Leitkultur: Drei Vier philosophische Artikel zum Thema
Heute wurde der dritte Teil der Serie zur Leitkultur veröffentlicht: eine philosophische Auseinandersetzung mit dem Thema.
[Anmerkung der Redaktion: Zur Serie gibt es nun einen zusätzlichen Artikel]
Der kulturrelativistischen Abwehr der Frage nach einer Leitkultur muß entgegengetreten werden, denn sie dient der Öffnung auch gegenüber solchen Kulturen, die mit der unseren kulturunverträglich sind.Die Wirkungen einer solchen falschen Öffnung sind dann fatal, wie die europäische Immigrationspolitik seit 2015 völlig evident praktisch beweist. Etwas schwächer als die komplette kulturrelativistische Abwehr ist dann der Verweis auf das Grundgesetz. Er ist zwar nicht falsch, aber bei weitem nicht hinreichend. Denn damit wird immer noch sehr, sehr viel ausgeblendet.
Was nun aber bei einer solchen Beschränkung auf das Grundgesetz alles ausgeblendet wird, das soll hier in drei aufeinander aufbauenden Beträgen genauer beleuchtet werden:
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Professor Dr. Günter Buchholz: Leitkultur? Leitkultur!
Wenn wieder einmal der von Bassam Tibi eingeführte Begriff der Leitkultur fällt, dann sind zwei Reaktionen zu beobachten. Die einen, die Kulturelativisten, stammeln abwehrend etwas von einem angeblichen Rassismus, die anderen, die liberal-säkularen, ebenso geschichtsvergessenen wie irgendwie aufgeklärten Individualisten reagieren ob ihrer eigenen Prinzipienlosigkeit mit Verlegenheit und Ratlosigkeit, und dann fällt ihnen prompt etwas ein, was es glücklicherweise wirklich gibt, nämlich das Grundgesetz. (…)
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Dr. Alexander Ulfig: Die fünf Säulen unserer (Leit-)Kultur
(…) Die Frage nach den Grundelementen unserer Kultur ist angesichts der großen Zahl von Migranten, die nach Deutschland und Europa kommen, von höchster Aktualität. Menschen, die nach Deutschland und Europa einwandern und sich integrieren oder gar assimilieren möchten, müssen die Grundelemente unserer Kultur kennenlernen und sich mit ihnen auseinandersetzen. (…)
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Dr. Elmar Diederichs: Die neue Debatte um eine lokale Leitkultur
(…) Kulturrelativismus und Humanismus sind unvereinbar. Daher ist Multikulturalismus antihumanistisch. Zudem gibt es in Europa eine historisch gewachsene und damit lokal beschränkte, nicht-nationale Leitkultur, deren gegenwärtiger Atheismus mit der islamisch gewachsenen Kultur unverträglich ist. Weite Teile der europäischen Kultur sind humanistisch. Einen humanistischen Islam kann es niemals geben, denn nur der Atheismus ist eine humanistische Position. (…)
Michael Mansion: Die politische Debatte und das Links-Rechts-Missverständnis
(…) Wohl aber kann Wesentliches, Unverwechselbares und Unveräußerliches erarbeitet werden, das zugleich den Rahmen des Nationalen beschreibt, begrenzt und dabei für kulturelle (und soziale) Deutung steht.
Die nationalen Kulturen sind deshalb nicht beliebig und nicht beliebig belastbar, wenn man darunter den Versuch versteht, sehr unterschiedliche und einem divergierenden Wertekanon verpflichtete Kulturen miteinander (etwa auf einem Staatsgebiet) zu verbinden bzw. zu vermischen.Aus historischer Betrachtung führt das zu massiven Auseinandersetzungen bis hin zum Bürgerkrieg. (vergl. N. Acheson: Schwarzes Meer).
Für den Diskurs ist unerlässlich, zunächst und vorab den Kulturbegriff in seiner nationalen Gestalt verbindlich zu klären. (…)