Feminismus akut - Hexe - Feministin - Faktum Magazin

Ein Artikel über „Anti-Feministen“ im Tagesspiegel.
Edit: Aus Anti-Feministen wurden jetzt Nicht-Feministen gemacht.
Den Originalartikel kann man sich hier herunterladen: Nicht-Feminist–Artikel-Seite 1 und hier: Nicht-Feminist–Artikel-Seite 2. Wir belassen unseren Artikel, wie er ist.


 

Der Tagesspiegel hatte uns zu einem Interview geladen. Dem haben wir Folge geleistet. Wir waren gewarnt, weil wir den deutschen Journalismus kennen. Da wir aber Dinge verändern wollen und müssen, können wir nicht für immer im Untergrund bleiben. Daher haben wir den Termin wahrgenommen. Heraus kam ein Artikel, der wie durch einen Verzerrspiegel aus dem Spiegelkabinett erscheint. Unsere Worte wurden verdreht, aus dem Zusammenhang gerissen und streckenweise völlig falsch wiedergegeben.

Schon der Titel Nieder mit dem Matriarchat! Der Klub der Antifeministen zeigt, dass der Journalist gar nicht bereit war, unseren Äußerungen zu folgen. Das Wort „Matriarchat“ ist in diesem Zusammenhang nie gefallen. Wir wollen auch nichts stürzen, wir wollen Veränderungen. Der Begriff des „Antifeministen“ wurde uns ebenfalls untergeschoben.

Gehen wir weiter zu dem Bild der biertrinkenden Damen. Die Bildunterschrift stammt aus keiner unserer Äußerungen:

Frauen regieren die Welt! Der Klub der Antifeministen will das ändern.

So einen Satz würden wir nicht sagen. Wie schon erwähnt: Wir sind kein Klub der Antifeministen, wir bezeichnen uns als Nicht-Feministen. Wie sich das einzelne Mitglied selbst sieht, ist die Sache des Mitglieds. Aber schon hier deutet sich an, dass der Journalist Mohamed Amjahid nichts verstanden hat oder verstehen wollte.

Am Kottbusser Tor spielte/tanzte auch keinequeer-feministisch-orientalische Boygroup„.
Wie sieht man überhaupt, dass eine Boygroup feministisch ist? Die Gruppe wird durch den Journalisten herbeifantasiert und der Begriff „feministisch“ ist in diesem Zusammenhang völlig absurd. Die ganze Erwähnung der nicht vorhandenen Boygroup ist absurd.

Ja, es stimmt. Wir suchen noch nach einem aussagekräftigen Namen – für etwas, das wir gründen und auf feste rechtliche Füße stellen wollen. Es ist aber nicht egal.

Selbst ihre Selbstbezeichnung ist noch nicht geklärt: Humanisten? Gerechtigkeitskämpfer? Männeraktivisten? Egal.

Auch wenn durch dieses „Egal.“ am Ende ein falscher Eindruck vermittelt werden kann – es stimmt tatsächlich: Wir sind Humanisten und kämpfen für Gerechtigkeit. Als aktive Männer sind wir sogar „Männeraktivisten“. Wir möchten aber nicht bloß Männer aktivieren, sondern auch die Frauen, die dem Feminismus kritisch gegenüber stehen. Wir verstehen uns als Sammelbecken für die, die erkannt haben, welche Gefahren im Feminismus stecken.

Es geht an diesem Abend um Inhalte, Lösungen, um eine akute Gefahr im Land: Die Frauenlobby. Stark und autoritär sei sie. Organisierte Frauennetzwerke dominieren demnach Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland. Es ist so schlimm, etwas müsse dagegen getan werden.

Stimmt. Die Themen bestimmen aber nicht wir. Diese Themen bestimmt der Feminismus. Wie sagt Fidelbogen aus den Staaten immer so schön: „Feminism is what we say it is.“ Wir sagen, was Feminismus ist, weil wir ihn von Außen durchschauen. Mit „wir“ meine ich jetzt alle Menschen, die erkennen, wie schädlich Feminismus für die Gesellschaft ist. Ja, wir müssen etwas dagegen tun.

In seinem Absatz über unsere Themen, die uns bewegen wird deutlich, dass der Journalist mit einer festen Meinung an die Sache gegangen ist und den Themen auch keine weitere Beachtung schenkt. Wir haben sämtliche dieser Themen völlig anders dargestellt und vor ihn ausgebreitet. Die Aufbereitung ist daneben.

Bei Ingwertee und Cola kennt die Liste, was alles in der Bundesrepublik so schief laufe, kein Ende: Jungs würden von der neuen Pädagogik gezwungen mit Puppen zu spielen, während Mädchen alles machen dürften. Männerfeindlichkeit gehöre mittlerweile zum guten Ton einer jeden Talkshow. Die Genderforschung mache die Sprache kaputt. Heterosexueller Geschlechtsverkehr gelte per se als Vergewaltigung. Und die Emma bekomme staatliche Subventionen.

