Vom Feminismus zum Humanismus
Den Geschlechterkampf überwinden!
Günter Buchholz
„Denn die einen sind im Dunkeln und die andern sind im Licht und man siehet die im Lichte die im Dunkeln sieht man nicht.“
Bertolt Brecht, Dreigroschenoper
Die mediale Öffentlichkeit widmet heute der Lage des weiblichen Geschlechts jede denkbare Aufmerksamkeit, während zugleich die Lage des männlichen Geschlechts unbeachtet bleibt. Das weibliche Geschlecht ist im Lichte, und das männliche Geschlecht bleibt im Dunkeln.
Werden Benachteiligungen des männlichen Geschlechts sachlich belegt, z. B. von MANNdat e. V., dann folgen Bagatellisierungen, Häme oder Ignoranz.
Zu nennen sind hier die Themen
- Männergesundheit,
- Bildung und Arbeit,
- Familienrecht und
- innerfamiliäre Gewalt.
Es ist dies eine Folge der Entgegensetzung von den Männern und den Frauen, die ich als feministische Dichotomie bezeichne, durch die die Inhumanität des Feminismus zur gesellschaftlichen Geltung gebracht worden ist.
Humanismus statt Feminismus
Der Humanismus wendet sich ohne Unterschied an alle Menschen. Er ist universell. Artikel 1 des Grundgesetzes spricht deshalb von „der Würde des Menschen“. Der Feminismus ist deshalb ein Rückfall, eine Regression, weil er seine Aufmerksamkeit von vornherein nur auf das weibliche Geschlecht einengt. Das weibliche Geschlecht wird einseitig beleuchtet, auf das männliche Geschlecht fällt tiefer Schatten. Was Brecht in seiner Zeit mit Blick auf die unteren Schichten der Gesellschaft schrieb, das trifft heute auf die Männer und das männliche Geschlecht überhaupt zu.
Der Artikel 3 des Grundgesetzes (in der Fassung von 1949) drückt diese universalistische Grundhaltung aus. Gleichberechtigung aller Menschen soll gelten und gewährleistet werden, und niemand soll diskriminiert werden, schon gar nicht „positiv“ im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG). Es geht im Grundgesetz im Kern um die Rechte des Individuums gegenüber dem Staat. Damit ist alles gesagt, was notwendig ist.
Es kann zum Artikel 3 Grundgesetz (1949) schlechthin keine sinnvolle Ergänzung geben. Und tatsächlich liegt der Grundgesetzänderung von 1994 (in Gestalt von Art. 3 (2) Satz 2) ein schwerer logischer Fehler zugrunde. Denn entweder meint dieser Satz wörtlich und präzise genau das, was er sagt, dann ist er überflüssig, weil redundant, oder aber er meint unterschwellig etwas anderes, nämlich „Gleichstellung“ (d. h. Gleichheit im Ergebnis), dann ist er verfassungswidrig, weil im Gegensatz zu Art. 3 (1) und (3) stehend.
Überdies ist der übliche Standardverweis auf statistische Unterrepräsentanz in von Frauen begehrten Positionen falsch, weil statistische Ungleichheiten keine Folgen von Diskriminierung, sondern eine Folge individueller und freier Wahlentscheidungen sind, zum Beispiel bei der Wahl von Studium oder Beruf. Diskriminierung wird hier nur dogmatisch untergeschoben, aber nicht begründet und nicht belegt; es handelt sich um einen direkten Ausdruck des Dogmas, demzufolge Frauen „im Patriarchat“ gewissermaßen „strukturell“ benachteiligt und „diskriminiert“ würden. Die Frauenquote und die gesamte Gleichstellungspolitik verstoßen aus den oben genannten Gründen gegen das Grundgesetz.
Das Märchen vom Patriarchat und die Frauenforschung
Der Feminismus bildet sich ein, eine Emanzipationsbewegung „der Frauen“ zu sein, ohne mit überprüfbaren Gründen anzugeben oder angeben zu können, woraus denn eine „Befreiung“ eigentlich erfolgen und wohin diese schließlich führen solle.
„Die Frauen“ sind ebenso wie „die Männer“ fiktive Kollektive, die zu tatsächlichen Klassen- und Schichtstrukturen der Gesellschaft, so wie in der Soziologie und Ökonomie immer schon thematisiert worden sind, völlig quer liegen. Diese Entgegensetzung: „die Frauen“ und „die Männer“, sie bezeichne ich als „feministische Dichotomie“.
Sie wurde von einer feministischen Lobby erfunden, die von ihr profitiert. Denn Frauenpolitik drapiert sich zwar mit Gerechtigkeitsfloskeln, ist aber tatsächlich eine ökonomische Verteilungspolitik. Die falsche Sicht einer in Frauen und Männer gespaltenen Gesellschaft, aus der sich die Farce des Geschlechterkampfes entwickelt, muss überwunden werden, um das beiden Seiten nützliche Ergänzungsverhältnis der Geschlechter wiederzugewinnen, wo es verloren gegangen ist. Dazu muss die feministische Dichotomie überwunden werden.
