Genderwahn - Faktum Magazin

Da ich der reaktionärste, konservativste und unterträglichste Biologist im Redaktionsteam bin, obliegt es mir, die völlig überholte, ewiggestrige Kunde der

Spektrum: Prämenstruellen Dysphorischen Störung der Frau

zu verbreiten.

In meiner Eigenschaft als fortschrittlichkeitsfeindlicher, im letzten Jahrtausend Steckengebliebener werde ich Euch dennoch die Botschaft anderer reaktionärer Kräfte verbreiten. Ich erzähle Euch die Geschichte,

warum Hormone manche Frau extrem plagen.

Es geht also um die als sozial konstuiert geltende Frau. In meiner Eigenschaft als kontroverser Redaktionsbösewicht beharre ich natürlich auf meine patriarchale Ansicht, dass es zwei biologische Geschlechter und gewisse Unfälle der Natur gibt. Dennoch nehme ich anderslautende Aussagen sehr wohl entsetzt/erzürnt/schockiert zur Kenntnis.

Denn schon die vielfach falsch zitierte Simone De Beauvoir sagte einst:

«On ne naît pas femme, on le devient» 

Na gut, auf französisch hätte ich es jetzt auch nicht verstanden, es macht sich nur gut – als sei ich ein Gymnasiallehrer. Es heißt auf deutsch letztendlich:

„Man wird nicht als Frau geboren, man wird es“.

Dieser Satz wird oftmals verfälscht wiedergegeben; die gemeine Feministin sagt: „Man wird nicht als Frau geboren, man wird zu Frau gemacht.“ Ist verfälschend, klingt aber im Sinne des Gender Mainstreamings besser.

Wie es jetzt die Simone letztendlich gemeint hat, ich weiß es nicht so genau. Ihr Satz stimmt grundsätzlich: Ein Junge wird auch nicht als Mann geboren, er entwickelt sich zum Mann. Der Satz der Simone lässt sich dann negativ auslegen, wenn man als Frau Probleme mit dem eignen Frausein hat. Erst wer ein negatives Bild von der Frau in der Gesellschaft hat, kann die Frauwerdung als negativ beschimpfen. Die größten Sexisten sind Feministen selbst.

Eigentlich wollte ich aber über die

Prämenstruelle Dysphorische Störung

schreiben. Diese biologistisch konstuierte Störung beschreibt den folgenden Komplex:

Bei vielen Frauen schwankt die Stimmung in den Tagen vor der Periode. Doch einige werden dabei stark belastet: Sie leiden an einer prämenstruellen dysphorischen Störung.

Es ist allerdings interessant, wie man die Konstruierung bestimmter „weiblicher Symptome“ als sozial konstruiert begründen möchte.

Während viele Frauen vor der Regelblutung „nur“ über Wassereinlagerungen oder Heißhunger klagen, kämpfen einige mit schweren psychischen Symptomen und sind reizbar, teilweise hochaggressiv: Sie leiden an der schwersten Form des prämenstruellen Syndroms (PMS), der so genannten prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS).

Nun wissen wir also was diese Störung überhaupt ist. Wenn wir jetzt einmal ehrlich zu und selbst sind: Wir sind alle mit dem Gedanken der empathischen, liebevollen und ausgeglichenen Frau aufgewachsen. Wie geht es also nun, dass diese als empathisch, liebevoll und ausgeglichen geltende Frau z. T. hochaggressiv sein kann?

Als Humanist gestehe ich jedem Menschen zunächst einmal jede Charaktereigenschaft zu: Der Mensch ist nun einmal ein Mensch. Frauen sind Menschen. Männer sind Menschen. Beide können aggressiv sein. Man müsste also, wenn man sich schon das Recht nimmt den Satz der guten Simone De Beauvoir zu verfälschen, sagen:

„Man wird nicht als eine empathische, liebevolle und ausgeglichene Frau geboren, man wird als eine gesellschaftlich verkauft.“

Schlimm. Wer verkauft wird, wird auch gekauft. Oh! Was wird die ebenfalls gute Alice Schwarzer wohl dazu sagen?

Eigentlich will ich ja nur sagen: Auch Frauen haben als Mensch das Recht aggressiv zu sein.

Was ich mir nun grundsätzlich als Frage stelle: Wenn Frauen also durch ihre Regel aus der Bahn geworfen werden können, wie argumentiert man dann ihre bessere Eignung für die Belange von Wirtschaftsunternehmen? Wenn eine Frau ebenso hochaggressiv wie ein Mann sein kann, wie argumentiert man dann die oftmals propagierte Friedfertigkeit der Frau?

Gut, Fragen, die ich mir gerade selbst stelle. Kehren wir zurück zur Störung.

„Frauen mit PMDS erleben sich in der zweiten Zyklushälfte als anderer Mensch: Sie tun oder sagen Dinge, von denen sie genau wissen, dass sie falsch sind. Im Extremfall schlagen sie ihr Kind, schreien ihren Partner an, werfen mit Gegenständen“, sagt Anke Rohde, Leiterin der Abteilung für Gynäkologische Psychosomatik am Universitätsklinikum Bonn: „Immer wieder beschrieb eine Betroffene: Ich komme wie vor wie Dr. Jekyll und Mr. Hide.“ Besonders grämen sich Frauen, wenn sie ihre Kinder ungerecht behandeln: „Wenn der Sozialpädagogin, die Wert auf achtsame Erziehung legt, die Hand ausrutscht, ist das richtig schlimm für sie“, so Rohde. Da die Symptome monatlich wiederkehren, sind familiäre und berufliche Probleme vorprogrammiert.

