den gewöhnlichen Bomben entsteht Hitze. Damit ist das Mittel für einen Bombeneinsatz eher ungeeignet.
(…) Toxikologisch ist die Aufnahme von Rizin nach Injektion, nach Inhalation und nach oraler Aufnahme von Relevanz. (…)
Das muss eine Waffenvernichtungswaffe erst einmal leisten, dass die Opfer den Kampfstoll über Injektion, Inhalation oder eben geschluckt aufnehmen.
Der Focus berichtet zumindest ernstzunehmend:
(…) Auch wenn das Gift immer wieder im Zusammenhang mit bioterroristischen Anschlägen steht, betont das RKI: „Die Möglichkeiten für einen Großeinsatz von Rizin erscheinen jedoch eher begrenzt, da beim Einsatz in Aerosolform außerordentlich große Mengen nötig wären, um einen flächendeckenden Effekt zu erzielen.“ Gefährlich ist das Gift aber trotzdem. Das liege vor allem daran, dass es leicht verfügbar und einfach herzustellen sei. (…)
Ein wirkliches Argument ist die Verfügbarkeit des Stoffes nicht. Verfügbar ist vieles.
Auch der General-Anzeiger aus Bonn berichtet:
(…) Trotz seiner hochgiftigen Wirkung eigne sich Rizin nicht als Biowaffe, schlussfolgert ein Artikel im Forschungsmagazin „Environment International“ aus dem Jahr 2009. Ein rizinhaltiges Aerosol herzustellen, das dem Menschen wirklich schaden könne, sei für Laien ohne chemisches Hintergrundwissen extrem schwierig. Das Recherchezentrum des amerikanischen Verteidigungsministeriums fasst in einem Bericht zusammen: Die meisten Experten glaubten, dass Rizin als Massenvernichtungswaffe schwer einzusetzen sei, sprächen ihm aber nicht sein Potenzial als Terrorwaffe ab. (…)
Natürlich verdient es Aufmerksamkeit, wenn ein Moslem anfängt Massenvernichtungswaffen zu bauen. Daraus aber einen knapp verhinderten Weltuntergang zu machen, ist gerade schädlich für eine Bewegung, die islamkritisch und auch „flüchtlingskritisch“ ist.
Als Paradebeispiel für einen fürchterlichen Artikel sei hier
Wann kommt der erste große Knall?
genannt. Der Artikel geht an der vollkommen an der Realität vorbei und ist ein Beispiel für „negativen Populismus„.
Vorerst haben die naiven Deutschen ihren beabsichtigten Tod noch überlebt: Wie der „Spiegel“ berichtet, haben die deutschen Sicherheitsbehörden diesmal einen Anschlag zur Massenvernichtung mit einem biologischen Kampfstoff – dem hochgiftigen Rizin – nur verhindern können, weil es Tipps von Trumps US-Behörden und aus der Bevölkerung gab, so dass der in Deutschland wohl versorgte tunesische Islamist Sief Allah H., der im November 2016 als – von der Kanzlerin eingeladener – „Flüchtling“ nach Deutschland gekommen war, schließlich gefasst werden konnte. (…)
Fehlinformierend geht es weiter.
(…) dass der „Flüchtling“ im Internet die giftigen Chemikalien zur Herstellung der Bio-Bombe bestellte, um damit möglichst viele deutsche Islam-Ungläubige auf besonders grausame Weise – dazu gleich in großen Massen – zu töten, was mit dem besagten Bio-Gift ja recht einfach und unkompliziert ist. (…)
Wenn es einfach und unkompliziert wäre, wäre uns vielleicht dieser Artikel erspart geblieben. Die Narrenkappe wird spätestens in einem weiteren Absatz aufgezogen.
(…) Nichts als Hohn und Spott der schreibenden Intelligenzbestien, in deren Gehirnen eher Platz für aktuelle Smartphone-Konditionen ist, als die Fähigkeit, zu lesen, klar und logisch zu denken und zu kombinieren. Gleiches gilt auch für die Negierung der wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Toxoplasma gondii-Epidemie (Journalistenwatch berichtete bereits). Auch hier ist jeder Laie offenbar über die Wissenschaft erhaben, selbst jene, die eigentlich ein berechtigtes Interesse an diesbezüglicher Aufklärung haben müssten. (…)
Man muss sich nur die verlinkten Suchergebnisse ansehen und man ahnt es: Der Autor hat zuviel Globulli geschluckt. Es wundert nicht, dass die Kommentarfunktion mittlerweile abgeschaltet ist. Vielleicht nimmt man dies zum Anlass und konzentriert sich wieder auf die Qualität der Informationen?
Es zählen die Klicks
Was viele Magazine gelernt haben: Es geht um Klicks. Daher wird unsauber recherchiert und mit den Mitteln des Boulevards gearbeitet. Da kommt das Thema „Biowaffe“ wie gerufen. Geholfen ist damit niemandem. Es steht um Deutschland und Europa bereits schlimm genug. Man kann es sich nicht erlauben, durch Fehlinformation abgelenkt zu werden: Es schadet der Diskussion und vor allem auch der Bewegung der regierungskritischen Patrioten.
Wir haben mittlerweile viele Artikel ablehnen müssen, weil sie ein Bild zeichnen, das eher von Empörung als von Fakten geprägt ist. Wir veröffentlichen lieber 10 Artikel weniger als einen, der von Fehlinformation nur strotzt. Leider sieht man es im WWW insgesamt anders. Eine Biowaffe und Massenvernichtung liefert Klicks.