Tja, wenn jetzt einer von uns Bier getrunken hätte, wären wir bestimmt alle Alkoholiker. Cola und Ingwertee ist völlig in Ordnung. Es ist aber schon verwunderlich, dass man eine solche Anzahl von Themen, die wir alle ausführlich und anders dargelegt haben, mal eben in einem Absatz erschlagen kann. Er legt uns auch einen Tonfall in den Mund, der zornig erscheinen soll. Nein, wir sind nicht zornig. Wir sind besorgt.

‚Eltern 1’ und ‚Eltern 2’ anstatt Mutter und Vater ist zum einen falsch und zum anderen habe ich nichts davon gesagt. Es wird mir in den Mund gelegt. Ich hatte einst über Elter1 und Elter2 recherchiert, kam aber zu dem Schluss, dass es sich scheinbar um eine urban legend handelt. Das Thema ist mir auch zu absurd. Solche Dinge gebe ich nicht von mir. Das ist dann genauso wie mit der „queer-feministisch-orientalischen Boygroup„. Journalismus scheint sich mittlerweile mit Epik zu verwechseln.

Der Vergleich Alice Schwarzer/Uli Hoeneß ist gefallen, allerdings anders als dargestellt. Es wurde kritisiert, dass sich Alice Schwarzer vor einem breiten Publikum rechtfertigen kann, ein Uli Hoeneß aber nicht. Beide haben Dreck am Stecken. Es ging nur um den Umgang mit ihnen. Dieser ist im Falle Schwarzers ein ganz anderer als im Falle Hoeneß. Er diente als Vergleich, um zu sehen, dass die feministisch beschworenen „double standards“ auf beiden Seiten gelten. Die Steuerhinterziehungen von beiden sind zu verwerfen. Das haben wir auch so dargestellt.

Die Männer lachen – es ist ein etwas verbittertes Lachen.

Wir sind nicht verbittert. Ich kann mittlerweile sogar über den Artikel lachen. Denn im Kern zeigt er eins: Der Journalist konnte nicht viele Dinge finden, die er uns tatsächlich zum Vorwurf machen kann.

Ingwertee und Cola, ein angeblich verbittertes Lachen, eine nicht vorhandene Boygroup, computeraffine Zöpfe, Piercing im Ohr, Veganer – das sind Dinge, die mit dem Thema nichts zu tun haben, aber ein Bild erzeugen sollen.

Hinter der Wut auf die „maternalistische Unterdrückung“ stecken Erfahrungen, steckt Gewalt, die die Männer nachhaltig geprägt haben. Wolle, ein überzeugter Veganer, nippt an seiner kleinen Cola-Flasche. Er sitzt da in seiner Fließjacke, mit seinem computeraffinen Zopf und seinem Piercing am Ohr. Wolle will offen mit dem umgehen, was ihm passierte, damit es nie wieder passiert.

Es ist also ein computeraffiner Zopf, wenn man seine Haare, die bis über den Hintern reichen, zu einem Pferdeschwanz zusammenbindet. Die Beschreibung wirkt wie eine Beschreibung eines Piraten. Aber richtig: Ich will offen mit der erlittenen Gewalt umgehen. Ich will offen damit umgehen, wie mich Polizei, Staatsanwaltschaft und das Gericht nach meinen Gewalterfahrungen behandelt hat. Ich will offen, aber nicht wütend damit umgehen. Ach ja, klar, ich bin Veganer und Linkshänder. Das macht verdächtig.

Der Journalist hatte während des Gespräches versucht, uns die AfD unterzujubeln. Was ihm nicht gelungen ist. Wir sind eine politisch offene Gruppierung. Bei uns kann der Grüne, neben dem Linken, neben einem von der CDU sitzen usw. Es geht uns um Ungerechtigkeiten.

Immerhin wird angesprochen, dass wir Frauen gegenüber positiv eingestellt sind. Eine Gesellschaft funktioniert eben nur mit beiden Geschlechtern. Letztendlich haben wir aus diesem Artikel gelernt. Wir haben gelernt, dass wir Dinge anders mitteilen müssen. Dass wir vorab bestimmte Begrifflichkeiten für uns auschließen müssen. Nur durch Erfahrung lernt man. Der Artikel hätte noch polemischer sein können.

Die Kommentare sprechen trotz der Verfälschungen aber eine deutliche Sprache. Die Kommentare zeigen, dass wir mit unseren Einstellungen richtig liegen. Der Artikel spielt uns eher zu, als dass er uns schädigt.

