Okay, wir haben vorab davon gelesen. Wir haben vorab vom erneuten Männerkongress in Düsseldorf gelesen. Es war der dritte Männerkongress in Düsseldorf. Ich wiederhole es so kurz hintereinander, damit er vielleicht etwas Gewicht bekommt.
Es treffen sich also über 200 Teilnehmer auf diesem Kongress und alles was dabei herum kommt, sind Forderungen zum Stressabbau für Männer? Meinen die das ernst?
Über 200 Teilnehmer konnten die Veranstalter beim dritten wissenschaftlichen Männerkongress begrüßen, der am 19. und 20 September an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf stattfand. Unter dem Motto „Angstbeißer, Trauerkloß, Zappelphilipp – Psychische Gesundheit bei Männern und Jungen“ beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwei Tage lang mit Rollenstereotypen und kulturell vermittelten Rollenbildern, die Männern und Jungen den Zugang zu den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen erschweren. Im Mittelpunkt der Tagung standen deshalb neben der psychischen Belastung bei Jungen und Männern und dem Themenblock „Gewalt“ auch die Möglichkeiten, die Psychotherapien und Prävention darstellen können.
Meinen die das allen Ernstes ernst? Also so tatsächlich ernst? Mir stellen sich sämtlich vorhandenene Haare auf.
Es ist also ein Männerkongress, der deutlich Probleme von Männern ansprechen könnte – hohe Selbstmordrate, häusliche Gewalt gegen Männer, Benachteiligungen im Schul- und Gesundheitssystem usw. – und denen fällt nichts besseres ein, als über Rollenstereotype und kulturell vermittelte Rollenbilder zu sprechen? Hätte das ganze nicht besser unter „Gender studies für Männer“ stattfinden müssen?
Aber immerhin werden 11 Forderungen nach Abschluss des Kongresses veröffentlicht:
Zum Abschluss verabschiedeten die Teilnehmer elf Thesen mit Forderungen auch an die Politik:
– Männer brauchen zur Prävention der Folgen von Arbeitsstress mehr niedrigschwellige Hilfsangebote wie Stresspräventionsgruppen oder die psychosomatische Sprechstunde im Betrieb.
…
Na, wenn das alles ist, was so ein Männerkongress auf die Kette bekommt, dann kann sich der deutsche Feminismus ja entspannt zurücklehnen. Während Männer gender studies für Arme spielen, boxen Feministinnen dann sämtliche Verschärfungen für Männer in der Berufswelt (Frauenquoten) oder im Strafrecht (Umkehr der Beweislast bei Vergewaltigungen/Gewalt gegen Frauen allgemein) durch.
Über 200 Teilnehmer ist eine enorme Zahl. Wir selbst wissen, wie schwierig es ist, Leute zu aktivieren. Wir selbst müssen darum kämpfen immer bekannter zu werden. Wo aber sind die ganzen Beiträge zum Kongress? Wo sind die Blogbeiträge zum Kongress? Warum werden wir nach dem Kongress nicht mit Berichten zugebombt? Warum wird die Energie von über 200 Menschen nicht genutzt, um für einen großen Knall in der Öffentlichkeit zu sorgen?
Eine Verweigerung der Presse kann es nicht sein. Es gibt Blogs. Wo aber sind die Beiträge?
Heute morgen habe ich noch Männerkongress: Männer sind gefälligst auch Opfer! bei den Science Files gelesen. Der Artikel ist nicht wirklich schmeichelhaft geschrieben, ich fand ihn aber auf Anhieb gut. Mittlerweile finde ich mich immer besser in diesen Artikel hinein, wenn ich bedenke, welche Inhalte und Ergebnisse dieser Kongress hatte. Der Name Männerkongress ist ein wenig hochtrabend gewählt. Düsseldorf ist evtl. auch der falsche Ort – wie wäre es mit Berlin und der Humboldt-Universität und alles gesponsort von der Heinrich-Böll-Stiftung?
Der Artikel von Michael Klein bei Science Files macht ebenfalls darauf aufmerksam, dass Männer und Jungs tatsächliche Probleme haben:
Übrigens haben Jungen und Männer tatsächlich Probleme:
Jungen finden sich häufiger als Mädchen auf Sonderschulen, werden häufiger mit sozial-emotionalen Störungen, die man jedem andichten kann, der nicht passt, auf eben dieselben abgeschoben oder erst gar nicht eingeschult.
Jungen machen seltener ein Abitur, bleiben dagegen häufiger ohne Schulabschluss als Mädchen.
Männer arbeiten härter als Frauen und sterben deshalb im Durchschnitt früher.
Männer tragen die Hauptlast der gesetzlichen Rentenversicherung und entnehmen der Rentenversicherung dennoch deutlich weniger als Frauen.
Männer sind häufiger arbeitslos als Frauen.
Männer begehen häufiger Selbstmord als Frauen.
Sind diese Themen lediglich 11 Forderungen wert?
Gut, im Vorfeld gab es ein paar Artikel in feministisch-orientierten Blättchen im deutschen Pressewald. Das sind wir aber doch gewohnt, dass es die Presse nicht so gut mit uns meint – wir haben es selbst mit dem Tagesspiegel erfahren. Das hat aber über 200 Personen nicht davon abgehalten zu diesem Kongress zu gehen.
Wo aber sind die Ergebnisse? Wenn wir irgendwann mal wieder zu einem gesunden Miteinander mit dem anderen Geschlecht finden wollen, müssen so langsam Ergebnisse her.
Edit:
derdiebuchstabenzählt machte uns in den Kommentaren auf die Preispolitik des Kongresses bezüglich der Teilnahmegebühr aufmerksam:
Ohne Ermäßigung 200 Euro und mit Ermäßigung als Arbeitsloser, Student, Schüler… 150 Euro. Das nenne ich „aktives Ausschließen“. So schließt man viele Personen von Anfang an aus. Das sagt nun endgültig alles aus.