Wie ging ein Dialog mit Louis de Funès einst so passend?

Nein!

Doch!

Oohhhh!

Man könnte meinen, dass sich hier nun die Frage nach der häuslichen Gewalt erneut aufzwingt. Der Blick auf die Frau als alleiniges Opfer wird durch die Aussage bezüglich des Aggressionspotential der „Regelgequälten“ schwer getrübt. Hier geht es um die Gewalt gegen Kinder, die Hemmschwelle den eigenen Partner zu schlagen ist um einiges geringer. Ich weiß, wovon ich rede, ich habe Erfahrungen mit diesem Thema. Der Unterschied zum Mann ist nur der: Er hat keine Ausrede. Er hat keine Regelblutung. Na gut, dafür schiebt man bei ihm alles auf das Testosteron, was völlig absurd ist.

Da ich mich ironisch über die sozialen Konstrukte geäußert habe: Das biologische „Konstrukt“ der Prämenstruellen Dysphorischen Störung geht soweit, dass es als

als psychische Störung anerkannt

ist.

Doch es keimt Hoffnung: Vor zwei Jahren wurde PMDS als eigenständige affektive Störung im diagnostischen und statistischen Leitfaden psychischer Störungen aufgenommen, dem DMS-5. „Das sollte die Diagnosestellung in Zukunft erleichtern“, hofft Stephanie Krüger, Chefärztin am Zentrum für Seelische Frauengesundheit in Berlin.

Wer aber nun denkt, dass es nur einige wenige Frauen betrifft, der irrt:

Etwa drei Viertel aller Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter leiden nach dem Eisprung, also in der zweiten Zyklushälfte, unter körperlichen und psychischen Symptomen wie Wassereinlagerungen, Brustspannen, Niedergeschlagenheit, Müdigkeit oder Reizbarkeit. Sie hören meist schlagartig nach dem Einsetzen der Menstruation auf, was als so genanntes On-off-Phänomen bezeichnet wird. Die Bandbreite und Schwere der Symptome variiert stark. Seltener ist die PMDS, die Übergänge sind allerdings fließend: Zwischen drei und acht Prozent der Frauen erfüllen die engen Diagnosekriterien des DMS-5: Ihre Symptome – vornehmlich Reizbarkeit, Anspannung und Aggression – tauchen in mehreren aufeinanderfolgenden Zyklen auf, stehen nicht in Zusammenhang mit einer anderen psychiatrischen Erkrankung und sind so stark ausgeprägt, dass sie das soziale Miteinander in Familie und Beruf negativ beeinflussen.

Ich stelle also fest, dass ein solches Phänomen gibt. Dieses Phänomen steht diametral zur Theorie der alleinig verantwortlichen sozialen Konstruierung der Geschlechter. Es führt zu sozialen Problemen. Es führt zu gewalttätigen Ausfällen. Das Phänomen steht also ebenso diametral zum Märchen der Bereicherung von Unternehmen durch weibliche Kräfte in Führungspositionen. Frauen sind genauso gut oder schlecht für diese Positionen geeignet wie Männer.

Ein weiterer Punkt, der hinzu kommt: Hoher Östrogenspiegel macht asozial – diese Aussage würde ich zwar in „Hoher Östrogenspiegel macht Frauen egoistischer“ umformulieren, ich habe mir diese Überschrift aber nicht ausgedacht. Es gibt also schon einen weiteren Punkt, der zur Aggression im Sozialverhalten der Frau hinzukommt: Der Egoismus durch den Östrogenspiegel um den Zeitpunkt der Regel herum.

In beiden Studien zeigte sich aber, dass Frauen während der Menstruation und kurz danach eher bereit waren, ihre eigenen Ressourcen mit einer fremden Person zu teilen, als einige Tage nach dem Eisprung. Je höher der zyklusabhängige Spiegel des „weiblichen“ Geschlechtshormons Östrogen war, desto geringer fiel, statistisch gesehen, die Teilungsbereitschaft der Frauen aus.

Frauen sollten sich also lieber anstatt einem Sonne-Mond-Sterne-Kalender einen Regelkalender zulegen.

„Das Schlimmste für betroffene Frauen ist der Kontrollverlust. Deshalb organisieren einige ihr Leben so, dass sie Behördengänge und andere wichtige Tätigkeiten in der ersten Zyklushälfte erledigen“, sagt Rohde. „Ab Zyklusmittel haben sie das Gefühl, dass wieder das ‚Damoklesschwert‘ PMDS über ihnen schwebt.“

Nur um sich das einmal klar zu machen: Es geht hier nicht um die s. g. Peanuts. Es geht um hochaggressives Verhalten und Kontrollverlust. Ich spreche hier nicht von Kindergartenveranstaltungen. Ich spreche von Dingen, die ich mehrfach am eigenen Leib erfahren habe. Es geht um richtig ernste Dinge.

Es geht auch nicht darum, die Frau schlecht zu machen. Eine Frau, die ganz normaler Mensch sein darf ist auch als Mensch viel leichter zu lieben. Es geht darum, die Frau von ihrem Podest der Heiligkeit wieder herunter in die Gesellschaft der Normalsterblichen zu holen. Eine Frau, die sich eingesteht, dass sie nicht immer das perfekte liebevolle, vernünftige Wesen sein zu müssen, kommt mit diesen Stimmungschwankungen viel besser zurecht und ist eher bereit, etwas gegen diese Stimmungschwankungen zu unternehmen.

Das vor allem von Feministen verbreitete Bild der Frau ist verlogen und dient lediglich dazu, Machtpositionen gegenüber dem Mann zu generieren.