 

 


Gunnar, der am Gespräch beteiligt war, hat unter den Artikel folgendermaßen kommentiert:
(es ist noch nicht bekannt, ob er veröffentlicht wird/wurde)

Hallo Herr Amjahid,

während unseres Gesprächs, als wir mehrfach betonten, dass wir eben keinen Krieg gegen Frauen führen, sondern im Gegenteil an einem neuen Miteinander der Geschlechter interessiert sind und uns daran gelegen sei, dass dies auch korrekt dargestellt würde, prahlten Sie damit, Vertreter eines „Qualitätsjournalismus“ zu sein, der durchaus differenzieren könne. Wie sieht Ihr „Qualitätsjournalismus“ also aus?
– Eine denunzierende Überschrift, die nichts mit unseren Aussagen zu tun hat, ebenso übrigens wie die Zwischenüberschrift „Wut auf …“ – von Wut war in unserer entspannten Runde, in der oft gelacht wurde, nicht ein einziges Mal die Rede.
– der typische herablassend-ironische Tonfall mit persönlichen Diffamierungen („selbsternannte Nicht-Feministen“).
– Manipulationen wie „Schnell fällt der Name Alice Schwarzer“ – in der Tat, da Sie ihn ins Spiel brachten. Von uns hätte sich keiner lange mit der Dame aufgehalten, aber Ihr Interesse an ihr war augenfällig. Und, nein, mir war dieser Punkt nicht im Geringsten wichtig. Ich interessiere mich für Demokratie und Menschenrechte, nicht für Personenkulte.
– Dass wir unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Ansätzen sind, was wir ebenfalls mehrfach betonten, haben Sie natürlich erfolgreich ignoriert, damit Sie ein schönes Feindbild konstruieren können. Wie beispielsweise mit der niemals gefallenen Bezugnahme auf ein buntes Treiben vor der Tür, mit dem Sie vermutlich irgendwie eine Abneigung unsererseits gegen Minderheiten suggerieren wollen.
– „Welcher Mann lässt sich von Frauen dermaßen piesacken, dass er sein Leben damit verbringt, gegen das Matriarchat zu philosophieren?“ Ja, in der Tat – wer? Wir jedenfalls nicht. Neben vielem anderen beschäftigen wir uns auch mit der herrschenden Männerverachtung. Die Ihr Artikel mit seinen Verdrehungen und Unterstellungen prachtvoll belegt. Aber natürlich, wer von der männerfeindlichen Böll-Stiftung gefördert wird, muss wohl mit den Wölfen heulen.

Gunnar

evilmichi hat dieses Statement von sich gegeben, was verdeutlicht, warum wir u. a. Nicht-Feministen sind:

Weiblich und feminismuskritisch.
Auch wenn sich ein solcher Artikel für jemanden, der „feministisch“ sozialisiert wurde, seltsam bis lächerlich liest, es steckt ein wahrer Kern in den Aussagen der Feminismuskritiker. Und wer beginnt, in unserer Gesellschaft etwas genauer hinzusehen, wird sehr schnell die herrschenden Doppelstandards nicht mehr übersehen können.
Interessant sind die Reaktionen von feministischer Seite. Männliche Belange werden ins Lächerliche gezogen, fast so, als existierten sie überhaupt nicht.
„Weibliche Privilegien? Gibts nicht! Das sind alles Werkzeuge des Patriarchats! Benachteiligung von Männern? Alles halb so wild!“

Auf der einen Seite heißt es, der Feminismus sei für beide Geschlechter da, doch macht man darauf aufmerksam, dass der Feminismus ausschließlich weibliche Belange bearbeitet, bekommt man ein „Kümmert euch selbst um eure Angelegenheiten!“ an den Kopf geworfen.
Ja wie jetzt?!? Ist Feminismus nun für alle da oder nicht?

So richtig spannend wird es dann, wenn Frauen den Feminismus kritisieren bzw. sich weigern, das Label „Feministin“ anzunehmen. Da zeigen sich Feministinnen dann [wohl eher unfreiwillig] von ihrer „aufrichtigsten“ Seite, denn Kritik am Feminismus ist nicht erlaubt.

Ich bin eine von ihnen, eine von den Frauen die sich weigern, Feministin zu sein. Und ich durfte erleben, was Feministinnen mit Frauen wie mir machen. Man wird beleidigt und verunglimpft. Man wird als dumm, naiv, feige, ignorant und ungebildet hingestellt. Es heißt, feminismuskritische Frauen wollten sich nur bei Männern einschleimen.

Sehr schön, dass ich als Frau nur so lange meine eigene Meinung haben darf, wie sie in den von Feministinnen vorgeschriebenen Bahnen verläuft.

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