Die Behauptung, wir lebten angeblich in einem „Patriarchat“, in dem Frauen „unterdrückt“ oder „strukturell benachteiligt“ würden, sei es rechtlich, oder ökonomisch oder sozialpsychologisch, nämlich durch „Stereotype“, ist weder theoretisch begründet noch empirisch belegt worden.
Die Quelle dieses Dogmas ist eine bloß gefühlte Benachteiligung, die zur fixen Idee geworden ist. Diese subjektive Wahrnehmung wird durch das Patriarchatsdogma scheinbar objektiviert und verallgemeinert und darf also nicht mehr überprüft werden.
Übernehmen Männer dieses feministisches Dogma, dann werden sie zu Feministen, und sie geraten dadurch sozialpsychologisch in eine abhängige, dienende Position. Das entlastet sie zwar von Schuldgefühlen, bringt ihnen aber eine nur zwiespältige Duldung der Feministinnen ein.
Alle Frauenforschung (Gender Studies) setzt das Patriarchatsdogma als Vorverständnis voraus. Daher gibt es hier weder einen unvoreingenommen Zugang zu den Forschungsfragen noch gibt es eine ergebnisoffene Haltung. Alle einzelnen Forschungsfragen könnten problemlos mit den üblichen wissenschaftlichen Methoden in den bestehenden Wissenschaften bearbeitet werden: dort allerdings ohne Vorverständnis, mit wissenschaftstheoretischer Grundlage und offen gegenüber den Ergebnissen. Aber eben das ist von den Feministinnen gar nicht gewollt.
Feministischen Geschlechterkampf beenden!
Ausgehend vom Patriarchatsdogma – und in diesem Sinne logisch und folgerichtig – wird das männliche Geschlecht von der Wiege bis zur Bahre absichtsvoll, planmäßig und systematisch benachteiligt, wo immer sich der Feminismus hat durchsetzen können. Denn das ist sein Programm.
Er wird dennoch von nicht wenigen Männern unterstützt, die das Patriarchatsdogma übernommen haben. Ohne diese Verblendung und die sich daraus ergebende Unterstützung oder Widerstandslosigkeit gegenüber noch den abwegigsten feministischen Forderungen, z. B. innerhalb der Parteien bezüglich des Rederechts, wäre der Erfolg des Feminismus kaum verständlich.
Die größte Wirksamkeit ergibt sich jedoch aus seiner Institutionalisierung als Staatsfeminismus. Dieser existiert als Netzwerk, das, mit Steuermitteln sehr großzügig finanziert, Parteien, Parteistiftungen, Hochschulen, Gewerkschaften, Kirchen, öffentliche und private Medien sowie Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) durchdringt und die Tendenz hat, sich immer weiter auszubreiten: das von der Bundesregierung (Schwesig/Maas) vorangetriebene Gesetzesvorhaben einer Frauenquote für Privatunternehmen ist dafür das aktuelle Beispiel.
Es kann bekanntlich niemand in Frieden leben, wenn es dem Nachbarn nicht gefällt. Genau so geht es den Männern. Während die Jungen vermutlich meist gar nicht oder nur unklar realisieren, was mit ihnen angestellt wird und was sie erleiden, wären die Männer sehr wohl in der Lage, ihre benachteiligte Lage zu erkennen und etwas dagegen zu unternehmen. Sie müssten dazu allerdings das Patriarchatsdogma offensiv zurückweisen und ihre verfassungsmäßigen Rechte entschlossen einfordern.
Der weiblichen Intoleranz – insbesondere seitens der Feministinnen – mit männlicher Toleranz zu begegnen, das ist der wohl schwerste Fehler, den die Männer, insbesondere jene in der Politik und in Entscheidungspositionen, immer wieder machen.
Der Umgang mit Intoleranz erfordert aktiven Widerstand – und nicht Toleranz! Intoleranz ist bereits Konflikt, und dieser verlangt zumindest einen wirksamen Selbstschutz.
Wir brauchen dringend einen öffentlichen Bewusstseinswandel, der es ermöglicht, die feministische Ideologie zu durchschauen und sie mit der gebotenen Schärfe zurückzuweisen. Das wäre die Voraussetzung dafür, die sehr umfangreiche Subventionierung des Staatsfeminismus zu beenden und ebenso die rechtspolitisch entstandenen Privilegien abzuschaffen. Das ist es, was baldmöglichst zu tun ist.
Erst danach bestünde dann wieder eine Lage, die Buchstaben und Geist des Grundgesetzes entspräche.
Artikel erschien zunächst bei Cuncti.